

Licht, Schatten und ein seltsamer Schaden: Reaktionstraining mit den RoxPro

Mit den RoxPro von A-Champs trainierst du deine Reaktionsschnelligkeit. Die leuchtenden Pods fordern Körper und Hirn heraus – zum Beispiel wenn es darum geht, die Erklärung für einen seltsamen Defekt zu finden.
Sie sind aus Jet-Fighter-Material. Sie sollen praktisch jede Misshandlung aushalten, steht auf der Homepage. Sie sind kaputt, stellen wir fest, als wir sie aus ihrer Verpackung nehmen. Bei drei von sechs Geräten sind Schrauben aus dem Jet-Fighter-Material Kunststoff gebrochen. Das Akku-Fach hält nicht, sie gehen deshalb nicht an. Wir, das ist neben mir noch die Leichtathletin und Physiotherapeutin Pascale Gränicher, die sich ebenfalls für die RoxPro interessiert und Erfahrung mit ähnlichen Geräten hat. Zunächst bin ich froh, dass ich sie als Zeugin habe. Denn so weit lagen Anspruch und Realität noch bei keinem Produkt auseinander, das ich ausprobiert habe. Es handelt sich nicht um ein Test-Set, das schon durch etliche Hände gegangen ist. Ich habe es intern bestellt und es wäre genau so bei dir als Kundin oder Kunde gelandet.

Ein mehr als ärgerlicher Defekt, bei dem ich im Ernstfall nur schwer beweisen könnte, dass ich die Dinger nicht wuchtig an die nächste Wand geworfen habe. Und selbst dann könnte noch jemand kommen und sagen: «Guck mal, auf Youtube fahren die sogar mit dem Auto drüber und das Gerät bleibt heil.» Im Netz finden sich keine Berichte von Leidensgenossen. Keine Beschwerden über diese Schwachstelle.

Was heisst das nun für unseren Test? Zunächst mal will ich herausfinden, ob es eine Erklärung für den Reinfall gibt und ob mir geholfen wird. So sehr ich auf unseren Kundendienst vertraue – bei Galaxus zu reklamieren, ist bei einem intern bestellten Testprodukt witzlos. Würde ich über die Kontakte der Kolleginnen und Kollegen beim Lieferanten anfragen, wäre mir eine gewisse Vorzugsbehandlung sicher. «Hallo, ich teste gerade euer Produkt und es ist kaputt» – da klingeln die Alarmglocken.

Stattdessen schreibe ich den Hersteller von einer privaten Mailadresse direkt an, schildere den Fall und schicke ein Foto der gebrochenen Abdeckung mit. Wie kann das sein, kommt das häufiger vor? Was sagt ihr dazu und gibt es Ersatzteile? Ich bleibe freundlich und weise darauf hin, dass ich das Produkt nicht direkt auf der Homepage des Unternehmens bestellt habe. Dazu äussere ich die Sorge, dass es Probleme bei der Rückgabe geben könnte. Ich fordere nichts ausser einer Erklärung und einigen Infos. Und es ist nicht meine Absicht, auf dem Produkt rumzuhacken. Fehler können passieren – entscheidend ist, wie damit umgegangen wird. Mehr dazu später. Jetzt geht es zunächst mal darum, wie blinkende Pods, die auf Berührung und Bewegung reagieren, im Training nützlich sein können und wie sich die drei funktionierenden RoxPro und die drei notdürftig zusammengeklebten Pods schlagen.
Was bringt’s?
Zum Einstieg möchte ich von Pascale wissen, wann ihr diese Trainingsform erstmals begegnet ist. «Wir hatten das vor zehn bis 15 Jahren schon im Leichtathletik-Training und in der Sportschule», erinnert sich die ehemalige Schweizermeisterin über 400 Meter. «Das waren vier Kästen, die in einer gewissen Reihenfolge geleuchtet haben und getaggt werden mussten.» Das Prinzip ist einfach, aber trotzdem vielseitig. «Seit ein paar Jahren ist das auch in der Physio-Praxis angekommen.»

