

Auf dem Dauphin Indeed sitze ich unfassbar bequem und werde doch kein Sitz-Faulenzer

Auch ein Bürostuhl deutlich unter der 1000-Franken-Grenze bringt alles mit, was ich mir fürs Homeoffice erhoffe. Der Indeed von Dauphin überzeugt mich zudem, weil er besonders nachhaltig und sein Sitzpolster geradezu unfassbar bequem ist.
Seit Kollegin Pia das Loblied in ihrem Review auf den Capisco von Hag gesungen hat , ist dieser der Bürostuhl meiner Träume. Aber der Preis deutlich jenseits der 1000 Franken oder Euro schreckt mich doch stark ab.
Auf der Suche nach Alternativen bewege ich mich deshalb im Mittelklasse-Segment. Der Indeed von Dauphin will genau das sein: ein guter Stuhl, ordentlich designt und vernünftig bepreist, und noch dazu nachhaltig. Ist er es auch?
Dauphin lässt mir per Spedition einen Stuhl nach Hause liefern. Er kommt in einem Kleid aus Plastikfolien, ist aber bereits aufgebaut. Ich möchte mir kein Bild davon machen, wie Dauphin 60 Prozent Verpackungsvolumen einspart. Das ist der Wert, der auf der Homepage angegeben wird. Deshalb soll der Indeed besonders nachhaltig sein. Braucht ein Stuhl im Lastwagen weniger Platz, passen mehr hinein und folglich sind weniger Fahrten nötig. Das spart am Ende CO2.
Nachhaltig von Anfang bis zum Ende
Noch kleiner soll der CO2-Fussabdruck durch den Bezugsstoff des Indeed werden. Der wird nämlich aus Polyestergarn gewoben. Ausgangsstoff dafür sind recycelte PET-Flaschen.
Mindestens ebenso wichtig ist aber, dass Dauphin nicht nur bei der Herstellung an die Umwelt denkt. Sollte der Indeed irgendwann einmal am Ende seines Lebens sein, freuen sich Entsorgungsbetriebe. Denn alle Teile des Stuhls, die schwerer sind als 50 Gramm, sind gekennzeichnet und sortenrein und können daher einfach recycelt werden. Wobei du ziemlich sicher sehr lange Freude an diesem Stuhl haben wirst, denn Verschleissteile können nachbestellt und ersetzt werden. Das Polster kann ebenfalls als Ganzes getauscht werden, sollte es einmal durchgesessen werden.
Sitzkomfort auf nächstem Level
Apropos Polster. Mein Öko-Gewissen freut sich über die Nachhaltigkeit des Indeed. Mein Hintern geniesst hingegen den unfassbar bequemen Sitz. Schon auf den ersten Blick fiel mir das Polster auf. Es ist etwas dicker. Das liegt aber nicht an einfach etwas mehr oder höher geschäumtem Kunststoff. Es handelt sich hier nämlich um einen «Performance-Sitz mit Mikro-Taschenfederkernen», so wenigstens heisst das im Marketing-Deutsch. Übersetzt könnte man sagen, dass Dauphin die von Matratzen bekannten Taschenfederkerne verkleinert und in den Indeed gebaut hat. Der Sitz ist quasi ein kleines Boxspringbett.

Quelle: Dauphin
Diese Konstruktion hebt mein Sitzerlebnis tatsächlich auf ein neues Level. Zugegeben, das klingt auch nach Marketing-Blabla. Da ich aber als Redaktor unabhängig von Hersteller-Interessen teste, darfst du mir das durchaus glauben.
Die Taschenfederkerne sorgen dafür, dass sich mein Körpergewicht gut verteilt und es keine Druckstellen gibt. Besonders gefährdet ist normalerweise die Unterseite der Oberschenkel Richtung Knie. Der Indeed vermeidet das durch den Aufbau mit insgesamt sieben Schichten, aus denen der Sitz gebaut ist:
- die untere Kunstoffschale,
- die Schicht mit insgesamt 48 Taschenfederkernen,
- eine Schicht aus Vlies drumherum,
- formstabiler Polyurethan-Schaum,
- viskoelastischer Schaum, bei einer Matratze wäre das der Topper,
- eine Schicht Watte und
- der Stoff des Sitzbezugs.
Das ergibt in Summe einen rund acht Zentimeter hohen Aufbau.
Viele Funktionen für gesundes Sitzen
Ich bin froh, dass sich jemand den Aufbau des Polsters für mich überlegt hat. So bleibt mir die nötige Zeit, mich um die vielen Einstellmöglichkeiten zu kümmern. Beim Indeed mit Maximalausstattung kann ich neun Parameter an meinen Körperbau und meine Wünsche anpassen. Nach einigem Ziehen, Drücken und Drehen habe ich aufgegeben, alle Funktionen durch Ausprobieren ohne Hilfe verstehen zu wollen. Die Anleitung musste her. Ausserdem habe ich mir das zwar arg gestellte, aber doch auch hilfreiche Youtube-Video angeschaut.
Sitzhöhe
Das ist noch am einfachsten. Der Hebel rechts vorne unter der Sitzfläche aktiviert die Gasfeder und lässt mich stufenlos eine Sitzhöhe zwischen 40 und 52 Zentimetern wählen. In der höchsten Stufe sitze ich (1,91 Meter gross) gerade noch so, wie es in der Fachliteratur empfohlen wird, also mit einem Kniewinkel von 90 Grad oder mehr, wenn die Füsse gerade auf dem Boden stehen. Wer grösser ist, wird mit dem Indeed eher unglücklich.
Sitztiefe
Die Sitztiefenverstellung des Indeed ist perfekt auf die Bedürfnisse von Menschen mit langen Oberschenkeln zugeschnitten. Durch Drücken des Hebels unter der Sitzfläche kann ich den gepolsterten Sitz insgesamt bis zu acht Zentimeter horizontal verschieben. In der vordersten Position habe ich genügend Auflagefläche für meine Oberschenkel in Richtung Knie. Die Faustregel hier lautet: Der Abstand zwischen der Vorderkante der Sitzfläche und der Kniekehle ist mindestens zwei Fingerbreit und höchstens eine Handbreite.
Rückenlehne und Lumbalstütze
Bei meinem Teststuhl ist in der Rückenlehne eine Lumbalstütze verbaut. Im Idealfall ist die Stütze für meinen Lendenbereich auf Gürtelhöhe. Ich kann beim Indeed die Lumbalstütze nicht gesondert in der Höhe verstellen. Deshalb definiert die Höheneinstellung der Rückenlehne – sie reicht von 61 bis 68 Zentimeter – immer die Position der Lumbalstütze. Das ist eine kleine Einschränkung im Alltag. Ich habe die Rückenlehne gerne etwas höher, dann aber ist die Lumbalstütze zu hoch.
Wenn ich am Rad drehe – im wortwörtlichen Sinn, nicht im sprichwörtlichen –, kann ich das zum Teil ausgleichen. Die Stützleistung regelt ein Kunststoffrad. Allerdings kann ich mir nie merken, ob ich im oder gegen den Uhrzeigersinn drehen muss.

