Fine Art Printing – Teil 2: Farbmanagement
Hintergrund

Fine Art Printing – Teil 2: Farbmanagement

Falsche Farben sind ein Ärgernis, egal ob am Monitor oder auf dem Papier. In diesem Deep Dive ins Farbmanagement lernst du, was du dagegen tun kannst.

Ich möchte dir herzlich gratulieren. Du hast tatsächlich auf einen Artikel mit «Farbmanagement» im Titel geklickt. Ein Thema, das die meisten Leute meiden wie der Teufel das Weihwasser. Dabei es ist wichtig. Besonders, wenn du fotografierst – und ganz besonders, wenn du Bilder druckst.

Im zweiten Teil meiner Serie zu Fine Art Printing geht es nicht nur ums Drucken, sondern um die gesamte Kette des Farbmanagements. Denn die muss lückenlos stimmen. Falls du Teil eins der Serie verpasst hast, findest du ihn hier:

  • Hintergrund

    Fine Art Printing – Teil 1: Drucker

    von Samuel Buchmann

Das Prinzip dieses Artikels: So verständlich wie möglich, so tief wie nötig. Er ist deshalb relativ lange. Wenn du schon Vorwissen hast, kannst du dich entlang der Zwischentitel zu den Themen hangeln, die dich besonders interessieren. Am Ende findest du zudem eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.

Warum es Farbmanagement braucht

Farben und Kontraste sollen so aussehen, wie du es beabsichtigst. Vielleicht wie die Realität. Vielleicht auch anders. Wichtig ist, dass du diesen Entscheid bewusst treffen kannst. Das Problem: Von der Aufnahme bis zur Betrachtung eines Prints passieren viele Schritte automatisch – und wenn du nicht aufpasst, anders, als du es vielleicht willst.

  1. Aufnahme: Drückst du den Auslöser einer Kamera, weist der Sensor seinen Pixeln Farb- und Helligkeitswerte zu. Fotografierst du im RAW-Format, werden in der Bilddatei alle diese Rohinformationen gespeichert. Fotografierst du im JPG-Format, brennt die Kamera ihre Interpretation bereits fix in der Datei ein – den «Bildstil».
  2. Bildentwicklung: Ein RAW-Bild musst du am Computer in einem Konverter wie Lightroom «entwickeln». Ein solches Programm tut das gleiche wie die Kamera – die Rohdaten mit einem Farbprofil interpretieren. Hier kannst du diese Interpretation aber flexibel und verlustfrei anpassen.
  3. Bildbearbeitung: Aus der RAW-Datei entsteht schliesslich ein JPG oder TIFF in einem bestimmten Farbraum. Diesen legst du beim Export fest und bettest die Information in der Datei ein. So weiss dein Computer, wie er die Farbwerte interpretieren muss.
  4. Anzeige: Dein Computer liest die Farbwerte der einzelnen Pixel aus, wandelt sie in ein Signal um und sendet es an den Monitor. Dieser wandelt das Signal wieder um und bastelt aus seinen Subpixeln die Farbe, die du schliesslich siehst.
  5. Druck: Ein Drucker funktioniert anders als ein Monitor. Er mischt die Farben nicht additiv aus Rot, Grün und Blau, sondern subtraktiv aus Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (im Falle von Fine-Art-Druckern aus noch mehr Tinten). Deshalb muss der Drucker die Farbinformationen einer Datei wieder anders umwandeln.
Ein Monitor (links) mischt Farben mittels Rot, Grün, Blau. Die drei zusammen ergeben Weiss. Ein Drucker (rechts) verwendet Cyan, Magenta und Gelb, die zusammen Schwarz ergeben.
Ein Monitor (links) mischt Farben mittels Rot, Grün, Blau. Die drei zusammen ergeben Weiss. Ein Drucker (rechts) verwendet Cyan, Magenta und Gelb, die zusammen Schwarz ergeben.
Quelle: Wikipedia

Kameras, Monitore und Drucker haben unterschiedliche Farbräume, die sie darstellen können. Und sie benötigen teilweise Signale in unterschiedlichen Formaten. Einfach gesagt sprechen sie verschiedene Sprachen und haben unterschiedlich grosse Wortschätze.

