

Ein Teleskop-Test mit Hindernissen

Ich sehe gerne Sterne. Kopf in den Nacken, grosse Augen machen, klein fühlen und den Anblick geniessen. Das kann der Himmel auf Erden sein. Doch diese Nacht schaue ich mit dem Celestron NexStar 6SE in die Röhre. Das Ergebnis ist kein Review, aber ein Erlebnis.
Da stehen wir, die Finger klamm, in einer kalten Sommernacht an dümmster Stelle. Jagen Trabanten, Planeten und Sterne, von denen wir nie zuvor gehört haben, mit Teleskop und Kamera. Wir, das sind Fotograf Tom und ich. Wolkenschleier vernebeln die Sicht, Bergspitzen ragen bis zum Jupiter empor und der Mond ist zu schnell für uns. Es ist beschissen. Und es macht Spass. Es ist die Geschichte von zwei blinden Hühnern, die in den endlosen Weiten des Universums doch manchmal einen Stern finden.
Aim for the moon. If you miss, you may hit a star.

Wie es dazu kam? Was den Himmel angeht, bin ich romantisch veranlagt. Ich muss nicht wissen, dass Ras Alhague ein Stern im Sternbild Schlangenträger mit einer scheinbaren visuellen Helligkeit von +2,1 mag ist. Ich will mich nicht mit Positionswinkeln, Koordinaten und Korrekturfaktoren befassen. Ich will mich vom Anblick des Sternenhimmels überwältigen lassen. So ein Blick nach oben verändert alles. Macht ruhig und lässt daran zweifeln, dass die eigenen Sorgen der Mittelpunkt des Universums sind. Ob die Sonne auf oder die Welt untergeht, ist universal gesehen nur eine Frage der Perspektive.
Als Ras Alhauge sein jetzt sichtbares Licht auf die Reise geschickt hat, war Richard Nixon Präsident der USA, Ölkrise statt Klimawandel und ich noch längst nicht auf diesem Planeten. Alles anders auf unserer wertvollen blauen Murmel, aber doch irgendwie gleich. Probleme, Krisen und eine umstrittene Figur als Anführer der freien Welt. Zeit, dem Kopf eine Pause zu gönnen. Manche Dinge werden sich niemals ändern. «Why worry now?», sangen die Dire Straits, während Ras Alhauges Licht auf dem Weg ins Hier und Jetzt durch den Kosmos waberte.
These things have always been the same. So why worry now?

Starre ich in die Sterne, denke ich an Urlaubsabende in meiner Kindheit. Wie wir an der Adria standen, auf Sternschnuppen warteten, Wünsche in den Nachthimmel schickten und von Mücken zerstochen wurden. Lese ich, dass Ras Alhauge Mitglied des Ursa-Major-Stroms ist, denke ich an Terrormeldungen in der «Tagesschau»: «Aus Ermittlerkreisen verlautete, dass der zur Fahndung ausgeschriebene Ras Alhauge Mitglied des Ursa-Major-Stroms sein soll, der sich inzwischen zu der Tat bekannt hat.» So etwas in der Art.
Ich will gar nicht alles ganz genau wissen. Ich staune lieber. Staunen kann ich gut. Und ich habe nicht schlecht gestaunt, was mein Satz «Ich würde gerne mal ein Teleskop ausprobieren» für Folgen hatte. Dabei hatte ich so etwas im Sinn:

Eine Sehhilfe, um gelegentlich ins All zu schielen. Bisschen Mond gucken. Da wollen ja jetzt wieder alle hin, Siedlungen bauen und zum Mars durchstarten. Jeff Bezos, der reichste Mann der Welt. Elon Musk, der wahnwitzigste Visionär der Wirtschaftswelt. Donald Trump sowieso. So leer wie bisher ist unser guter, alter, blasser Trabant nicht mehr lange. Also: schnell gucken.
Bekommen habe ich kein schnuckeliges Einsteigerrohr, sondern eines, das vielleicht sogar Trump gefallen würde. Ein richtig grosses. Motorisiert, mit Wifi-Adapter und einer Art Natel an der Seite. Das Celestron NexStar 6SE. Verbunden mit der freundlichen Warnung, beim Aufbau vorsichtig zu sein. Es könnte ja runterfallen. Und das wäre nicht gut.
Was zur Hölle ist das denn?
Ich traue mich kaum, es auszupacken. Das NexStar 6SE ist ein Teleskop, dass du dir zulegst, wenn du es ernst meinst. Wenn du verdammt nochmal wissen willst, was Ras Alhauge mit seiner Ursa-Major-Gruppe da oben treibt. Schliesslich werden Kugelsternhaufen mit dem NexStar 6SE bereits teilweise aufgelöst. Es ist allerdings nur das zweitgrösste der Serie, also nichts für Trump.
Schlagworte, die ich im Zusammenhang mit meinem Teleskop lese: Azimutal montiert. Maksutov-Bauart. Q-Turret Okularrevolver. Wenn ein Klingone mit Tourette-Syndrom vor mir stünde, würde ich nicht weniger verstehen. Umso erstaunter stelle ich fest, dass das NexStar 6SE im allwissenden Internet als eines der besten Teleskope für Einsteiger bezeichnet wird. Aufstellen, loslegen, alles ganz einfach. Ach ja? Sehr gut! Trotzdem bleibt das Teil bei mir eine ganze Weile in seinem dicken schwarzen Koffer.