Schnell auf Signale zu reagieren und entsprechend zu handeln, fordert Sportlerinnen und Sportler auf unterschiedliche Weise. «Es gibt verschiedene Varianten: Entweder leuchten die Sensoren in bestimmten Mustern auf und man muss mit einer Berührung darauf reagieren, um sie auszuschalten. Oder sie messen, wie oft eine Berührung stattfindet.» Auch Fehler bei der Entscheidungsfindung sind messbar. Wenn zum Beispiel Grün «schlagen» und Rot «nicht schlagen» bedeutet, siehst du danach in der Statistik, wie oft du falsch reagiert hast.
Dadurch lassen sich nicht nur in Spielsportarten, sondern in praktisch jeder Disziplin neue Reize setzen. «In der Reha kann man auf der reaktiven Ebene arbeiten und Richtungswechsel viel natürlicher einbauen», sagt Pascale, die auch sportmotorische Tests mit Kindern durchführt und von der ich nun wissen will, worauf es ihr im Umgang mit solchen Geräten ankommt.
«Der Akku sollte durchhalten und sowohl die Verbindung als auch die Sensoren selber müssen stabil sein», setzt sie an und ich bin gespannt, ob die RoxPro nach der ersten Enttäuschung im Test doch noch punkten können. Bis zu 24 dieser Sensoren sollen sich mit dem Smartphone verbinden lassen, die Reichweite beträgt 40 Meter und die Akkulaufzeit wird mit bis zu sieben Stunden angegeben. Geladen werden die Sensoren induktiv und direkt in ihrer gut gepolsterten Transporttasche, du musst nur einen Stecker einstecken und warten, bis alle wieder grün leuchten.

«Das Aufladen über den Koffer funktioniert gut», urteilt Pascale. Ihre weiteren Kriterien: «Sie müssen korrekt messen, wenn es zum Beispiel um Assessments geht. In der Reha ist das nicht ganz so wichtig, aber auch da wollen wir die Entwicklung natürlich überprüfen.» Neben harten Fakten gibt es auch noch weiche Faktoren, die für solche technischen Hilfsmittel sprechen: «Im Training ist der spielerische Aspekt lässig, es ist mal etwas anderes. Das ist bei vielen digitalen Geräten ein Vorteil, sie bringen externe Reize und Abwechslung, das steigert die Motivation.» Und sie steigern die Anforderungen, wenn es um Reaktionsvermögen, peripheres Sehen, Vororientierung und Handlungsschnelligkeit geht.
Verbinden und loslegen
Natürlich ist eine App zentral, um die RoxPro startklar zu machen und für Übungen zu konfigurieren. «Die Sensoren zu verbinden ist nicht ganz simpel, da es lange gedauert hat, bis sie erkannt wurden», ist Pascales erster Eindruck.

Auch ich frage mich anfangs, warum man sekundenlang die Hand auf den seitlichen Power-Button legen muss, bis die Dinger paarungsbereit sind. Aber in diesem Punkt überzeugt mich die Erklärung, dass Geräte, die regelmässig geschlagen und getreten werden, nicht bei jedem Stupser an- oder ausgehen sollten. Nach einigen Versuchen wird das Prozedere zur Routine: Hand auflegen, auf Vibration und Lichtsignal warten, darüberstreichen oder draufklopfen und – Pling! – die Verbindung steht. Ausschalten lassen sich die Sensoren nur über die App oder sie erledigen es nach einer definierbaren Zeitspanne von selbst, sofern sie nicht mehr genutzt werden.

