

Luffaschwamm von Naiked: Wenn nur die Naht nicht wäre ...

Immer wieder ersetze ich Dinge in meinem Haushalt, um ihn nachhaltiger zu machen: Plastiktüten, Kosmetik, Fleisch – und nun auch meinen Spülschwamm. Leider ist der aus Luffa von Naiked nicht gekommen, um zu bleiben.
Mikroplastik ist doof für die Umwelt. Ebenso Einwegplastik. Oder Flugreisen. Oder fossile Brennstoffe – ausser Erdgas natürlich (looking at you, EU). Es gibt einiges, das am Alltag geändert werden könnte, um die ganzen Umweltprobleme, die wir uns selbst eingebrockt haben, in den Griff zu bekommen.
Dazu gehört auch der Abwasch. Ich muss mich immer wieder zwingen, das Wasser dabei nicht laufen zu lassen. Ich bin zu bequem, um das Spülbecken zu füllen und den Wasserhahn jedes Mal kurz aufzudrehen, um Schaum zu entfernen. Auch die üblichen Spülschwämme aus Kunststoff tun der Erde nichts Gutes. Vor allem, weil sie laut einer Studie der Hochschule Furtwangen aufgrund der Bakterienlast wöchentlich entsorgt werden sollten. Alles Kunststoff, der die Deponien füllt oder verbrannt wird
Also weg damit – zum letzten Mal. Ich kaufe mir einen Schwamm aus Luffa von Naiked.

Ein reinigender Kürbis
Luffaschwämme sind 100 Prozent natürlichen Ursprungs, da sie aus Gemüse bestehen. Junger Schwammkürbis, der einer Zucchini ähnelt, wird in Asien als Gemüse verzehrt, reifer Schwammkürbis wird innen faserig und trocken. Perfekt, um daraus einen Bade- oder eben Spülschwamm zu machen. Das wusste schon das vorchristliche Israel und nutzte sie zur Körperhygiene. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde Luffa auch als Ölfilter auf Dampfschiffen verwendet. Heute werden die Fasern in Paraguay als Holzersatz für den Häuserbau verwendet. Aus der Not heraus übrigens, denn Paraguay hat nach jahrzehntelangem Raubbau an den Wäldern einfach fast kein Holz mehr.

Aber zurück zum Spülschwamm. Verpackungsdesign und Marketing gefallen mir sehr gut. Auch die durchweg positiven Online-Artikel zum Thema Luffaschwamm haben so was wie Vorfreude in mir geweckt. Die wird leider schon beim Auspacken etwas getrübt. Der aus dem Karton gezogene Schwamm riecht komisch, paradoxerweise etwas chemisch. Sobald er genässt ist, wird der Schwamm weicher und flexibler, doch leider nicht an den Rändern. Diese sind geschnitten und mit einer Naht versehen, wodurch der Luffa gepresst und starr wird. Beim Tellerwaschen stört das wenig, bei Gläsern aber schon, da sich der Schwamm nicht an die runde Oberfläche anpasst.

Urbi et orbi
Durch die starren Ränder lässt sich der Luffaschwamm von Naiked auch nicht richtig auswringen, sondern ich muss das Wasser durch schnelle Handbewegungen quasi herausschleudern. Wie ein Pfarrer, der seine Gläubiger segnet. Ansonsten ist der Schwamm viel zu nass, was mich vor allem dann stört, wenn ich die Oberfläche rund ums Spülbecken reinigen will. Aber: Der Schwamm lässt sich zum Trocknen aufhängen, was mir wiederum sehr gefällt.
Nach mehreren händischen Spülgängen manifestiert sich ausserdem mein erster Eindruck, dass der natürliche Schwamm viel weniger schäumt als der synthetische. Das ist per se nicht schlimm, widerspricht aber meiner abgespeicherten Formel: Schaum = sauber. Das Schaummangel-Problem habe ich übrigens auch mit vielen natürlichen Zahnpasten.

Weil Luffa kratziger ist als Schaumstoff, lassen sich hartnäckige Rückstände gut von Töpfen und Pfannen entfernen, vom Schwamm dagegen etwas schlechter. Ich muss immer wieder Essensreste herausfriemeln. Aber immerhin bringe ich sie weg. Auf der rauen Seite des konventionellen Schwammes bleibt auch so einiges hängen, das sich zum Teil gar nicht mehr entfernen lässt. Wenn du kürzlich nach dem Käsefondue dein Caquelon gereinigt hast, weisst du, wovon ich rede.
Gute Idee mit Luft nach oben
Ich will den Schwamm lieben, weil er sich um den Planeten kümmert. Mein Exemplar von Naiked ist bei 120 Grad waschbar, also kann ich ihn bei 90 Grad in meine Waschmaschine werfen. Er ist kompostierbar und handgemacht in Spanien (ob der Luffa selbst auch dort angebaut wurde, ist unklar). Alles wunderbare Eigenschaften, trotzdem fühle ich mich NOCH zum synthetischen Schwamm hingezogen. Der ist weicher und flexibler, passt sich daher Geschirroberflächen perfekt an und lässt sich gut auswringen. Ausserdem piksen seine Ränder nicht unangenehm in der Hand. Vielleicht probiere ich es mit einem Öko-Schwamm aus Zellulose, bis ich den für mich passenden Luffa-Spülschwamm gefunden habe. Bei dem ist immerhin nur der Leim zwischen rauer und weicher Seite künstlich (Polyurethan). Denn weiterhin doofen Mikro- und Makroplastik für die Umwelt produzieren, will ich nicht.



Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.