Siri Schubert
Produkttest

Countdown zum ersten Ultralauf: Die La Sportiva «Prodigio» boosten meine Motivation

Jetzt aber! Nächstes Jahr will ich einen 50-Kilometer-Trail mit knapp 2500 Höhenmetern laufen. Das erfordert neben gezieltem Lauftraining auch eine Anpassung der Ausrüstung. Deshalb habe ich den «Prodigio» von La Sportiva getestet. Und war positiv überrascht.

Fürs nächste Jahr habe ich mir läuferisch ein hohes Ziel gesteckt: Ich will mein erstes 50-Kilometer-Rennen laufen, den Trail d’Outremont beim Mont-Terrible-Trailrunning-Event im April. Eigentlich hatte ich diese Strecke schon für dieses Jahr geplant, doch ein Unfall mit anschliessender Verletzungspause hat meine Pläne durchkreuzt. Stattdessen habe ich die deutlich kürzere 23-Kilometer-Strecke im hügligen Jura zurückgelegt. Diese aber vollends genossen.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so habe ich meine Vorbereitung nun wieder gestartet. Zur Fitnessbestimmung werde ich am 12. Oktober den Hallwilersee Halbmarathon laufen. Und mich dann – so der Plan – auf die 50-Kilometer-Distanz steigern. Während der Vorbereitung werde ich regelmässig Laufausrüstung, -methoden und Sportnahrung testen und darüber berichten.

Ist der neue Schuh von La Sportiva die Lösung?

Bisher bevorzugte ich Schuhe mit wenig Polsterung wie den «Pytho 6» von Icebug, um auf Trails den Untergrund für bessere Balance und Kontrolle zu spüren.

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    Warum ich beim Trailrunning auf Schuhe einer schwedischen Marke setze

    von Siri Schubert

Schuhe mit einem weichen, schwammigen Laufgefühl habe ich dagegen strikt gemieden. Das ist immer noch so. Stattdessen suche ich einen Schuh, der für Strecken jenseits der 30-Kilometer-Grenze stärkere Dämpfung bietet, um Gelenke und Knochen zu schonen. Aber so wenig Kompromisse wie möglich beim Gefühl für den Untergrund eingeht, damit ich sicher und balanciert unterwegs bin.

Der neue «Prodigio» von La Sportiva weckte genau wegen dieser Eigenschaften mein Interesse. Er ist für Ultratrails gemacht und entsprechend gedämpft. Und obwohl ich mich mit 50 Kilometern noch am unteren Ende der Ultradistanzen bewege, schien mir der Schuh der Bergsportprofis von La Sportiva einen Versuch wert. Bisher waren mir die Trailrunning-Schuhe von La Sportiva etwas zu steif und schwer. Doch mit dem neuen Modell schlägt die Traditionsmarke aus Italien ein neues Kapitel auf.

Gute Verarbeitung und Passform

Schon beim ersten Hineinschlüpfen fühle ich mich in den Schuhen wohl. Das Obermaterial umschliesst den Fuss wie eine Socke. Während der Schuh an der Ferse und im Mittelfussbereich eng anliegt, ist die Zehenbox weiter geschnitten. Das ist für mich wichtig, da ich recht breite Füsse habe und es zudem schätze, wenn ich die Zehen im Schuh für zusätzliche Balance spreizen kann. Bei langen Belastungen schwillt der Fuss ausserdem an. Auch dann soll der Schuh noch genügend Platz bieten.

Das atmungsaktive Mesch umschliesst den Fuss, vorne bietet der Schuh ausreichend Platz.
Das atmungsaktive Mesch umschliesst den Fuss, vorne bietet der Schuh ausreichend Platz.
Quelle: Siri Schubert

Das Obermaterial, ein recyceltes Meshgewebe, ist angenehm zu tragen und – wie sich später herausstellt – schnell trocknend und atmungsaktiv. Zudem verfügt der Schuh über eine verstärkte Fersenkappe, die höher geschnitten ist als beispielsweise beim «Kjerag»-Trailschuh von Nnormal und bis unter den Knöchel reicht. Für meine Füsse passt das, ich habe aber schon von Läuferinnen gehört, bei denen die Kunststoffverstärkung unangenehm scheuerte.

Das Gewicht von 240 Gramm bei Damengrösse 40 ist für einen gut gepolsterten Trailrunning-Schuh leicht, aber nicht ultraleicht. Die Polsterung beträgt an der Ferse 34 Millimeter und am Vorfuss 28 Millimeter. Damit liegt die Sprengung bei sechs Millimeter und punktgenau in meinem Wohlfühlbereich. Das ist sicher einer der Gründe, warum sich der Schuh schon beim ersten Anziehen so gut anfühlt.