Die Farbräume von Kameras, Monitoren und Drucker decken nur einen Teil des Farbraums unserer Augen ab.
Die Farbräume von Kameras, Monitoren und Drucker decken nur einen Teil des Farbraums unserer Augen ab.
Quelle: Silkypix

Die Informationen müssen deshalb übersetzt werden. Von der Realität auf den Kamerasensor, vom Sensor auf den Computer, vom Computer auf den Bildschirm und vom Computer auf einen Drucker. Dafür braucht es Wörterbücher.

Diese Wörterbücher heissen im Farbmanagement ICC-Profile. Das sind Dateien, die Zahlen und mathematische Formeln enthalten. Denn Farben werden als Nummern gespeichert. Für die Darstellung am Monitor zum Beispiel im Format «Rot, Grün, Blau». Ein ICC-Profil kann diese Werte in eine andere Sprache übersetzen. Zum Beispiel in die eines Druckers, also «Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz». Und es kann Werte von einem Farbraum in einen anderen konvertieren.

ICC-Profile übersetzen die Farbinformationen von einem Farbraum in die Sprache der Hardware und umgekehrt.
ICC-Profile übersetzen die Farbinformationen von einem Farbraum in die Sprache der Hardware und umgekehrt.
Quelle: Eizo

Gäbe es auf der Welt nur einen Sensor, einen Monitor, einen Drucker und ein Papier, wäre das eine einfache Sache: Jemand müsste diese Tabellen einmal korrekt berechnen und alles wäre gut. Weil es aber von allem unzählige Varianten gibt, wird es kompliziert: Es braucht nicht nur Farbprofile, die zwischen verschiedenen Sprachen übersetzen. Es braucht auch welche, die Abweichungen einzelner Geräte von der Norm korrigieren.

Willkommen in der Hölle im Farbmanagement.

Was du wie kalibrieren kannst

Von der Aufnahme bis zum Druck können drei Arten von Fehlern entstehen:

  • Die Farben deines Fotos entsprechen nicht der Realität: Der erste Fehler ist nur ein Problem, falls du überhaupt die Realität abbilden willst. Zum Beispiel, wenn du ein Produkt für einen Onlineshop fotografierst. Oder wenn du Reproduktionen von Kunstwerken erstellst. In den meisten anderen Fällen wirst du Farben und Tonwerte in der Bildbearbeitung ohnehin so gestalten, wie du sie schön findest.
  • Deine Bilddatei wird falsch angezeigt: Der zweite Fehler wiegt schwerer. Stellt ein Programm oder ein Monitor die Bilddatei falsch dar, verändert das zwar nicht die Farbwerte der Datei. Aber du arbeitest blind. Vielleicht erhöhst du die Farbtemperatur, weil du glaubst, das Bild sei zu blau – nur um beim Druck zu merken, dass es nun zu gelb wirkt.
  • Deine Bilddatei wird falsch gedruckt: Auch der dritte Fehler ist ärgerlich. Wirkt dein gedrucktes Bild anders, als du es beabsichtigst, verschwendest du jedes Mal teures Material. Falls der Fehler nicht beim Monitor liegt, sind meist falsche Druckeinstellungen schuld.

Einige Probleme lassen sich nicht gänzlich vermeiden, andere schon. Im Folgenden erfährst du, wie du drei Phasen eines Bildes kalibrieren kannst: Aufnahme, Anzeige, Druck.