Irgendwas ist immer
Hast du in letzter Zeit mal versucht, dich mit ein paar alten Freunden zu verabreden? Irgendwas kommt immer dazwischen. Hochzeiten, Ferien, ausgebuchte Wochenenden. Alle blättern in ihren Kalendern und am nächsten möglichen Termin läuft schon wieder «Last Christmas» im Radio. Ähnlich geht es mir mit dem Mond und den Sternen. Habe ich Zeit und bin motiviert, ist der Himmel über Zürich wolkenverhangen. Zeigen sich ein paar Sterne, lässt der Mond sich nicht blicken. Wache ich nachts völlig erschlagen auf, liegt es am fahlen Mondlicht, das durch die Storen dringt.
Aus Tagen werden Wochen. Der Mond ist auf allen Kanälen, weil Neil Armstrong ihn vor 50 Jahren als erster Mensch betreten und Buzz Aldrin dort als erster Mensch in einen Raumanzug gepinkelt hat. Der Mond ist überall, nur nicht bei mir. Es ist wie verhext. Dabei habe ich wirklich Lust, das Teleskop auszuprobieren. Ich übe mich in Geduld und beginne, den Aufbau zu üben. Unfallfrei. Nur die Staubschutzkappe landet auf dem Boden.
Im Prinzip ganz einfach
Irgendwann, und es ist wie eine Offenbarung, zeigt sich eine dünne Mondsichel über den Dächern der Stadt. Jetzt oder nie. Wie gut, dass ich geübt habe. Ab auf den Balkon. Stativ aufstellen und sichern, Teleskop anschrauben, Okular anbringen, StarPointer aufstecken, Powertank anschliessen, einschalten. Schon steht das Teleskop unter Strom. Ich auch.

Tief in die Krater geschaut
Mit der Bedieneinheit in der Hand, die über ein geringeltes Kabel mit dem Teleskop verbunden ist (die Älteren unter uns werden das von Telefonen kennen), richte ich das orangene Riesenrohr auf den Mond aus. Es bewegt sich auf Knopfdruck. Ich fühle mich wie auf Gefechtsstation und aktiviere den StarPointer, der eine Art Zielfernrohr ist. Einmal am kleinen Plastikrad gedreht, schon erscheint ein roter Laserpunkt in seiner Mitte, mit dem ich Objekte anpeilen kann. Volltreffer. Da ist der Mond. Mein Mond.
Ein Mond, dem ich noch nie so tief in die Krater geschaut habe wie jetzt, da ich ihn flirrend und live durch das Okular betrachte. Es macht einen Unterschied, ob es irgendein Mond ist, den irgendein Fotograf oder Filmer abgelichtet hat und der ganzen Welt zur Verfügung stellt. Oder ob du ihn selbst siehst. Das hier ist meiner. Ich hier, er dort. Meine exklusive Perspektive, die ich gerne teilen möchte. Kaum habe ich ein paar Schaulustige auf den Balkon gerufen, ist er allerdings auch schon wieder weg.

