Ratgeber

Hey, Goggle: Finde die passende Skibrille

Du musst nicht weiter googeln, hier sind die wichtigsten Aspekte zum Thema Ski- und Snowboardbrillen. Welche Gläser, Tönungen, Passformen und Wechselsysteme gibt es? Ein Überblick.

Im Idealfall nimmst du deine Ski- oder Snowboardbrille gar nicht gross wahr. Sie ist da, sitzt bequem und blendet alles aus, was stören könnte. Du geniesst den perfekten Blick auf die Piste. Aber wehe, irgendwas passt nicht. Zu hell, zu dunkel, zu beschlagen, zu geringes Sichtfeld – Goggle-Probleme sind nicht nur nervig, sondern unter Umständen auch gefährlich. Einige davon lassen sich vermeiden, wenn du bewusst entscheidest, was du dir bei welchen Bedingungen auf die Nase setzt.

Die Gläser: zylindrisch vs. sphärisch

Zylindrische Gläser sind meistens in günstigeren Modellen verbaut. Sie sind horizontal gebogen, vertikal aber flach. Eben wie aus einem Zylinder geschnitten, im klassischen Look wie die Anon Helix 2 Sonar Spare. Damit können sie Blendungen weniger gut absorbieren als sphärische Gläser, die in beide Richtungen gebogen und wie aus einer Kugel geschnitten sind. Sie bieten dir ein weiteres Sichtfeld und dank des grösseren Innenraumvolumens auch eine bessere Luftzirkulation. Dadurch beschlägt deine Brille weniger. Trotz dieser Vorteile hat der Kugel-Look wie bei der Oakley Flight Deck nicht nur Fans.

Lichtdurchlässigkeit: Die verschiedenen Tönungsstufen

Je nach Wetterbedingungen sind unterschiedliche Linsen gefragt. Damit du als Kunde die Tönungsstufen besser einschätzen kannst, geben die Hersteller die «Visible Light Transmission» (VLT) an. Der Wert verrät dir, welcher Prozentanteil des Lichts die Scheibe durchdringen kann. Manchmal wirst du auch nur einen S-Wert zwischen 0 und 4 finden. So kannst du diese Angaben interpretieren:

80 bis 100 % VLT (S0): Kaum getönte Gläser für dunkle Bedingungen wie bei Nebel, starkem Schneefall oder Flutlicht am Abend.

44 bis 80 % VLT (S1): Für ähnlich dunkle, aber wechselhaftere Bedingungen.

18 bis 43 % VLT (S2): Wechselnde Wetterlagen. Beste Wahl für alle, die eine Brille für möglichst viele Bedingungen suchen.

8 bis 18 % VLT (S3): Helle Bedingungen, überwiegend Sonnenschein. Sonnenbrillen-Wetter.

3 bis 8 % VLT (S4): Sehr dunkle Gläser für eher grelle als helle Bedingungen. Zum Beispiel bei Sonnenschein auf dem Gletscher.

Die rundum perfekte Brille mit einem Glas für alle Bedingungen gibt es demnach nicht. Der beste Kompromiss ist ein VLT-Wert um die 30 Prozent, damit solltest du bei den meisten Wetterlagen klar kommen. Hier findest du die Allrounder unter unseren Ski- und Snowboardbrillen – du kannst bei der Suche unter «Lichtverhältnisse» danach filtern. Flexibler als mit einer Allround-Brille bist du aber mit einem Wechselsystem unterwegs.

Wechselsysteme: click, clip, magnetisch

Mit einem Wechselsystem kannst du auf veränderte Bedingungen reagieren und deine Brille mit ein paar Handgriffen anpassen. Bei manchen Modellen wird das Glas von Clips gehalten, was den einen oder anderen optisch stören könnte. Oder die Scheibe wird in den Rahmen gepresst, bis sie an den entsprechenden Stellen eingerastet ist. Click. So funktioniert es zum Beispiel bei der Giro Lusi.

Mit diesen Systemen ist ein Glaswechsel in der warmen Stube kein Problem, macht mit kalten Fingern auf der Piste aber definitiv keinen Spass. Und je mehr du auf der Linse herumfingern musst, desto grösser der Frust beim anschliessenden Putzen. Klar, dass die Hersteller sich etwas ausgedacht haben und auf ein magnetisches Schnellwechselsystem kamen, wie es zum Beispiel bei der Giro Agent verbaut ist.

Zu allen Brillen mit Wechselsystem

Beschichtungen: Glas ist nicht gleich Glas

Warum die Gläser wechseln, wenn ein Glas mehr leisten kann? Um dir das Auspacken, Anbringen und Einpacken wann immer möglich zu ersparen, wird an den Linsen getüftelt und munter beschichtet, um sie möglichst multifunktional zu machen. Polarisierte Gläser wie bei der Alpina Scarabeo QMM sollen störende Blendeffekte reduzieren und die Tiefenwahrnehmung verbessern, sie sind auf eisigen Pisten von Vorteil. Photochromatische Gläser sind selbsttönend und passen sich bis zu einem bestimmten Grad den jeweiligen Sichtverhältnissen an. Die Salomon XT One Photo Sigma ist so ein Modell, das dadurch von schlechter Sicht bis Sonnenschein funktionieren soll (S1-S3).