Kalibrierung der Aufnahme

Kein Bildsensor umfasst den Farbraum unserer Netzhaut. Eine hundertprozentig farbverbindliche Aufnahme ist unmöglich. Die Standard-Profile von Kameras und RAW-Konvertern haben nicht den Anspruch, die Realität abzubilden. Sie sollen gut aussehen – und «gut» ist Geschmacksache. Es gibt zwar Profile, die sich einer natürlichen Farbwiedergabe annähern. Eines der erfolgreichsten Beispiele ist Hasselblads «Natural Color Solution». Doch auch solche Profile sind auf durchschnittliche Lichtsituationen abgestimmt und deshalb nicht allgemeingültig.

Du kannst stattdessen eigene Farbprofile herstellen – für deine spezifische Kamera in einer spezifischen Situation. Dazu brauchst du eine physische Farbkarte wie den Xrite ColorChecker. Von dieser Karte machst du ein Referenzbild und fütterst es der zugehörigen Software. Diese gleicht die Ist-Werte des Fotos mit den Soll-Werten der genormten Farbfelder ab. Das Resultat ist ein ICC-Profil, das die Abweichungen kompensiert. Dieses Farbprofil kannst du in deinen RAW-Konverter importieren.

Farbkarten wie den ColorChecker gibt es in unterschiedlichen Grössen. Sie sind teuer, weil sie extrem genau sein müssen. Je mehr Farbfelder die Karte hat, desto exakter stimmt am Ende das Farbprofil. Meiner Erfahrung nach gibt es aber selbst dann noch Abweichungen zur Realität. Wegen des Aufwands finde ich diese Methode zudem nur für statische Setups wie eine Station für Produktfotografie sinnvoll.

Kalibrierung des Monitors

Ganz anders sieht es beim Bildschirm aus. Dessen Kalibrierung ist simpel und immer eine gute Idee. Das gilt auch, wenn du Fotos nicht für den Druck bearbeitest. Zwar sieht ein Bild auf dem nächsten Monitor sowieso wieder anders aus. Doch ein kalibriertes Gerät bietet den bestmöglichen Durchschnitt.

  • Produkttest

    Eizo ColorEdge CG2700X im Test: Wenn es stimmen muss

    von Samuel Buchmann

Mit einem Colorimeter wie dem Spyder X lässt sich jeder Bildschirm kalibrieren. Dazu zeigt eine Software verschiedene Farbfelder an und der Sensor misst, was dein Monitor tatsächlich darstellt. Differenzen zwischen Ist- und Soll-Werten korrigiert die Software mit einem ICC-Profil, das sie in den Systemeinstellungen deines Computers speichert. Teure Grafikmonitore haben eingebaute Kalibrierungssensoren und speichern das Profil hardwareseitig im Monitor. Dann stimmen die Farben auch, wenn du den Computer wechselst. Bildschirme nutzen sich mit der Zeit ab und werden ungenau. Deshalb solltest du sie alle paar Monate neu kalibrieren.

Eine Kalibrierung kann Farbverschiebungen korrigieren, jedoch nicht den Farbraum deines Monitors vergrössern. Ein alter Gaming-Bildschirm ist auch danach nicht geeignet für die Bildbearbeitung in AdobeRGB. Du siehst einen Teil der Farben schlicht nicht. Es lohnt sich, einen Monitor mit guter Farbraumabdeckung zu kaufen. Bearbeitest du Bilder für digitale Zwecke, ist hauptsächlich sRGB wichtig. Für den Druck hat sich AdobeRGB als Farbraum der Wahl etabliert. Er ist ein besserer gemeinsame Nenner zum Farbraum eines Druckers. Auch wenn ein Print immer nur eine Annäherung dessen bleibt, was du auf dem Monitor siehst.

Kalibrierung des Druckers

Du hast dein Bild auf einem kalibrierten Monitor bearbeitet und bist zufrieden damit. Nun musst du dafür sorgen, dass es korrekt in die Sprache des Druckers übersetzt wird. Auch dafür braucht es wieder ein ICC-Profil. Jedes Druckermodell ist verschieden und auf jeder Papiersorte sehen die Tinten anders aus. Pro Drucker-Papier-Kombination brauchst du also ein eigenes Profil.