«Wenn sie verbunden sind, leuchten sie fröhlich», sagt Pascale. Farben und Intensität lassen sich anpassen. Ob die RoxPro auch Töne von sich geben sollen, kann sie ebenfalls per App festlegen. Dort findet sich eine grosse Auswahl an Trainingsprogrammen, die sich nach Thema oder Sportart filtern lassen. Dazu gibt es eine Analyse-Ecke, die deine Fortschritte dokumentiert, und ein lokales sowie globales Leaderboard, um deine Leistungen mit anderen zu vergleichen. Pascale interessiert sich ausserdem für die Möglichkeit, ein eigenes Trainingsprogramm mit unterschiedlichen Aufgaben zusammenzustellen. «Das ist nicht so ganz intuitiv, man kommt immer wieder auf die Startseite und dreht sich etwas im Kreis», stellt sie fest. «Es können die Anzahl RoxPro, der Kontaktton, die Lichtstärke, -frequenz und -intensität sowie das Startsignal ausgewählt werden. Die Option, das Licht auszustellen, gibt es leider nicht. Somit ist immer eine Form von Rhythmus vorgegeben.»

Ansonsten sind die Möglichkeiten vielfältig. Auch eine Balancier-Funktion, die die Raumlage berücksichtigt, lässt sich aktivieren. Du kannst die RoxPro gruppieren, je nachdem, wie viele du für die jeweilige Übung brauchst. Du kannst einstellen, ob der Untergrund hart oder weich ist und wie sensibel sie reagieren sollen. «Es macht einen grossen Unterschied, ob man wirklich mit der Handfläche draufschlagen muss, oder ob eine Berührung mit dem Finger reicht», sagt Pascale. «Wenn Koordination unter Präzisionsdruck das Ziel ist, ist es gut, wenn sie nicht zu sensibel reagieren. Dann musst du genau treffen. Wenn es dagegen um schnelle Reaktionen beim Laufen geht, macht das wenig Sinn – da wird nicht die Präzision der Hand gemessen, sondern die Schnelligkeit der Beine.»
Die RoxPro können Ziele sein, die mit Hand oder Fuss getroffen werden müssen, oder paarweise Tore bilden, die nur bei einem bestimmten Lichtsignal aktiv sind. Von A-Champs ist ausserdem noch der RebounderGO erhältlich – eine kleine Bande, die in Kombination mit den RoxPro im Fussballtraining vielseitige Übungen ermöglicht. Eine Lösung, die verglichen mit anderen Systemen fast schon wieder günstig ist.
Doch egal, welchen Sport du treibst und welche Ziele du hast: Vom Boxtraining über Zeitmessungen bis zum Memoryspiel mit Farbreihenfolgen sind die Einsatzmöglichkeiten praktisch unbegrenzt. «Krafttraining macht es etwas spielerischer», sagt Pascale und demonstriert eine mögliche Anwendung. «Zum Beispiel Rumpftraining führen die meisten nicht mit grosser Freude durch, da hilft so eine extrinsische Motivation.»
Um die RoxPro nicht nur am Boden liegend nutzen zu können, werden Straps mitgeliefert. Damit können die Sensoren zum Beispiel an einem Baum, einem Boxsack oder einer Sprossenwand befestigt werden. «Der Sensor wird dazu in eine Art Gummihülle eingepackt und ein Strap darunter durchgefädelt», erklärt Pascale. «Allerdings ist das ein bisschen ein Gemurkse und die wabbelige Gummihülle umfasst den RoxPro nicht wirklich eng anliegend.»

