Produkttest

Die Sonne auf meinem Schreibtisch

Pia Seidel
11.2.2022

Die meisten Lichttherapielampen kommen nur im Winter zum Einsatz. Aber das Designstück «Epic» von Innolux ist anders. Es bringt das ganze Jahr über Stimmung in die Bude.

Vom Winter in Zürich bin ich eigentlich immer enttäuscht. Ab November wird die Stadt grau, weil das Sonnenlicht fehlt und mit ihr die muntere Stimmung. Stattdessen stellt sich bei mir die Wintermüdigkeit ein. Um dieser entgegenzuwirken, habe ich zum ersten Mal eine Lichttherapie ausprobiert. So kann ich mir zumindest drinnen vormachen, dass es draussen sonnig ist.

Das Modell «Epic» von der Marke Innolux kann ich ganzjährig gebrauchen. Es ist anders als die meisten sperrigen Lichttherapielampen auch eine schöne dimmbare Tischlampe, die mein Homeoffice besser beleuchtet. Deshalb habe ich das finnische Unternehmen um ein Muster gebeten und es vier Wochen lang getestet.

Wie es funktioniert

Die LED-Therapielampe ist dimmbar.
Die LED-Therapielampe ist dimmbar.

Licht gelangt über die Netzhaut und Nervenbahnen ins Gehirn. Wenn es dunkel ist, nimmt dieses an, dass die Schlafenszeit beginnt und schüttet mehr Melatonin aus – ein müde machendes Hormon. Wenn tagsüber das Sonnenlicht Lux fehlt, kommt die Lampe Epic ins Spiel. Sie soll die Melatonin-Ausschüttung verhindern, indem sie UV-gefiltertes und besonders intensives Licht mit 2500 Lux ausstrahlt. Das entspricht zwar nur einem Bruchteil des Sonnenlichts. Trotzdem ist es mehr, als meine restliche Beleuchtung mit 50 bis 100 Lux leistet.

Die Lichttherapie, auch «Lichtdusche» genannt, sollte an drei bis fünf Tagen in der Woche stattfinden, um einen Effekt zu spüren und das Wachmacher-Hormon Serotonin zu aktivieren. Dabei liegt der ideale Abstand zwischen meinem Gesicht und der Lichtquelle zwischen 40 und 145 Zentimetern. Bei 2500 Lux sollte der Abstand zu meinem Gesicht circa 50 Zentimeter betragen. Je näher ich sie platziere, desto wirksamer ist die Therapie. Dreissig Minuten können dann bereits genügen, um das Gehirn auszutricksen.

Auspacken und Einschalten

Beweglichen Beleuchtungskörper: Epic kann auch liegen.
Beweglichen Beleuchtungskörper: Epic kann auch liegen.

Epic besteht aus zwei Teilen: einem hellbraunen Sockel aus Eschenholz und einem weissen scheibenförmigen Beleuchtungskörper aus Kunststoff und Stahl. An ihm befindet sich ein schwarzes, drei Meter langes Textilkabel und ein Netzteil. Die LED-Lampe hat zwei Tasten, eine An-Aus-Taste sowie einen Schalter für die Farbtemperatur. Ich kann mich zwischen Licht in Gelb-Weiss, Weiss oder Blau-Weiss entscheiden.

Erster Eindruck

Neben unterschiedlichen Helligkeitsstufen, bietet die Muntermacher-Lampe drei Farbtemperaturen an.
Neben unterschiedlichen Helligkeitsstufen, bietet die Muntermacher-Lampe drei Farbtemperaturen an.

Kaltes Licht soll wacher machen, als warmes Licht. Daher teste ich die Therapielampe als Erstes auf höchster Stufe in Blau-Weiss während der Arbeit am Schreibtisch. Sie steht im Sichtfeld, jedoch nicht so, dass ich direkt dreinblicke. Dies soll laut Angaben des Herstellers nicht nötig sein. Trotzdem blendet sie etwas, jedoch gewöhne ich mich mit der Zeit daran. Zudem spüre ich keine Wärmeabstrahlung der Lampe.