Es gibt zwei Stufen der Drucker-Kalibrierung:

  • Vorgefertigte ICC-Profile sind in der Regel ausreichend. Grosse Papierhersteller kalibrieren ihre Papiere mit allen gängigen Fotodruckern. Unabhängige Marken wie Hahnemühle stellen diese ICC-Profile auf ihren Webseiten kostenlos zur Verfügung. Bei Epson und Canon sind die Profile in den Druckertreibern enthalten. Praktisch. Dafür sind es geschlossene Systeme: Du wirst nirgends ein Farbprofil für ein Epson-Papier und einen Canon-Drucker finden – oder umgekehrt.
Ohne richtiges ICC-Profil (links) stimmen die Farben auf diesem Hahnemühle-Papier überhaupt nicht. Mit dem korrekten Profil des Herstellers (rechts) hingegen schon.
Ohne richtiges ICC-Profil (links) stimmen die Farben auf diesem Hahnemühle-Papier überhaupt nicht. Mit dem korrekten Profil des Herstellers (rechts) hingegen schon.
Quelle: Samuel Buchmann
  • Eigene ICC-Profile funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie beim Monitor: Du druckst genormte Farbfelder und kontrollierst diese mit einem Messgerät. Daraus erhältst du ein ICC-Profil für die spezifische Kombination aus Papier und Drucker. Das ist ein kleines bisschen genauer als ein Standard-Profil. Ausserdem kannst du jede Drucker-Papier-Kombination kalibrieren. Verwendest du gängige Papiere, ist das nicht unbedingt nötig. Die Vorteile gegenüber der ersten Methode sind klein.

Die richtigen Einstellungen

Farbmanagement muss lückenlos sein. Eine einzige falsche Einstellung reicht, um das Ergebnis zu verfälschen. Zum Glück sind viele automatisch richtig. An einigen Stellen gibt es jedoch Stolperfallen.

Einstellungen in der Kamera

Fotografierst du im RAW-Format, kannst du in der Kamera praktisch nichts falsch machen. Es spielt zum Beispiel keine Rolle, welchen Farbraum du eingestellt hast. Auch Bildstil und Weissabgleich machen nur einen Unterschied für die Anzeige auf dem Kameradisplay. Du kannst sie später am Computer verlustfrei ändern. Je nach Kamera lassen sich für RAWs kleinere Auflösungen oder verschiedene Bit-Tiefen wählen. Gerade für Fine-Art-Prints würde ich trotz der grossen Dateien zu den höchsten Einstellungen raten.

In neuen Kameras kannst du neben RAW und JPG auch in HEIF fotografieren. Dieses Format hat eine Farbtiefe von immerhin 10 bit (RAW: bis zu 16 bit, JPG: 8 bit). Dafür wird es nicht überall unterstützt.
In neuen Kameras kannst du neben RAW und JPG auch in HEIF fotografieren. Dieses Format hat eine Farbtiefe von immerhin 10 bit (RAW: bis zu 16 bit, JPG: 8 bit). Dafür wird es nicht überall unterstützt.
Quelle: Sony

Neben RAW gibt es komprimierte Formate: JPG und in neuen Kameras auch HEIF. Hier musst du die Einstellungen sorgfältig wählen. Weissabgleich und Bildstil werden bei der Aufnahme in die Datei eingebrannt. Willst du sie am Computer verändern, reduziert das die Bildqualität. Auch den Farbraum kannst du nur noch verkleinern. Fotografierst du zum Beispiel JPGs in sRGB, verwirft die Kamera alle Informationen ausserhalb dieses Farbraums. Es bringt nichts, wenn du die Datei später in den grösseren AdobeRGB konvertierst – die zusätzlichen Farben, die der Sensor gesehen hat, sind futsch.

