
Meinung
Wenn Highend auf top Preis-Leistungs-Verhältnis trifft: Garmin Edge 1040 Solar vs Bryton Rider S800
von Patrick Bardelli
Aus Taiwan kommt ein Brand, der mich schon zum zweiten Mal mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis überrascht. Ich habe das Veloradar «Gardia R300L» getestet. Und bin zufrieden damit.
Bryton kommt aus Taiwan. Mit dem Brand kam ich zum ersten Mal letzten Herbst in Kontakt, als ich einen ihrer Velocomputer ausprobiert habe. Den ausführlichen Testbericht dazu findest du hier:
Kurz zusammengefasst hat mich damals vor allem das gute Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt. Und das ist auch dieses Mal beim Veloradar «Gardia R300L» der Fall.
Ich habe an meinem Velo einige Lieblingsprodukte. Zum Beispiel die magnetischen Pedale oder das Rücklicht mit integriertem Radar. Aktuell bin ich mit dem Varia RCT715 von Garmin unterwegs, das als Zugabe sogar über eine Videofunktion verfügt. Das Vorgängermodell Varia RTL516 hatte diese Funktion noch nicht.
Über eine solche verfügt auch das Gardia R300L nicht. Auch was die Verarbeitung betrifft, kommt das Rücklicht mit Radarfunktion von Bryton wie der kleine Bruder des Varias daher. Entsprechend günstig ist das Gardia verglichen mit dem Garminrücklicht inklusive Kamerafunktion, das sich zwar wertiger anfühlt, mit aktuell knapp 300 Franken aber mehr als das Doppelte kostet. Das RTL516 belastet das Portemonnaie mit rund 20 Franken mehr.
Das Gardia R300L passt mit dem mitgelieferten Vorbau auf alle gängigen Sattelstützen mit 27,2 mm, 30,9 mm, 31,6 mm und Aero-Sattelstützen mit rundem Querschnitt. Über die Gardia-App für Andoid und iPhone wird einerseits der Status sich nähernder Fahrzeuge angezeigt. Andererseits gibt es auch akustische Benachrichtigungen und Vibrationen, wenn sich Fahrzeuge nähern. Das Gardia R300L funktioniert zudem mit Velocomputern anderer Marken. Ich habe das Radar mit meinem Garmin Edge 1040 Solar über Bluetooth verbunden, was problemlos klappt. Entsprechend zeigt mir mein Fahrradcomputer an, wenn sich hinter meinem Rücken etwas tut.
Das Radar erkennt sich nähernde Fahrzeuge aus einer Entfernung von bis zu 150 Metern und weist automatisch eine Bedrohungsstufe basierend auf der Geschwindigkeit des Fahrzeuges zu. Entsprechend aktiviert sich das Rücklicht und warnt die sich nähernden Verkehrsteilnehmenden. Ist es genügend hell, schaltet das Rücklicht in den Tag-Blinkmodus, um die Batterie zu schonen. In diesem Modus ist das Rücklicht gemäss Hersteller bis zu 1,6 Kilometer sichtbar. Bei wenig Licht oder bei einer nächtlichen Ausfahrt wechselt es automatisch in den Nacht-Blinkmodus. Mithilfe eines integrierten Sensors erkennt das Bryton Gardia, wenn ich bremse und warnt Fahrzeuge dahinter mit einem helleren Licht, wodurch das Risiko einer Kollision beim Verlangsamen oder bei einer Notbremsung verringert wird.
Egal ob Gardia oder Garmin: Für den Strassenverkehr taugt ein solches Radar für meinen Geschmack nicht. Denn da ist hinter einem immer etwas los und so piepst und blinkt und vibriert es am Lenker fortwährend. Das ist auf Dauer eher gefährlich, da ich ständig abgelenkt bin. Und dazu ist es ziemlich nervig. Aber wie gesagt, das ist meine subjektive Einschätzung. Du siehst das womöglich nicht so.
Anders verhält es sich abseits der Strassen. Hier kommen die Vorzüge für mich voll zur Geltung. Wenn beispielsweise ein Fahrrad mit Elektromotor im Wald still und leise von hinten auffährt, erschrecke ich nicht mehr, wenn es dann links an mir vorbei braust. Oder wenn sich der Bauer mit seinem Traktor auf dem Feldweg von hinten nähert, mache ich vorsorglich schon mal Platz.
Mit bis zu 17 Stunden im Tag-Blinkmodus und bis zu zwölf Stunden im Dauermodus ist die Akkulaufzeit des Gardia R300L ziemlich beeindruckend. Zum Vergleich: Das Garmin RCT715 bringt es hier «nur» auf sechs, respektive vier Stunden. Allerdings immer inklusive der Kamerafunktion (1080p-Aufzeichnung). Beim RTL516 sind es 16 und acht Stunden. R300L und RCT715 werden übrigens über einen USB-C-Anschluss geladen. Beim RTL516 ist noch einer dieser doofen Micro-USB-Anschlüsse verbaut. Mit 66 Gramm ist das Gardia im Vergleich zur Konkurrenz (147 Gramm und 71 Gramm) ein Leichtgewicht und auch was die Masse angeht, kommt das R300L zumindest im Vergleich zum RCT715 deutlich handlicher daher.
Was ich am Radar von Garmin nebst der Tatsache, dass es Aufnahmen vom Geschehen hinter meinem Rücken macht, schätze, ist seine hochwertige Verarbeitung. Insgesamt wirkt es robuster als das Teil von Bryton. Ausserdem bin ich seit Jahren mit den Produkten der Amerikaner vertraut. Zum Beispiel mit Sportuhren, Velocomputer oder Herzfrequenzsensoren. Ansonsten gibt es jedoch nichts, was gegen das Gardia R300L spricht. Im Gegenteil. Das Radar macht, was es soll und überzeugt dabei mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Titelfoto: Patrick BardelliVom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.