Die Intensität der Helligkeit sowie Farbtemperatur steuere ich über die jeweilige Taste. Doof ist nur, dass es keine Anzeige gibt. Die Lux hängen von der Distanz ab. Diese Angabe kann Epic nicht machen, weil sie nicht misst, wie nahe ich dran bin. Aber eine Anzeige der Helligkeit wäre gut. Immerhin. Es spielt keine Rolle, wenn ich zu lange dusche. Nur der Zeitpunkt ist entscheidend. Wenn ich zu spät beginne, kann es sein, dass ich abends schlechter einschlafe. Deshalb wird empfohlen, keine Therapie ab 18 Uhr zu machen. Es sei denn, du möchtest sie bewusst bei Schichtarbeiten einsetzen. Nachdem die erste halbstündige Dusche vorbei ist, dimme ich das Licht etwas herunter und drehe die Lampe in Gelb-Weiss zur Wand. So dient sie mir als Ersatz für die Schreibtischlampe, die vorerst aus Platzgründen das Feld räumen musste.

Schon nach zwei Wochen mit Epic fühle ich mich so, als hätte jemand mich und nicht die Lampe angeknipst. Wie nach einer Dusche mit Wasser bin ich frischer. Ich scheine zurück in meinen Sommerrhythmus zu finden, gehe wieder mehr aus oder mache mehr Sport. Ich habe auch ein neues Ritual hinzugewonnen und lasse die Stimmungslampe in den folgenden Wochen jeweils von 10 bis 12 Uhr unter der Woche an.

Stimmungslicht und Stromverbrauch

Nach 18 Uhr sollte Epic nur umgedreht verwendet werden, um den Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten.
Nach 18 Uhr sollte Epic nur umgedreht verwendet werden, um den Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten.

Der hohe Stromverbrauch, den Kollege David bei seinem Modell von Beurer bemängelt hat, ist dank des energieeffizienten LED-Leuchtmittels von Epic hier kein Thema.

  • Produkttest

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Deshalb benutze ich die schlichte Scheibe zur Wand gedreht auch abends als Tischlampe im Wohnzimmer. Sie ist schnell an einem anderen Ort montiert. Nur im Bad sollte sie nicht stehen, da sie Feuchtigkeit nicht verträgt. Wäre da nicht das schwarze Textilkabel, würde sie vor meinen weissen Wänden wie ins Interieur eingenäht wirken.

Gegenübergestellt: die unterschiedlichen Helligkeitsstufen und Farbtemperaturen.

Fazit: Das Gegenteil einer Schlafbrille

Im Unterschied zu sehr technisch aussehenden (und deshalb unansehnlichen) Lichttherapie-Geräten wie dem aktuellen Bestseller von Beurer macht Epic nach der Lichtdusche auch als elegante Tischlampe eine gute Figur. Sie ist ungefähr dreimal Mal so teurer, aber gegenüber den wuchtigen Standardmodellen hat sie den Vorteil, dass sie zerlegbar ist und wenig Platz einnimmt, wenn gerade nicht Winter ist.

Wie erhofft bemerke ich nach den vier Wochen Test einen Unterschied. Ich trinke morgens immer noch meinen Kaffee und gehe täglich spazieren, empfinde beides aber nicht mehr als ein Muss, um wach zu werden. Den Job übernimmt jetzt die Lichtdusche. Direkt neben dem Bildschirm sorgt sie mit ihrem intensiven und blau-weissen Licht dafür, dass ich konzentrierter bei der Arbeit bin. Ich lege mir die Lampe zu, weil sie quasi das Gegenteil einer Schlafbrille. Wenn ich schlecht geschlafen habe, bringt die Therapie auch nicht mehr viel. Aber an den meisten Tagen sehe ich Zürich dank der Lichtdusche wieder bunt statt grau.

Zwei-in-Eins: Therapielicht im Winter und im Sommer ein Stimmungslicht.
Zwei-in-Eins: Therapielicht im Winter und im Sommer ein Stimmungslicht.

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 


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