

Bei uns regiert der Filz

Seit einigen Wochen haben meine Frau und Tochter ein neues Hobby: das Trockenfilzen. Seither verfilzen wir immer mehr.
Zwei Wochen vor Heiligabend. Familienrat: Zeit, die diesjährige Weihnachtsdeko zu besprechen. Den Christbaum werden wir zum ersten Mal mieten und dies dann auch in Zukunft so machen. Dazu ein paar Lichterketten im Haus verteilt und ein von meiner Tochter selbst gefalteter Papierengel für die Haustüre. Fertig. Wir halten nichts von Festbeleuchtungen, die im 24-Stunden-Modus blinken.

«Vielleicht bastle ich auch noch paar Figuren aus Filz», meint meine Frau beiläufig. Das sei doch eine hübsche, kleine Idee. Quasi ein Mitnehmsel für unsere Gäste, mit denen wir am Tag nach Heiligabend bei uns Weihnachten feiern. Selber machen, statt kaufen.

Aus Tagen werden Wochen
Seither wird bei uns gefilzt. Trocken gefilzt. Der ursprüngliche Plan, an zwei Nachmittagen einige Figürchen für die Gäste zu basteln, muss jedoch bereits nach kurzer Zeit über Bord geworfen werden. Die Figuren, die meine Frau und Tochter kreieren, sind zu aufwändig. Stunden verbringen die beiden mit Wolle und Nadel. Abend für Abend sitzen sie im Wohnzimmer und filzen. Weihnachten kommt, Weihnachten geht. Die Zeit reicht nicht, um jedem Gast seine Filzfigur zu gestalten.
Egal, die beiden machen weiter. Das Ganze hat inzwischen eine Eigendynamik angenommen. Schafften sie anfänglich an einem Abend eine Figur, sind es unterdessen locker zwei in der gleichen Zeit.

Und so entsteht eine Fee nach der anderen, dazu Zwerge, Zauberer oder Pilze. Aus Pfeifenreinigern werden Arme, Beine und Wanderstöcke. Manchmal dienen Styroporkugeln als Köpfe. Gewisse Figuren bekommen einen Hut, andere eine Blume in die Wollhaare. Der Filz greift um sich. Was als beiläufige Bemerkung begonnen hat, ist unterdessen zu einem veritablen Produktionsbetrieb mutiert. Und kein Ende in Sicht.
Trockenfilzen habe etwas Meditatives, meint meine Frau dazu. Sie könne sich darin vertiefen, abschalten und dabei kreativ sein. Ausserdem schätze sie die Tatsache, sich einer einzigen Tätigkeit zu widmen. Endlich mal kein Multitasking. Vielleicht nebenbei noch einen Podcast hören. Fertig.

Meiner Tochter gefällt am Filzen, dass sie mit ein paar wenigen Utensilien tolle Figuren basteln kann. Aktuell haben es ihr die diversen Disney Prinzessinnen angetan. Nach Belle aus «Die Schöne und das Biest» und einem Figürchen, das aussieht wie Rapunzel, sollen weitere folgen.
Und was kommt bei meiner Frau als Nächstes? «Jetzt will ich dann mal neue Sachen ausprobieren. Eierwärmer, Topflappen und solche Dinge», sagt sie und schmunzelt.
Es lebe der Filz!

Was du zum Trockenfilzen brauchst
Filzset für Anfänger:innen
Und so geht's
Beim Trockenfilzen werden die einzelnen Wollfasern miteinander verdichtet, bis ein festes Gewebe oder ein fester Körper entsteht. Die Filznadeln sind lang, dünn, sehr spitz und mit feinen Widerhaken versehen. Mehr dazu im Video.


Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.