Der Mond ist schnell. Ich beginne zu verstehen, warum die automatische Objektverfolgung, die das NexStar 6SE beherrscht, eine tolle Funktion sein könnte. Für den Moment schwenke ich das Teleskop über die Fernbedienung auf Verdacht in Position und erwische die fahle Sichel gerade nochmal, bevor sie sich mit dem letzten Tageslicht irgendwo im Limmattal hinter dem Horizont verabschiedet.
Live-Ticker aus dem Universum
In den folgenden Tagen erweist sich der Mond als verlässlich. Er erscheint sogar etwas früher und steigt höher. Ein paar Sterne funkeln auch über der Stadt und geben mir die Gelegenheit, tiefer ins All zu blicken. Um das NexStar 6SE sinnvoll nutzen zu können, muss ich es zunächst ausrichten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für dieses «Alignment», nach dem das Teleskop den Nachthimmel an deiner Position kennt und Himmelsobjekte automatisch ansteuern und verfolgen können soll.
Und es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, das Teleskop zu steuern. Neben der Fernbedienung liegt in meinem Testkoffer noch ein WiFi-Adapter. Denn, klar, es gibt für alles eine App. Damit wird dein Smartphone oder Tablet zur Kommandozentrale, über die du das Teleskop bedienen kannst. Das mag hilfreich sein, weil sich die Himmelskörper auf einer Karte anwählen lassen. Und es mag im Winter schön sein, wenn das NexStar draussen steht und der fortgeschrittene Hobby-Astronom nicht in der Kälte ausharren will, sondern die Bilder live in seine Kommandozentrale überträgt.
So etwas habe und will ich nicht. Ich will in den Himmel gucken und dabei nicht auf ein Smartphone oder Tablet starren. Ausserdem habe ich mich in die Retro-Fernbedienung mit ihren schummrig beleuchteten Tasten und dem Pager-Gedenkdisplay mit scrollender Schrift verliebt. Das sagt mir auch, was zu tun ist. E-I-N-F-A-C-H B-U-C-H-S-T-A-B-E F-Ü-R B-U-C-H-S-T-A-B-E, was die Spannung ungemein steigert. Mein Live-Ticker aus dem Universum ist mir lieber, der WiFi-Adapter bleibt vorerst in der Tasche.

Ein all-wissendes Ding
Für den Moment bin ich vollauf zufrieden mit den Möglichkeiten, die sich mir mit der Bedieneinheit in der Hand bieten. Ich versuche mich am 3-Star-Alignment. Um den Nachthimmel über mir zu erfassen, braucht das NexStar 6SE ein paar Anhaltspunkte. Zum einen die Koordinaten meiner aktuellen Position, die ich entweder direkt eingeben oder über die Städtedatenbank auswählen kann. Danach peile ich drei verschiedene Himmelskörper an, die möglichst weit voneinander entfernt sind.
Der Mond ist vergleichsweise einfach zu erwischen. Sterne zu entdecken und im Okular zu zentrieren, ist schon schwerer. Ein paar helle Punkte finde ich schliesslich doch. Das NexStar akzeptiert sie und reimt sich das restliche Universum selbst zusammen. Was für ein all-wissendes Ding. Let the magic begin. Nun kann ich das Teleskop per Tastendruck automatisch auf Planeten ausrichten, eine Tour durch die Andromedagalaxie starten oder Himmelskörper anwählen, von denen ich noch nie zuvor gehört habe. Ras Alhauge zum Beispiel.
Ich blättere mich durch Galaxien und Sternbilder und wähle aus, was spannend klingt. Das hat den nachteiligen Effekt, dass das NexStar bei jedem zweiten Versuch in Richtung Hauswand surrt oder meinen Kopf ins Visier nimmt. Schon blöd, so gar keine Ahnung zu haben, was ich da anwähle und wo am Firmament es sich befinden könnte.
Jupiter, die alte Discokugel
Also zurück zu meinem Ausgangspunkt. Dem hellen Punkt, der zuerst am Nachthimmel erschien. Er entpuppt sich als Jupiter, der wie eine Discokugel am Himmel hängt und von seinen Monden umtanzt wird. Mein Ticker-Display bringt mir in gemächlicher Laufschrift alles Wissenswerte zu Io, Europa, Ganymed und Kallisto näher. Aus dem hellen Punkt am Himmel wird, durch das Teleskop betrachtet, eine Kugel mit Streifen. Aus den mit blossem Auge unsichtbaren Monden werden helle Punkte. Das sieht toll aus, mir gelingt durch das Okular im Halbdunkel der Stadt und ohne weiteres Zubehör aber kein anständiges Foto. Eine Liste verwackelter Jupiter-Videos auf YouTube und die Bildersuche zeigen mir, dass das wohl nicht ganz einfach ist.
Ich muss irgendwo hin, wo es richtig dunkel ist und bessere Bilder möglich sind. Vom Teleskop und durch das Teleskop. Dafür brauche ich Tom, unseren Fotografen. Und wir brauchen Wetterglück, denn wir haben nur eine Chance, bevor ich das NexStar 6SE zurückgeben muss. Ausserdem brauchen wir Adapter, um seine schwere Nikon ans Teleskop zu schrauben. Für den Notfall nehmen wir auch noch den NexYZ-Adapter mit, der wie ein entfernter Verwandter von E.T. aussieht und anständige Smartphone-Fotos durch das Riesenrohr ermöglichen soll.
Denn sie wissen nicht, was sie tun
An einem kühlen Sommerabend stehen wir am Ufer des Wägitalersees. Wir sind am nächsten Morgen dort verabredet und extra schon am Vorabend in die Gegend gefahren, um Sterne zu gucken. Der Vorteil: Es ist schön dunkel und die Szenerie ist toll. Der Nachteil: Wir sind von Bergen umgeben. Da selbst das NexStar 6SE keinen Gipfelröntgenmodus hat, bleibt uns nur ein Himmelsausschnitt und die Hoffnung. Die Hoffnung, dass sich die Wolken verziehen und über uns schmucke Sternbilder funkeln. Ein bisschen Mond wäre auch nicht schlecht.