Wer braucht’s?
Das Trainingsprinzip macht Spass und theoretisch können die RoxPro überall sinnvoll eingesetzt werden. Beim Workout zu Hause, in der Physiotherapie, beim Training mit Kindern oder Senioren, in Kampf-, Kraft- und Spielsportarten. Der Preis wird vermutlich eher Menschen ansprechen, die zumindest semiprofessionell im Sport unterwegs sind. Egal, ob sie unterrichten oder trainieren. Es gibt natürlich auch günstigere Alternativen. Zum Beispiel das Set von BlazePod, mit dem Yann Sommer (hier zur Szene) in dieser Doku trainiert. Wenn er gerade nicht singt, Gitarre spielt oder anderweitig sympathisch rüberkommt.
Wobei hier auch nur der Anschaffungspreis deutlich günstiger ist. Um den vollen Funktionsumfang zu nutzen, wird ein Abo zum Preis von 14,99 Euro pro Monat (Stand: Februar 2023) fällig. Solche Folgekosten gibt’s bei A-Champs nicht. Dafür gibt’s noch ein teureres Modell: Die A-Champs RoxProX können zusätzlich Buchstaben und Symbole anzeigen oder als Lichtschranke dienen.
In welcher Preisklasse auch immer du dich für dieses oder ähnliche Produkte interessierst: Schau dir die Spezifikationen genau an. Ein Pluspunkt der RoxPro ist, dass du sie frei gruppieren und eine Anzahl deiner Wahl pro Übung verwenden kannst. Das ist nicht bei allen Herstellern so: «Bei anderen Sensoren konnte ich zum Beispiel nicht nur zwei verwenden», sagt Pascale. Ein weiteres wichtiges Kriterium erfüllen die RoxPro ebenfalls. «Sie reagieren sensibel auf Kontakte, auch wenn man sie nur leicht antippt oder nicht die gesamte Fläche berührt.» Dabei haben wir nicht mal alle Aufkleber von den Touch-Zonen der Pods entfernt. Ein Eindruck bleibt allerdings trotzdem haften: Drei von sechs waren kaputt. Wie reagiert der Hersteller?
Die Reaktion
In der Nacht nach meiner Mail an den Hersteller erreicht mich die Antwort. Sie ist freundlich, man entschuldigt sich, fragt, wo ich das Produkt gekauft habe und verweist auf die laufende Garantie, in deren Rahmen das defekte Produkt repariert und ersetzt werden würde. Auf meine Frage nach ähnlichen Problemen und käuflich erhältlichen Ersatzteilen geht man zunächst nicht ein. Ich bohre noch ein bisschen nach und schreibe, dass mein erster Eindruck nicht ganz zur Behauptung passt, wie stabil das Material sei. Ausserdem wäre mir auch nach Ablauf der Garantie wichtig, dass ich neue Akkus beziehen könne. Dazu will ich wissen, ob AA-Batterien, die auch passen würden, eine Alternative sind. Die Antwort kommt wieder schnell. Nun wird mir angeboten, dass ich Ersatz-Akkus zugeschickt bekomme, die auch in Zukunft erhältlich seien. AA-Batterien sollten nicht verwendet werden. Dazu interessiert man sich dafür, wie ich die RoxPro einsetze und verspricht, das verwendete Material noch einmal zu checken. Daumen hoch für den Kundenservice. Fehler können passieren – wichtig ist, wie damit umgegangen wird.

Das Fazit
Respekt, dass du bis hierhin gelesen hast. Ein vierstelliger Preis und drei gebrochene Akku-Fächer zum Einstieg – da kann man schon mal danke, aber nein danke denken. Ich glaube allerdings, dass das dem Produkt nicht gerecht wird. Würde dieses Problem häufig auftreten, wäre das Netz voller Beschwerden und die Marke wohl längst vom Markt verschwunden. Die Reaktion darauf war jedenfalls gut. Und Reaktionstraining ist ebenfalls gut. Der Markt für solche Produkte wächst, du findest sie in verschiedenen Preisklassen und Set-Grössen. Sogar im Spielzeug-Sortiment.
Wie gesagt: Schau genau hin, was am ehesten deinen Anforderungen entspricht und ob das Produkt deiner Wahl mit Folgekosten verbunden ist. Zu den (funktionierenden) RoxPro halte ich fest: Sie reagieren zuverlässig und geben Feedback durch Licht, Ton und Vibration. Das Workout-Angebot in der App ist vielseitig, lässt sich nach Zeit oder Fitness-Level filtern, enthält Angebote für Familien, Senioren, zahlreiche Sportarten, und, und, und. Dazu bist du frei, eigene Workouts zu speichern und hast viele Konfigurationsmöglichkeiten.
Die Frage ist, was du draus machst und ob du direkt ein Set mit sechs RoxPro brauchst. Als Trainer würde ich die Frage für mich mit Ja, als Privatperson mit Nein beantworten. Schlussendlich ist es bei der Kaufentscheidung so wie im Training mit den Sensoren: Du musst selbst wissen, ob und wann du zuschlagen solltest.


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.