Der Rocker, also die leichte Aufbiegung am Vorfuss, ist für mich dagegen zunächst etwas ungewohnt. Später beim Laufen finde ich diese dezente Unterstützung beim Abrollen aber gerade auf längeren Strecken sehr angenehm.

Der Unterbau bringt angenehme Überraschungen

Kernstück eines jeden Laufschuhs ist die Sohle. Und bei der punktet der «Prodigio». Die Zwischensohle besteht aus dem neuen, stickstoffangereicherten XFLow-Schaumstoff, der leicht, weich, aber nicht schwammig ist. Im Gegenteil, die Zwischensohle fühlt sich fest und reaktionsfreudig an. Der XFlow ist zudem 15 Prozent leichter als der EVA-Schaum, den La Sportiva bisher in ihren Trailrunning-Schuhen nutzte.

Von der Ferse bis zum Vorfuss ist der Schuh flexibel und biegsam. In der Längsachse zeigt er dagegen eine sehr hohe Torsionssteifigkeit und lässt sich so gut wie gar nicht verdrehen. Das bringt eine höhere Festigkeit und bessere Kontrolle beim Laufen. Das ist mir ebenfalls wichtig.

Die Aussensohle besteht aus zwei verschiedenen Gummi-Mischungen. Dem weicheren (in diesem Fall blauen) Material am Vorfuss und auf der Innenseite und dem abriebfesteren, härteren Material auf der Aussenseite. Die Stollen bewegen sich mit vier Millimetern für Trailrunning-Schuhe im mittleren Bereich.

Griffig und profiliert: Die Sohle aus verschiedenen Gummimischungen gibt guten Halt.
Griffig und profiliert: Die Sohle aus verschiedenen Gummimischungen gibt guten Halt.
Quelle: Siri Schubert

Raus auf die Trails

Zunächst lief ich in den Bündner Bergen mit den neuen Schuhen. Und war von Anfang an überzeugt. Auf trockenen, steinigen Trails boten sie guten Grip und ein richtig gutes Laufgefühl.

Bei den meisten Schuhen musst du dich entscheiden: Gute Dämpfung oder gutes Bodengefühl. Dass der Prodigio beides bietet, ist in meinen Augen das grösste Plus und genau das, was ich für meine 50-K-Vorbereitung gesucht habe. Hier bekommt der Schuh ein definitives Yessss!

Auf gewundenen Trails spielen die leichten Schuhe ihre Stärken aus.
Auf gewundenen Trails spielen die leichten Schuhe ihre Stärken aus.
Quelle: Siri Schubert

Später habe ich den «Prodigio» auch auf nassen Waldwegen und wurzeligen Pfaden getragen. Der Grip war gut und das Laufgefühl auch hier eine Freude. Die Dämpfung liess meine Füsse nicht so schnell ermüden und eignet sich auch für die anstehenden Trainingseinheiten jenseits der 30 Kilometer.

Auf richtig matschig-rutschigen Pfaden habe ich die Schuhe bisher noch nicht getragen, würde aber wegen der etwas niedrigen vier-Millimeter-Stollen erwarten, dass sie keinen optimalen Rutsch-Schutz bieten.

Abgesehen davon bin ich begeistert vom La Sportiva «Prodigio». Ich habe ihn übrigens in der Farbe «rose-springtime» gewählt, es gibt ihn aber in vielen anderen Farben, von dezent-dunkel bis leuchtend grün.

Wenn du wissen willst, welche Schuhe, Laufbekleidung und Sportnahrung mich auf dem Weg zu meinem Ziel, dem 50-Kilometer-Ultra begleitet, dann folge mir für Updates und Laufabenteuer.

Fazit

Gute Kombi von Dämpfung und Festigkeit

Der «Prodigio» von La Sportiva ist gemacht für längere Distanzen. Der XFlow-Schaum der Zwischensohle bietet gute Dämpfung, so dass der Fuss nicht so schnell ermüdet. Gleichzeitig ist er reaktionsfreudig ohne ein schwammiges Laufgefühl. Die gute Torsionssteifigkeit und die griffige Aussensohle sind weitere Pluspunkte.

Insgesamt ist der Schuh für Trailläufe auf trockenem, steinigem Untergrund oder auf verschlungenen Waldpfaden gut geeignet.

Pro

  • gute Torsionssteifigkeit
  • griffige Aussensohle
  • reaktionsfreudige Zwischensohle mit gutem Gefühl für den Untergrund
  • gute Dämpfung ohne schwammiges Laufgefühl
Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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