Als wir am malerischen Ufer Position beziehen und ich mit dem Aufbau beginne, zeigt sich der Mond von seiner besten Seite. Halb voll krönt er die Kulisse. Tom dokumentiert pflichtschuldig jeden meiner Handgriffe, dann ist es angerichtet. Sogar die Ausrichtung klappt auf Anhieb. Wir machen uns daran, den Erdtrabanten ins Visier zu nehmen, der langsam Richtung Gipfel des Fluebrig wandert. Ein Foto haben wir noch nicht. Kein Problem. Wir haben ja noch Zeit, glauben wir, und dilettieren mit T-Ring, Kamera und Teleskop herum.
Inzwischen ist es dunkel und empfindlich kühl geworden, die Finger werden klamm. Was muss jetzt abgeschraubt, was angesetzt werden? Irgendwann hält die Nikon endlich am Teleskop und zieht schwer daran. Wir müssen es ausbalancieren und die Schiene neu justieren, womit am Himmel natürlich gar nichts mehr stimmt. Verschiebst du das Teleskop nur ein kleines bisschen, siehst du nur noch schwarz und musst es neu ausrichten. Die Neuausrichtung wird durch ein paar Schleierwolken erschwert und der Mond hat auch langsam genug. Er stürzt immer schneller auf die Berggipfel zu, während Tom, der jetzt tief in die Knie gehen muss, um das Kameradisplay zu sehen, erste Testfotos schiesst.

Der Mond sinkt unbeeindruckt weiter
Ganz geheuer ist uns die Konstruktion nicht. Und der Umgang damit kostet Zeit, die wir nicht haben. Da es uns im Moment nicht um Langzeitbelichtungen, sondern um einen brauchbaren Schnappschuss vom Mond geht, können wir genauso gut das Handy nehmen.
Wir wollen es mit NexYZ probieren, dem Smartphone-Adapter, der direkt ans Okular geschraubt werden kann. Doch wir scheitern daran, den Adapter zu befestigen. Hektik kommt auf. Der Mond sinkt von unseren Problemen unbeeindruckt weiter. Irgendwann legt Tom sein Pixel 3 von Hand an, hält es einfach aufs Okular und drückt ab. Geht doch. Jetzt kann der Mond untergehen.

Wir machen gedanklich einen Haken hinter den Mond und wenden uns weiter entfernten Himmelskörpern zu. Was gar nicht so einfach ist, denn auch Jupiter hat sich mit Io, Europa, Ganymed und Kallisto aus dem Staub gemacht. Andere Planeten sind nicht in Sicht. Zwischen Wolkenschleiern blitzen zwar reichlich Sterne auf, aber ihr Anblick ist durchs Teleskop betrachtet gar nicht mal so viel überwältigender als mit blossem Auge. Aus winzigen hellen Punkten werden etwas grössere helle Punkte. Tom widmet sich der teleskoplosen Astrofotografie, während ich daran scheitere, das NexStar 6SE wieder sinnvoll auszurichten. Der StarPointer beschlägt, das Alignment misslingt und ich bin so verzweifelt, dass ich den WiFi-Adapter aus der Tasche ziehe.
Wenn nichts mehr geht, gibt es schliesslich immer noch eine App. Mit SkyPortal (Android / iOS) und dem Adapter sollte doch was möglich sein. Sollte. Wenn die Sterne dafür günstig stünden, würde ich ihn jetzt einstecken, in der App auf «Verbinden und Align» drücken, das Teleskop neu ausrichten und kein Problem mehr haben. Ich könnte mich in diesem hübsch gemachten Planetariumsprogramm orientieren, lohnende Ziele auswählen und das Teleskop würde sie automatisch anfahren.
Könnte. Würde. Denkste.