Quelle: Martin Jungfer
Sitzneigung
Damit das Finden der richtigen Hebel eine Challenge bleibt, hat der Indeed auch noch einen für die Neigung der Sitzfläche. Ich kann entweder ganz flach sitzen oder die Sitzfläche bis zu vier Grad nach vorne neigen – das nennt sich dann aktives Sitzen, weil meine Beinmuskeln etwas zu tun haben, um mich zu stützen.

Quelle: Martin Jungfer
Dynamisches Sitzen
Wer früher in der Schule nicht möglichst still sass, hatte schnell den Ruf eines Zappelphilipps. Heute weiss man: Häufige Positionsveränderungen sind gut. Der Indeed unterstützt mich dabei. Die Rückenlehne gibt mir Gegendruck; wie viel kann ich einstellen. Das Ganze nennt sich Syncro-Evolution und wird über ein kleines Rad unter der Sitzfläche gesteuert. Eines von übrigens sieben (!) Bedienelementen dort unten. Brauche ich mal keinen Druck von hinten, kann ich das Rädchen auch arretieren. Dann ist die Rückenlehne fix in einer von vier Positionen – von aufrecht bis zur Relax-Einstellung mit 128-Grad-Winkel zwischen Sitz und Lehne.

Quelle: Martin Jungfer
Kopfstütze und Armlehne
Die Armlehnen des Indeed kann ich in zwei Richtungen verstellen. Ich kann sie von der Sitzfläche nach aussen schieben, sollten mich die 46 Zentimeter Innenabstand in der Breite zu sehr einengen. Und ich kann die Höhe auf die orthopädisch korrekte Art justieren. Bedeutet: Meine Arme bilden im Ellbogen einen rechten Winkel, wenn sie aufliegen.
Fazit
Mit dem Indeed endet – zumindest vorläufig – meine Suche nach einem vernünftigen Stuhl fürs Homeoffice. Durch ihn habe ich mein Bedürfnis nach einer sehr bequemen Sitzfläche entdeckt. Der Capisco mit seinem Pferdesattel-Form erscheint mir nun deutlich weniger attraktiv. Zwar würden sicher auf dem Capisco meine Muskeln mehr arbeiten müssen. Aber der Indeed hat zahlreiche Einstellmöglichkeiten und die Synchro-Mechanik verhindert, dass ich zum Sitz-Faulenzer werde.
Über das Design habe ich bisher kein Wort verloren, das ist schliesslich Geschmackssache. Und nur wenige lassen sich von Design-Preisen beeindrucken, die der Indeed schon gewonnen hat. Wichtiger finde ich, dass der Stuhl gut verarbeitet ist. Die Kunststoffe fühlen sich angenehm an, die Oberflächen der Armlehnen besonders. Selbst dunkle Jeans konnten dem wasserblauen Stoff des Sitzpolsters nichts anhaben. Auch nach mehreren Wochen Intensivnutzung gibt es keinerlei Verfärbung, keine Spur von Abrieb.
Gerade eine gute Haltbarkeit ist eben auch ein Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit. Wenn «grün» sein dann auch noch so bequem ist wie der Indeed, habe ich mein Sitzglück gefunden.

Quelle: Martin Jungfer
Hast Du Fragen zum Indeed? Möchtest du noch etwas wissen, was im Testbericht fehlt? Schreibe unten einen Kommentar, ich antworte gerne.
Titelfoto: Martin Jungfer

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.