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Gutes Auge oder blaues Auge: Der Reflexball von Venum schlägt zurück

Ein Ball, ein Gummiband, eine konstante Gefahr: Mit dem Reflexball schulen Boxer:innen ihre Koordination. Als blutiger Anfänger muss ich kämpfen, um damit klarzukommen.

Ein weiterer Pandemie-Winter hat zur Folge, dass wir uns mal wieder viel mit uns selbst herumschlagen. Ich nehme das wörtlich und habe begonnen, mich während Bildschirmpausen am Reflexball zu versuchen. Einer Gummikugel am Stirnband, die gnadenlos zurückschlägt, wenn ich ihr einen Faustschlag verpasse. Eigentlich ein Trainingstool für Kampfsportler:innen ist die Kugel am Kopf als Koordinations- und Konzentrationsübung zwischendurch eine willkommene Abwechslung. Mein Ehrgeiz ist schnell geweckt: Denn so simpel die Idee ist (draufhauen, draufhauen, draufhauen), so schwierig ist die Umsetzung.

Wer schlägt wen? Der Reflexball fordert volle Konzentration.
Wer schlägt wen? Der Reflexball fordert volle Konzentration.

Anfangs verheddere ich mich nach ein oder zwei hastigen Schlägen im Gummiband wie ein aufgeregter Welpe in seiner Hundeleine. Wenn es gut läuft. Wenn’s schlecht läuft, droht mir der technische K.O., denn die kleine Kugel passt wie die Faust aufs Auge. Während meine Ausrüstung professionell bis martialisch aussieht, fuchtle ich unbeholfen in der Luft herum. Mit dem Reflexball von Venum fühle ich mich bei meinen Versuchen leicht overdressed.

Andere, die es wie der Ukrainer Wassyl Lomatschenko boxerisch richtig draufhaben, schlagen einfach auf die DIY-Variante aus Tennisball, Gummiband und Baseballcap ein. Die Trainingsidee ist alles andere als neu, aber Typen wie er haben dem Tool wieder einen Popularitätsschub verpasst. Inzwischen hat «Loma» eine Kollektion bei Venum – und sicher auch ein paar neue Reflexbälle.

Nach fünf Schlägen in der Defensive

Die Ausrüstung kann sich jede:r kaufen oder sogar basteln. Skills sind hingegen unbezahlbar. Mein Lieblingskommentar eines Users unter dem Pro-Video: «Mich würde man bewusstlos und halb totgeprügelt finden, während ich ein Cap trage, an dem ein verdammter Tennisball baumelt.» Lomatschenko, vom Ring Magazine zeitweise über alle Gewichtsklassen hinweg als bester Boxer der Welt geführt, kann auf alles einschlagen. Er hat, worauf es ankommt: Hand-Auge-Koordination, Timing, Technik. Und Reflexe, auf die er sich verlassen kann. Er muss sich nicht wegducken und die Augen zukneifen, wenn ein bunter Punkt schnell auf sein Gesicht zufliegt.

Alles Eigenschaften, von denen ich mir auch als Nichtboxer ein Mindestmass wünschen würde. Da mein Arbeitsalltag darin besteht, relativ zuverlässig die gewünschten Buchstaben auf der Tastatur zu treffen, bin ich nach spätestens fünf Schlägen in der Defensive. Jeder Versuch, mehr Power in die Schläge zu legen, rächt sich postwendend. Also stupse ich den Ball konzentriert vor mich hin. Und, hurra, ich mache Fortschritte.

Am Ende gewinnt immer der Ball

Für den Anfang bin ich froh, es so weit gebracht zu haben, regelmässig ein paar Schlagserien zustande zu bringen. Das macht Spass und der Reflexball hat ein gewisses Suchtpotenzial, denn ein Versuch geht immer noch. Bei den ersten Schlägen geholfen hat mir ein Anfänger-Tutorial des Kickboxers Gabriel Varga. Und die richtige Länge des Bandes, das den Ball mit der Stirn verbindet. Es sollte in etwa deiner Armlänge entsprechen, wenn du ihn seitlich von dir streckst. Beim Reflexball von Venum sind zwei der Bänder dabei, die mit einem kleinen Karabiner am Stirnband eingehakt, durch einen der beiden mitgelieferten Bälle gezogen und auf der benötigten Länge verknotet werden. Die Bälle sind unterschiedlich elastisch, wobei der gelbe etwas härter im Handling und somit der schnellere «Gegner» ist. Für mich ändert das wenig – am Ende gewinnt sowieso der Ball.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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