Produkttest

Endura Pro SL: wasserdichte Softshell-Jacke im Test

Von Endura kommt mit der wasserdichten Softshelljacke Pro SL ein Ausrüstungsteil für Hardcore-Roadies. Ein Produkt ohne Nonsense versprechen die Schotten. Und halten sich beinahe an dieses Versprechen.

5°. In Worten: fünf Grad Celcius. Dazu Dauerregen. Nein, das ist nicht der aktuelle Wetterbericht aus dem schottischen Hochland. Das ist der Wetterbericht vom letzten Samstagnachmittag, 1. Mai, in der Nordwestschweiz.

Ich war auf dem Velo unterwegs und testete eine wasserdichte Softshell-Jacke. Und zwar die Pro SL, die mir Endura für den Test zur Verfügung gestellt hatte. Endura? Ein interessanter Brand aus Schottland, der seine Wurzeln aber eigentlich in Australien hat.

Von Schottland über Australien nach China

Am Anfang der Endura Geschichte steht ein Diebstahl. Firmengründer Jim McFarlane verbrachte einige Zeit in Australien, wo er einer Fahrradgruppe beitrat, die an Triathlon-Team-Events teilnahm. Bei einem solchen Event wurde ihm seine Ausrüstung gestohlen und Jim war gezwungen, sich nach einer neuen umzusehen. Das vorhandene Angebot stellte sich allerdings schnell als sehr enttäuschend heraus und so beschloss Jim, dass er nach seiner Rückkehr in seine schottische Heimat selbst den Versuch starten wollte, Fahrradbekleidung zu produzieren. 1993 gründete er in Edinburgh Endura.

Unterdessen gehört das Unternehmen zu den Big Players in Sachen Bike-Equipment. Bis Ende 2019 waren die Schotten Ausrüster des spanischen UCI-WorldTeam Movistar. Der ehemalige deutsche Sprinter Marcel Kittel gehört ebenso zu den Markenbotschaftern wie die MTB-Geschwister Atherton und noch viele weitere bekannte Namen.

Und so hat sich Endura in den letzten knapp 30 Jahren vom coolen Start-up zu einer festen Grösse entwickelt, die ihr No-Nonsense-Versprechen nur bedingt einhält: «FROM OUR FACTORY IN SCOTLAND ...» entpuppt sich nämlich bei einem kurzen Blick aufs Etikett als Etikettenschwindel. Die Pro SL Softshell-Jacke ist MADE IN CHINA.

Das coole Marketingsprüchlein ...
Das coole Marketingsprüchlein ...
... und die harte Business-Realität.
... und die harte Business-Realität.

Der einzige Nonsense

Da sollte die Marketing-Abteilung von Endura nochmals über die Bücher. Die Produktbeschreibung ist Nonsense. Sie schadet der Glaubwürdigkeit. Und das ist schade, denn die Jacke ist wirklich kein Nonsense-Produkt. Im Gegenteil.

Das wasserdichte und atmungsaktive Material soll mich während meines Tests warm halten und mit den versiegelten Nähten auch trocken. Ein Dreifächer-System und eine Sicherheitstasche mit Reissverschluss hinten sowie eine Brusttasche mit Reissverschluss vorne bieten mehr als genügend Stauraum für meine zweistündige Tour. In die Brusttasche packe ich meinen Hausschlüssel. Das Smartphone versorge ich in der hinteren Sicherheitstasche und zwei Powerriegel kommen in eines der drei Fächer hinten. So bleibt in den zwei anderen Fächern Platz für weitere Verpflegung, sollte eine längere Tour anstehen. Oder für die Handschuhe und Beinlinge, sollte es wärmer werden. Was es aber heute nicht tut.

An beiden Unterarmen befinden sich ausserdem grosse Reissverschlüsse für die Belüftung. Die lasse ich heute jedoch zu. Bin froh, wenn die warme Luft drinnen bleibt. Reflektierende Elemente sollen mich für andere sichtbarer machen, auch in der Dämmerung oder bei nächtlichen Ausfahrten.

Der Hersteller hat mir für den Test eine Jacke in der Grösse M zur Verfügung gestellt. Da die Pro SL eher schmal geschnitten ist, ist sie fast ein wenig eng für mich. Da ich darunter jedoch nur ein leichtes Langarmshirt trage, stört mich das beim Fahren nicht. Grösse L wäre bei meinen knapp 180 Zentimetern aber sicher nicht zu gross. Und der Look? Very British, würde ich sagen, ohne überflüssigen Design-Schnickschnack. Einzig die Farbe ist sehr auffällig. Es gibt die Pro SL neben Pumpkin aber auch in schwarz.

Die Endura Grössentabelle

Erster Eindruck: kein Nonsense-Produkt

Nach zwei Stunden im Dauerregen habe ich genug und fahre nach Hause. Dort angekommen, realisiere ich erst so richtig, dass ich bis auf die Haut durchnässt bin. Die Socken haben sich mit Wasser vollgesogen und wiegen gefühlt einige Kilos. Bibshorts, Shorts, Beinlinge? Alles klatschnass.

Frei nach A.N.N.A von Freundeskreis: Immer wenn's beim Biken regnet, stand er da. Nass bis auf die Haut.
Frei nach A.N.N.A von Freundeskreis: Immer wenn's beim Biken regnet, stand er da. Nass bis auf die Haut.

Und obenrum? Die Pro SL Softschell-Jacke hat dichtgehalten. Und nicht nur das. Während die Hände trotz Handschuhen klamm und die Zehen schon leicht angefroren sind, ist das Klima in der Jacke angenehm warm und trocken. Die Jacke ist top. Keine Frage, kein Nonsense. Bei einem regulären Verkaufspreis von über 200 Franken darf man das aber auch erwarten. Finde ich. Hier gibt es denn auch den einen oder anderen Hersteller, der bei vergleichbaren Jacken günstiger unterwegs ist. Zum Beispiel Gore Wear mit dem C5 Gore-Tex Active Jacket oder Giro mit dem Chrono Expert Rain Jacket. Allerdings: Wie viel ist teuer? Wir alle haben unser eigenes Wertesystem. Das entscheidest du selbst. Kaufempfehlung meinerseits? Jawohl. Auch für über 200 Franken. Und wenn das Marketing von Endura nun noch nachzieht und auf missverständliche Stickers auf ihren Produkten verzichtet, gibt's auch diesbezüglich nichts mehr auszusetzen.

The End?
The End?

Dieser Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschliesslich meine persönlichen Erfahrungen wieder.

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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