Einstellungen bei der Bildbearbeitung

Bei der Bildbearbeitung kannst du zwei Fehler machen:

  • Du reduzierst unabsichtlich die Qualität deiner Datei, wenn du ein Bild in einem kleinen Farbraum wie sRGB speicherst. Oder in einem komprimierten Format wie JPG. Beides solltest du höchstens ganz am Ende deiner Bildbearbeitung tun – und nur, wenn du das Bild danach digital verwendest. Zum Beispiel auf einer Webseite. Ist dein Ziel hingegen ein Fine-Art-Print, achte auf einen möglichst verlustfreien Workflow: Du nimmst das Foto im RAW-Format auf und erledigst möglichst viel deiner Bildbearbeitung im RAW-Konverter wie Lightroom. Für eine Bearbeitung in Photoshop exportiere das Bild als 16-bit-TIFF im AdobeRGB-Farbraum.
Willst du eine Datei weiterverarbeiten oder drucken, empfiehlt sich der Export als TIFF mit hoher Farbtiefe.
Willst du eine Datei weiterverarbeiten oder drucken, empfiehlt sich der Export als TIFF mit hoher Farbtiefe.
Quelle: Samuel Buchmann
  • Du lässt ein Programm deine Datei falsch interpretieren. Wenn in einer Bilddatei kein Farbprofil eingebettet ist, du aktiv das falsche angibst, oder das Programm kein Farbmanagement beherrscht, werden Farben falsch interpretiert. Dann hat das Bild zum Beispiel einen Blaustich oder sieht entsättigt aus. Am ehesten passiert das, wenn du in Photoshop ein Foto öffnest, dessen Farbraum nicht deinem Standard-Arbeitsfarbraum entspricht. Dann fragt dich Photoshop, was es tun soll. Klicke immer auf «Eingebettetes Profil verwenden».
Stimmen Bild- und Arbeitsfarbraum nicht überein, hast du in Photoshop mehrere Optionen.
Stimmen Bild- und Arbeitsfarbraum nicht überein, hast du in Photoshop mehrere Optionen.
Quelle: Samuel Buchmann

Einstellungen am Monitor

Falls du deinen Monitor nicht kalibrieren willst, such nach einer möglichst neutralen Einstellung. Viele Bildschirme haben zum Beispiel einen sRGB-Modus. Der ist zwar meist nicht besonders akkurat, aber besser als die übersättigten Standardeinstellungen mit zu viel Kontrast. Einige Monitore kommen ab Werk auch mit einem AdobeRGB-Modus.

Grafikmonitore haben meist Bildmodi für Standardfarbräume. Sie sind ab Werk kalibriert. Du solltest sie aber alle paar Monate neu kalibrieren, denn mit der Zeit entstehen Abweichungen.
Grafikmonitore haben meist Bildmodi für Standardfarbräume. Sie sind ab Werk kalibriert. Du solltest sie aber alle paar Monate neu kalibrieren, denn mit der Zeit entstehen Abweichungen.
Quelle: Samuel Buchmann

Für Fine Art Printing kalibrierst du deinen Monitor aber besser selber. Dabei kannst du verschiedene Parameter bestimmen: Farbraum, Helligkeit, Gammakurve und Weisspunkt. Diese Einstellungen stimmst du auf das durchschnittliche Endgerät oder -Produkt ab. Die Faustregeln:

  • Willst du Bilder fürs Web beurteilen, wähle den sRGB-Farbraum, den D65-Weisspunkt (entspricht 6500 Kelvin) und die sRGB-Gammakurve.
  • Für gedruckte Endprodukte stelle den Farbraum auf AdobeRGB, falls dein Monitor ihn gut abdeckt. Als Gammakurve wählst du 2.2, als Weisspunkt D65.
  • Für den Schnitt von Videos, die für die Wiedergabe auf TVs gedacht sind, eignet sich der Rec.709-Farbraum, der D65-Weisspunkt und ein Gamma von 2.4.
  • Die passende Helligkeit hängt auch von der Umgebung deines Arbeitsplatzes ab. Bearbeitest du Bilder für den Druck, sollte sie nicht zu hoch sein. Gut sind zum Beispiel 120 Nits an einem nicht zu hellen Ort, um Reflexionen zu vermeiden.
In den meisten Kalibrierungsprogrammen sind schon sinnvolle Standard-Einstellungen vorgewählt.
In den meisten Kalibrierungsprogrammen sind schon sinnvolle Standard-Einstellungen vorgewählt.
Quelle: Samuel Buchmann

