

Finde den passenden Skihelm

Du suchst einen neuen Ski- oder Snowboardhelm und kannst mit Begriffen wie In-Mold, Hybrid oder MIPS nicht viel anfangen? Hier lernst du helmisch. Die Kopfschützer sind unterschiedlich konstruiert und haben verschiedene Vorzüge.
Auf den ersten Blick sind sie zwar farblich verschieden, aber irgendwie auch alle gleich. Helme auf Wintersportlerköpfen. Schützende Schalen, denen du kaum ansiehst, dass sie sich im Aufbau unterscheiden oder wann sie ersetzt werden müssen. Da Ski- und Snowboardhelme seit einigen Jahren zur Standardausrüstung gehören und kaum noch jemand ohne sie unterwegs ist, ist das ein wichtiger Punkt.
Wann sollte ein alter Helm ersetzt werden?
Auch wenn du deinen Helm wie ein rohes Ei behandelst, hält er nicht ewig. Uvex gibt seinen Modellen maximal acht Jahre ab dem Herstellungsdatum, welches du im Inneren des Helms findest. Empfohlen wird der Austausch aber schon nach drei bis fünf Jahren, was sich mit den Angaben anderer Hersteller deckt. Natürlich ist es eher in ihrem Interesse, häufiger ein neues Modell zu verkaufen, als wegen eines Materialfehlers verklagt zu werden. K-Tipp hat ältere Helme geprüft, die den Sicherheitstest fast alle noch bestanden haben. Da «fast» im dümmsten Fall fatal sein kann und sich die Investition für einen guten Helm gemessen an den generellen Wintersportkosten in Grenzen hält, ist ein Neukauf alle fünf Jahre sicher vertretbar. Nach so einem Zeitraum haben sich auch neue Systeme und Features etabliert, die eine Überlegung wert sind. Falls du mal einen ernsthaften Sturz hast, solltest du nicht lange überlegen – dann hat dein Helm hoffentlich mehr Schaden genommen als du und muss auf jeden Fall ersetzt werden. Bis auf den Unfall-Fall hast du es selbst in der Hand, gut mit ihm umzugehen.
Aufbewahrung
Kühl, trocken und dunkel gelagert hat dein Helm die besten Chancen, lange intakt zu bleiben. Dauerhaft starke Sonneneinstrahlung ist für das Material ebenso schädlich wie Feuchtigkeit. Und dass er im Keller nicht zwischen Koffern und Umzugskisten eingeklemmt sein, sondern unbelastet aufbewahrt werden sollte, ist auch klar.

Konstruktionsweisen
Alle hierzulande erhältlichen Helme sind getestet und erfüllen die entsprechenden Normen für Vollschalenhelme, die auch die Ohren bedecken (EN-Norm 1077 A), oder Halbschalenhelme (EN-Norm 1077 B), die mit weichen Ohrpolstern versehen sind. Die drei gängigen Konstruktionsarten sind Hardshell, In-Mold und Hybrid.
Hardshell
Aussenschale
Bei Hardshell-Helmen dient in der Regel eine ABS-Aussenschale als Aufprallschutz. Der Kunststoff heisst mit vollem Namen Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer, ist bruchstabil und weist eine hohe Schlagfestigkeit auf. Er wird von spitzen Gegenständen nicht durchstossen und verteilt die Aufprallenergie auf die komplette Schale. Ideale Eigenschaften also, nur die Dämpfung fehlt. Dafür sorgt die Innnenschale.
Innenschale
Die innere Schale besteht in der Regel aus EPS, was ausgeschrieben «Expandiertes Polystyrol» und umgangssprachlich Styropor heisst. Bei einem Sturz kann es einen entscheidenden Teil der Aufprallenergie absorbieren und dadurch den Kopf schützen. Dabei wird es deformiert oder bricht sogar, weshalb der Helm nach einem Ernstfall seine Schutzwirkung verliert und ersetzt werden muss. EPS hat auch eine isolierende Wirkung, ein willkommener Nebeneffekt bei kalten Temperaturen. Aussen- und Innenschale werden bei Hardshell-Helmen miteinander verklebt. Das bietet die Möglichkeit, ausgeklügelte Belüftungssysteme zu integrieren, die den Fahrtwind durch den Helm leiten, um Wärme und Feuchtigkeit abzutransportieren. Auch Modelle mit integriertem Visier wie der uvex 500 Vario sind in der Regel Hardshell-Konstruktionen.