Oakley will mit der Prizm-Technologie bessere Kontraste ermöglichen und so ein grösseres Spektrum mit einem Glas abdecken. Beim Hersteller liest sich das so:

«Prizm™ ist eine Revolution bei Schneegläsern, die auf Jahrzehnte der Farblehrenforschung zurückgreift. Prizm™-Gläser bieten eine bislang nicht dagewesene Kontrolle der Lichtübertragung. So werden die Farben präzise abgestimmt, um den Kontrast zu optimieren und die Sichtbarkeit zu verbessern.»

Grosse Worte. Und schicke Brillen wie die Oakley Flight Deck, in der die Prizm-Technologie steckt. Auch wenn es so tönt, als hätte Oakley dem Universum exklusive Geheimnisse abgetrotzt, geht es natürlich allen Herstellern mit ihren Gläsern vor allem um eines: das Licht so zu filtern, dass die Kontraste optimiert werden und die Umgebung besser erfasst werden kann. Bei Giro zum Beispiel heisst das Zauberwort dafür Vivid, die Technologie wurde gemeinsam mit Zeiss entwickelt. Das Glas soll einen höheren Blauanteil des Lichts durchlassen und so ebenfalls für bessere Kontraste sorgen. Smith setzt auf ChromaPop, um dir das Farbspektrum bestmöglich gefiltert auf die Netzhaut zu schicken.

Was ist jetzt gut? Was besser? Was am besten? Lass dich nicht von Marketing-Kauderwelsch erschlagen, sondern stelle dir vor dem Kauf folgende Fragen: Für welche Bedingungen brauche ich die Brille? Will ich ein Wechselsystem? Oder ein photochromatisches Glas? Wenn du am Ende zwischen Prizm, Vivid & Co. schwankst, kann auch ein Gedanke an deinen Helm bei der Kaufentscheidung helfen. Wenn du auf den gleichen Hersteller setzt, solltest du kein Problem mit der Passform von Brille und Helm bekommen.

Sind Brille und Helm aufeinander abgestimmt, funktioniert auch die Belüftung der Brille besser.
Sind Brille und Helm aufeinander abgestimmt, funktioniert auch die Belüftung der Brille besser.

Ventilation: Ohne Sicht ist alles nichts

Egal welche Technik in den Gläsern steckt – sobald deine Brille beschlägt, ist der Spass vorbei. Damit das nicht passiert, hilft zum einen, wenn viel Luft in der Brille zirkulieren kann. Hier sind die sphärischen Gläser ein Vorteil. Ausserdem sollte das Belüftungssystem deines Helms sich möglichst mit der Brille ergänzen und den Luftstrom auch in Richtung der Brille lenken, anstatt deren Belüftungssystem zu verdecken. Auch hier kann sich Markentreue auszahlen und für ein optimales Zusammenspiel sorgen. Und dann kannst du noch gezielt nach Modellen mit Antifog-Beschichtung suchen, die dem vernebelten Blick den Kampf ansagen. Auch mit der Pflege kannst du deiner Brille Gutes wie Schlechtes tun. Achte also auf die entsprechenden Hinweise, damit die Beschichtung keinen Schaden nimmt.

Brille mit Brille: Over The Glasses

Wenn du wie ich im Alltag mit Brille unterwegs bist, kennst du das: Brille auf, Brille ab, Brille wechseln, Brille putzen und beim Sport Kontaktlinsen einsetzen, bis die Augen brennen oder mal wieder eine Linse unter dem Lid verschwindet. Falls du Kontaktlinsen nicht verträgst oder einfach nicht magst, gibt es auch eine Reihe von Ski- und Snowboardbrillen, unter denen du deine Korrekturbrille tragen kannst. Das Zauberwort lautet «OTG», was für «Over The Glasses» steht und bedeutet, dass genug Raum und Aussparungen für die Brillenbügel vorhanden sind. Zu allen OTG-Modellen geht es hier – alternativ kannst du dich auch nach einem Helm mit integriertem Visier umschauen und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sofern die Klappe geschlossen ist. Sonst geht's ins Auge.

Grössen: Von Oversized bis Asian

Damit deine Ski- oder Snowboardbrille passt, kannst du bei Galaxus in einem ersten Schritt nach breiten, normalen und schmal geschnittenen Modellen filtern. In den Produktbeschreibungen findest du dann weitere Hinweise zur jeweiligen Passform. Gänige Begriffe sind Oversized Fit, Medium Fit, Small Fit und Asian Fit. Oversized-Modelle bieten dir ein riesiges Sichtfeld, du brauchst allerdings auch einen Helm mit entsprechend grosser Aussparung für die Brille. Medium-Fit-Brillen passen für Normalos wie mich und, gut möglich, auch für dich. Small-Fit-Modelle sind auf kleinere Gesichter und Kinder ausgerichtet, bei Asian-Fit-Goggles ist der Abstand zwischen Nasenrücken und Glas geringer.

Details: Kleinigkeiten mit grosser Wirkung

Manchmal steckt der Teufel im Detail, drum lohnt es sich genau hinzuschauen. Ein mit Silikon beschichteter Strap hält deine Goggle sicher in Position. Zubehör wie Wechselgläser wollen sicher verstaut und mit einem Spezialtuch gereinigt werden, damit du dir nicht die wertvollen Beschichtungen verkratzt. Schau dir also den Lieferumfang genau an. Manchmal denken die Hersteller über den Brillenrand hinaus, wie zum Beispiel Anon bei der M4 – zur Brille gibt's hier noch eine Facemask, die sich magnetisch anbringen lässt und deren Wert steigt, je tiefer die Temperaturen fallen.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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