Die Software speichert nach der Kalibrierung das entstandene ICC-Profil automatisch am richtigen Ort und aktiviert es in den Systemeinstellungen. Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht klappen, kannst du es selber auswählen. Auf MacOS unter «Systemeinstellungen» > «Displays» > «Farbprofil». Auf Windows versteckt sich die Einstellung tief in den Menüs. Am einfachsten gibst du im Suchfeld «Farbverwaltung» ein.

Unter MacOS kannst du in den Displayeinstellungen das Farbprofil wählen. Hier ein sRGB-Profil für den Asus PG34WCDM.
Unter MacOS kannst du in den Displayeinstellungen das Farbprofil wählen. Hier ein sRGB-Profil für den Asus PG34WCDM.
Quelle: Samuel Buchmann

Einstellungen beim Drucken

Als Erstes musst du den korrekten Druckertreiber des Herstellers installieren. Erst danach fügst du in deinen Systemeinstellungen den Drucker hinzu. Hast du einen Mac, pass auf: Wenn du den Drucker über das Bonjour-Protokoll hinzufügst, wird nur der AirPrint-Treiber installiert. Dann hast du nicht alle nötigen Optionen. Das siehst du, wenn du nach dem Hinzufügen in den Systemeinstellungen auf den Drucker klickst. Wähle stattdessen beim Hinzufügen das TCP/IP-Protokoll.

Achtung, falsch! Wenn du bei deinem Drucker «AirPrint» siehst, installiere ihn neu.
Achtung, falsch! Wenn du bei deinem Drucker «AirPrint» siehst, installiere ihn neu.
Quelle: Samuel Buchmann

Fine-Art-Drucker sind ziemlich rückständige Geräte. Hier funktioniert so gut wie gar nichts automatisch oder intuitiv. Besonders, wenn du mit Papieren von Drittherstellern wie Hahnemühle arbeitest – was du meiner Meinung nach auch tun solltest (mehr dazu im nächsten Teil dieser Serie).

Du musst der Software und dem Drucker vier Dinge mitteilen:

  • Welches Format dein Papier hat
  • Welches ICC-Profil dein Papier benötigt
  • Was mit Farben ausserhalb des Druckerfarbraums passieren soll
  • Welche Druckeinstellungen dein Papier benötigt

Ärgerlicherweise sind diese Einstellungen je nach System und Programm an unterschiedlichen Stellen zu finden. Die Screenshots in diesem Artikel stammen aus Lightroom unter MacOS Sonoma.

Das Papierformat findest du in Lightroom links unten unter «Seite einrichten». In Photoshop befindet es sich hingegen im Dialogfenster der «Druckeinstellungen». Die Auswahl an Formaten ist riesig. Du könntest hier auch den randlosen Druck aktivieren. Davon raten Experten aber ab, weil der Druckkopf ein wenig über das Papier hinaus drucken muss. Das tut dem Drucker nicht gut.