Vorteile:
- hohe Sicherheit
- komplexe Belüftungssysteme möglich
- mit integriertem Visier erhältlich
Nachteil:
- Hardshell-Helme sind meist etwas wuchtiger und schwerer. Im oberen Preissegment werden aber auch Carbon-Fasern und anderen schlagfeste Materialien verarbeitet, die leichter als ABS sind.
Beliebt bei:
- Sportlichen Fahrern, Rennsportlern
In-Mold
Wenn Aussen- und Innenschale nicht verklebt, sondern in einem Arbeitsschritt geformt und miteinander «verbacken» werden, spricht man von einer In-Mold-Konstruktion. Die Innenschale besteht auch hier aus EPS und wird unter grossem Druck in die Aussenschale aus einer dünnen Schicht Polycarbonat (PC) geschäumt. Dieser Kunststoff hat eine noch höhere Schlagfestigkeit als ABS. Anders als bei Hardshell-Helmen wird die Aufprallenergie weniger über die gesamte Schale verteilt, wodurch sich das Material an der Stelle des Aufschlags stärker deformiert. Sicher sind sie trotzdem. Die Bauweise erlaubt leichte und schmale Modelle wie den Anon Rodan. Der sieht schlicht aus, hat mit dem Boa-Anpassungssystem und einem magnetischen Druckknopfverschluss aber schon einige Features, auf die du bei Einsteigermodellen wie dem Anon Raider verzichten musst.
Vorteil:
- leichte und schlanke Bauweise
Nachteil:
- keine komplexen Belüftungssysteme
Beliebt bei:
- Pistenfahrern, Freestylern
Hybrid
Der Name verrät es schon fast: Hybrid-Helme wollen die Vorteile beider Systeme vereinen, weshalb diese Modelle aus zwei Zonen bestehen. Im oberen Hardshell-Teil schützt eine robuste ABS-Schale und ermöglicht interne Belüftungskanäle. Der untere Teil besteht aus einer leichteren In-Mold-Konstruktion. Hybrid-Helme sind vor allem bei Freeridern und Tourenfahrern beliebt. Ein Beispiel ist der POC Obex Spin, bei dem die mehrteilige Konstruktion gut zu erkennen ist.
Vorteil:
- das Beste aus beiden Systemen
Beliebt bei:
- Freeridern und Tourenfahrern
Softshell
Speziell für Freestyler gibt es auch Softshell-Helme wie den Giro Combyn. Sie absorbieren Schläge, ohne dauerhaft Schaden zu nehmen. Deshalb müssen sie nicht nach jedem Sturz ersetzt werden. Softshell-Helme sind ein Kompromiss. Die oben genannten Bauweisen versprechen mehr Schutz.
Weitere Sicherheitstechnologien
MIPS (Multi-directional Impact Protection System)
Helme mit der MIPS-Technologie sind seit einigen Jahren auf dem Markt und mit einem gelben Logo gekennzeichnet. Sie sollen besseren Schutz bei schrägen Aufschlägen bieten. Diese kommen im echten Leben häufig vor, werden bei den Prüfverfahren aber kaum berücksichtigt. Schlägt der Kopf schräg auf, wird das Gehirn starken Rotationsbewegungen ausgesetzt. Um diese zu reduzieren, sind in Helmen mit der MIPS-Technologie Gleitschichten integriert, die sich bei einem Sturz gegenläufig zur Schale verschieben.
Alle MIPS-Modelle in der Übersicht
SPIN-Technologie
Der Hersteller POC geht mit SPIN einen ähnlichen Weg. Die Technologie ist auch im oben verlinkten Modell POC Obex Spin integriert und steht für «Shearing Pads Inside». Das sind spezielle Innenpolster aus Silikon, die bei einem Sturz ebenfalls die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte mildern sollen.
Natürlich arbeiten alle Hersteller daran, ihre Produkte sicherer, leichter und komfortabler zu machen. Entsprechend werben sie mit eigenen Technologien und Begriffen. Wenn du dich für eine Bauweise entschieden hast, solltest du dir noch Gedanken zu folgenden Punkten machen.
Komfortable Features
Belüftungssystem: Wie beschrieben sind die Ventilationsmöglichkeiten auch von der Konstruktionsweise abhängig. Einfache Luftschlitze ohne Einstellmöglichkeiten werden meist als «passives Ventilationssystem» bezeichnet. Bei «aktiven» Systemen kannst du die Belüftung regeln, teilweise auch einzeln für verschiedene Zonen. Je nach Komplexität ist die Belüftung eine Erklärung für so manchen Preisunterschied. Überlege dir, bei welchen Bedingungen du vorrangig unterwegs bist und was dir höherer Komfort wert ist. Besonders bei milden Bedingungen oder auf Touren wirst du ein gutes Ventilationssystem zu schätzen wissen.
Ist ein Visier-Helm was für dich? Damit hast du ein grösseres Sichtfeld als mit einer Skibrille und eine normale Korrekturbrille findet darunter Platz. Das Visier ist in der Regel gepolstert, es beschlägt nicht so schnell und ist austauschbar, um eine den Bedingungen entsprechende Tönung wählen zu können. Dafür besteht das Risiko, dass dich kalte Luftverwirbelungen stören, wenn das Visier nicht optimal sitzt. Hier findest du alle Modelle mit integriertem Visier. Falls du lieber eine Skibrille trägst, gehst du auf Nummer sicher, wenn du sie mit einem Helm des gleichen Herstellers kombinierst. Dann solltest du keine Probleme mit der Passform bekommen.
Praktische Details sind herausnehmbare Ohrenschützer, waschbare Innenfutter und Kinnriemen mit Magnetverschluss, die sich auch mit Handschuhen gut bedienen lassen. In einige Helme lassen sich auch Audio-Systeme integrieren.
Die richtige Grösse bestimmen
Dazu musst du deinen Kopfumfang messen. Setze das Massband etwa einen Zentimeter über den Augenbrauen an. Kommst du beispielsweise auf einen Kopfumfang von 56 cm, kannst du unseren Suchfilter verwenden, um die entsprechenden Modelle angezeigt zu bekommen. Entweder wählst du direkt deinen Kopfumfang aus, oder du schaust dich im entsprechenden Grössenbereich um. Das wäre in diesem Fall M (ca. 55,5 bis 59 cm – je nach Hersteller/Modell). Trägst du gerne eine Mütze unter dem Helm, musst du diese einberechnen. Mit einem grössenverstellbaren Modell hast du etwas Spielraum.
Gut vermessen und nach den für dich wichtigen Kriterien gewählt, sollte dein neuer Helm passen und dich sicher durch ein paar Winter begleiten. Ich hoffe, dass du ihn nie ernsthaft brauchen wirst und er hauptsächlich für warme Ohren sorgt. Viel Spass auf der Piste!


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.