Da ich nicht im Konjunktiv-Paralleluniversum lebe, sondern ganz real auf einer feuchten Wiese stehe, läuft die Sache etwas anders. Tatsächlich verbindet sich mein Handy mit dem Teleskop, um mir dann mitzuteilen, dass es dessen Steuerung nicht übernehmen kann. Warum es sich dazu nicht in der Lage sieht, verrät es mir leider nicht. Über die Fernbedienung lässt sich das Rohr nun auch nicht mehr steuern. Während Toms Kamera klickt und dem Himmel per Langzeitbelichtung tausende Sterne entlockt, die mit blossem Auge kaum sichtbar sind, verfluche ich die Technik und suche nach Lösungen. Google, hilf.
Google hilft aber nicht, weil ich schnell keine Lust mehr habe, mit halb eingefrorenen Fingern Sterngucker-Foren zu durchforsten, in denen User von ähnlichen Problemen berichten. Stattdessen versuche ich es mit umstecken, neu starten und fluchen. Dann bitte ich Tom, die App ebenfalls zu installieren. Das Ergebnis ist dasselbe. Und ich halte zwei Erkenntnisse fest. 1. Wenn du Sterne gucken willst, macht das ohne Display vor der Nase mehr Spass. 2. Wenn du die App-Steuerung nutzen willst, ist es besser, sie vorher in Ruhe auszuprobieren.

Die Lösung des Problems wäre wohl nur einen Googlehupf entfernt gewesen und hätte wahrscheinlich mit Android Pie zu tun gehabt. Tom und ich waren genau wie mpasarilla aus dem Cloudy-Nights-Forum mit Pixel-Smartphones und der zum Testzeitpunkt aktuellen Software-Variante unterwegs. Nichts ging. Der etwas unbefriedigende Weg zum Ziel: Alle Verbindungen zur Aussenwelt kappen und das Handynetz blockieren, dann sollte die Teleskop-Fernsteuerung über die App funktionieren.
Auf unserer nasskalten Wiese beenden wir den WiFi-Kampf um das Riesenrohr. Genug NexStar Wars. Immerhin sind wir mit unseren Problemen nicht alleine. In der Galaxus-Galaxie hat User frenk51 mit einem anderen Modell ähnliche Erfahrungen gemacht.
Statt weiter nach Lösungen zu suchen, wenden wir uns wieder dem Nachthimmel zu. Er ist von Wolkenschleiern durchzogen, aber immer noch grossartig. Ich stecke den WiFi-Adapter aus und greife zur guten alten Kabelfernbedienung. Das Teleskop surrt wieder. Ich schwenke es auf Verdacht durch die Dunkelheit und lasse den Anblick unbekannter Himmelskörper auf mich wirken. Vielleicht sehe ich Kugelsternhaufen, teilweise aufgelöst. Vielleicht auch nicht. Und irgendwo da oben muss Ras Alhauge sein. Für heute habe ich genug gesehen.
Fazit: Ein kleiner Schritt für mich, gar keiner für die Menschheit
Mit meinem Teleskop-Test ist es wie mit der Mondlandung. Für mich eine grosse Sache, dabei war es nur ein winziger erster Schritt in die Welt der Amateurastronomie. Ich habe ein paar faszinierende Eindrücke gewonnen, aber da geht noch so viel mehr. Ich bin Lichtjahre davon entfernt, all die Möglichkeiten, die du mit einem Teleskop wie dem NexStar 6SE hast, zu überblicken. Davon habe ich auch nach ein paar Wochen mit dem Gerät nur eine entfernte Ahnung bekommen.
Du kannst mit Adaptern, anderen Okularen oder Filtern experimentieren und deine Ergebnisse optimieren. Es gibt zehntausende Himmelsobjekte in der Datenbank und genauso viele Gelegenheiten, als Anfänger an dem Gerät zu verzweifeln. Dieses Hobby braucht Zeit, Neugier und Musse. Ich nehme mir nicht heraus, über das NexStar 6SE zu urteilen. Ich kann dir nur empfehlen: Schau in die Sterne, wann immer es geht. Egal wie. Ob mit Teleskop oder ohne. Leg deinen Kopf in den Nacken, mach grosse Augen, fühl dich klein und geniesse den Anblick.



Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.