Mit dem richtigen Treiber hast du bei der Formatauswahl jede Menge Optionen. Randlos würde ich vermeiden.
Mit dem richtigen Treiber hast du bei der Formatauswahl jede Menge Optionen. Randlos würde ich vermeiden.
Quelle: Samuel Buchmann

Das ICC-Profil musst du manuell einstellen, wenn du mit Papier von Drittherstellern druckst. Dazu lädst du auf der Herstellerseite das passende Profil herunter. Hier zum Beispiel die Links zu Hahnemühle und Ilford. Du erhältst eine ICC-Datei und meist ein PDF-Beiblatt. Die ICC-Datei speicherst du in deinem System:

  • Unter MacOS Sonoma musst du den Finder öffnen und mit gedrückter Alt-Taste im Menü auf «Gehe zu» drücken. Dort öffnest du «/Library/ColorSync/Profiles».
  • Unter Windows 11 findest du den Ordner mit den ICC-Profilen hier: «\Windows\system32\spool\drivers\color».

Danach erscheint das Profil in deinem Druckprogramm: in Lightroom in der rechten Spalte unter «Farbmanagement», in Photoshop im Druck-Fenster ebenfalls unter «Farbmanagement». Druckst du auf einem Canon-Drucker mit Canon-Papier oder auf einem Epson-Drucker auf Epson-Papier, sind die nötigen ICC-Profile im Druckertreiber integriert. In diesem Fall kannst du das Farbmanagement auf «Vom Drucker verwaltet» stellen.

In Lightroom kannst du aus der Liste der installierten Farbprofile auswählen, welche im Farbmanagement angezeigt werden sollen.
In Lightroom kannst du aus der Liste der installierten Farbprofile auswählen, welche im Farbmanagement angezeigt werden sollen.
Quelle: Samuel Buchmann

Die Renderpriorität legst du direkt unterhalb des ICC-Profils fest. Sie bestimmt, was mit Farben passiert, die ausserhalb des Farbraums des Druckers liegen:

  • «Perzeptiv» ist die beliebteste Renderpriorität. Sie versucht, den Gesamteindruck des Bildes zu erhalten. Dazu wird der Farbraum des Bildes komprimiert, falls er Farben ausserhalb des Zielfarbraums enthält. Wie wenn du einen Schaumstoffball gleichmässig zusammendrückst. Der Vorteil: Die Farbabstufungen bleiben erhalten. Der Nachteil: Es werden dabei auch Farben verschoben, die schon innerhalb des Zielfarbraums lagen.
  • Bei «Relativ Farbmetrisch» bleiben alle Farben unangetastet, die der Drucker darstellen kann. Farben ausserhalb dieses Zielfarbraums werden einfach nach innen geschubst – zur nächstmöglichen Farbe, die der Drucker darstellen kann. Der Vorteil: Es gibt weniger Farbverschiebungen. Der Nachteil: Es können feine Gradationen und damit Details verloren gehen.

Bei vielen Fotos spielt es keine Rolle, welchen der beiden Renderprioritäten du wählst, weil der Farbraum des Bildes komplett in den Zielfarbraum passt. Ist das nicht der Fall, erzielst du je nach Bild mit «Perzeptiv» oder «Relativ Farbmetrisch» das bessere Ergebnis. Bei letzterem solltest du in Photoshop den Haken bei «Tiefenkompensierung» setzen. Lightroom macht das schon automatisch.

Die Druckeinstellungen findest du in Lightroom links unten und in Photoshop im Druck-Dialog ganz oben. Wichtig sind hier vor allem die Papier-Einstellungen. Bei Epson sind sie unter «Optionen» > «Druckereinstellungen». Bei Canon unter «Optionen» > «Qualität und Medium».

Bei Epson findest du die Papiereinstellungen gut versteckt unter «Druckeinstellungen».
Bei Epson findest du die Papiereinstellungen gut versteckt unter «Druckeinstellungen».
Quelle: Samuel Buchmann

Mit nativen Papieren ist die Einstellung selbsterklärend. Druckst du zum Beispiel auf einem Canon-Drucker mit dem Papier Canon Professional Platin, wählst du in den Einstellungen dieses Medium aus. Bei Papieren von Drittherstellern erhältst du zusammen mit dem ICC-Profil ein PDF als Beilage (bei Ilford ist die Anleitung hier). Dort steht, welche Einstellung du für das spezifische Papier auswählen sollst. Für ein Hahnemühle Photo Rag auf dem Epson SC-P900 zum Beispiel «Velvet Fine Art Paper».

Verwendest du native Papiere, heissen sie so wie in den Einstellungen. Für andere Papiere musst du im Beiblatt der Hersteller nachsehen, welches Papier du beim Drucker einstellen sollst.
Verwendest du native Papiere, heissen sie so wie in den Einstellungen. Für andere Papiere musst du im Beiblatt der Hersteller nachsehen, welches Papier du beim Drucker einstellen sollst.
Quelle: Samuel Buchmann

Licht beim Betrachten

Wenn deine Farbmanagement-Kette lückenlos korrekt ist, sollte der fertige Print so wirken wie am Monitor – allerdings nur unter Normlicht. Das hat eine Helligkeit von 2000 Lux und eine Farbtemperatur von 6500 Kelvin. Normale Innenräume sind dunkler. Willst du Normlicht künstlich akkurat erzeugen, wird das ziemlich teuer. Mit einer Lampe wie dieser stimmen immerhin die Farben einigermassen, wenn auch nicht die Helligkeit. Die einfachste Lösung für eine neutrale Beurteilung eines Print ist ein Fenster ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Für eine neutrale Beurteilung eines Prints eignet sich indirektes Tageslicht
Für eine neutrale Beurteilung eines Prints eignet sich indirektes Tageslicht
Quelle: Samuel Buchmann

Überleg dir jedoch, was mit deinem Print passieren wird. Wo hängst du ihn auf oder betrachtest ihn? Falls das Bild für einen düsteren Flur bestimmt ist, kannst du es aufhellen und Kontrast hinzufügen. Und unter Kunstlicht wirken Farben gelber als bei Tageslicht. Auch das kannst du kompensieren, wenn du willst.

TL;DR: das Wichtigste in Kürze

Farbmanagement ist ein gigantisches Thema. Schon dieser Artikel ist lang und zu jedem einzelnen Punkt gibt es auf Fachportalen riesige Abhandlungen. Hier nochmal die wichtigsten Punkte in Kürze:

  • Für die bestmögliche Bildqualität fotografierst du im RAW-Format und exportierst die Bilder als TIFF im AdobeRGB-Farbraum.
  • Kauf dir einen guten Monitor, der einen Standardfarbraum möglichst vollständig abdeckt. Wenn möglich AdobeRGB, aber zumindest sRGB.
  • Kalibriere deinen Monitor mit einem Colorimeter wie dem Spyder X.
  • Deinen Drucker kannst du kalibrieren, musst du aber nicht unbedingt. Auf den Webseiten der Papierhersteller findest du ICC-Profile für spezifische Drucker-Papier-Kombinationen.
  • Wähle in deinem Druckprogramm das richtige ICC-Profil aus – und die dazugehörigen Druckeinstellungen. Diese stehen im Beiblatt der Profile.
  • Stimme deine Prints auf das Licht ab, in dem du sie aufhängen oder betrachten willst.
Bei Farbmanagement raucht einem schnell der Kopf. Aber es lohnt sich.
Bei Farbmanagement raucht einem schnell der Kopf. Aber es lohnt sich.
Quelle: Samuel Buchmann

Falls du dich von Farbmanagement erschlagen fühlst, lass mich dir Mut machen: Die meisten Dinge wiederholen sich oder du musst sie nur einmal korrekt einstellen. Der Aufwand lohnt sich. Ist erstmal alles eingerichtet, sparst du Zeit, Nerven und Druckmaterial – und kannst dich den kreativen Entscheidungen widmen.

Um eine kreative Entscheidung geht es auch Im dritten und letzten Teil dieser Serie: die Wahl des Papiers.

  • Hintergrund

    Fine Art Printing – Teil 3: Papier

    von Samuel Buchmann

Titelbild: Samuel Buchmann

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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