Produkttest

Armer Wicht(el): Das Regencape, das nie in den Regen kam

Laura Scholz
23.12.2022

Alles begann mit einem sehr aufmerksamen Kollegen und grosser Freude beim Auspacken. Doch wie das Leben so spielt, stand ich am Ende doch im Regen. Und das Cape lag zu Hause.

Es ist Wochen her, vielleicht Monate, da hörte ich mich innerhalb meines Redaktions-Teams um, ob mir jemand eine gute Regenjacke empfehlen könnte. Besonders erwartungsvoll lief ich die Adresse Bardelli an – schliesslich ist der Mann gefühlt 24/7 auf seinem Gravelbike oder sonst irgendwie outdoor unterwegs und kennt sich mit allen Wetterbedigungen bestens aus. Ganz fachkundig zählte er mir ein paar zuverlässige Brands auf, ich hörte dankbar zu, vergass kurz darauf alle wieder und guckte beim nächsten Herbst-Winter-Schauer genauso dumm aus der klitschnassen Wäsche wie eh und je. Selbst schuld.

Challenge Nummer eins

Doch als hätte das Universum mir noch eine zweite Chance in Sachen Regenschutz geben wollen, wurde Kollege Bardelli kurze Zeit später beim Team-Wichteln per Zufallsgenerator mein Name ausgespielt. Jackpot, denn aus seiner Verpackung schälte ich… ein Cape! Riesengross, quietschgelb und WASSERDICHT. Die erste Amtshandlung, noch im Büro: Ausprobieren. Das Teil ist so geräumig, da passen noch ein Velo, mein Hund oder die Hälfte unseres Teams mit drunter. Jetzt kann nix mehr schiefgehen, denke ich beim Ausziehen und stelle unmittelbar darauf fest: stimmt nicht. Wie soll ich dieses gelbe Sechsmannzelt jemals wieder zurück in seine kleine, mitgelieferte Tasche quetschen?

Wer schon mal eine Landkarte oder einen Beipackzettel ordnungsgemäss zusammenfalten wollte, kennt den Struggle. «Challenge Nummer eins», tönt es (etwas spöttisch) quer über den Bürotisch. Sieht so aus. Ich knie auf dem Boden und gebe mein Bestes. Wenn auch eher schlecht als recht, irgendwie klappt’s – das Ding ist verstaut. Jetzt schnell nach Hause.

Normalerweise soll das Runde ins Eckige. Hier im besten Fall das Grosse ins Kleine …
Normalerweise soll das Runde ins Eckige. Hier im besten Fall das Grosse ins Kleine …
Jetzt nur noch ein bisschen quetschen, dann sollte das passen.
Jetzt nur noch ein bisschen quetschen, dann sollte das passen.

Challenge Nummer zwei

Superman kann mit seinem Cape fliegen, Harry Potter wird mit seinem unsichtbar, ich trotze mit meinem sämtlichen Witterungen. So jedenfalls der bescheidene, theoretische Plan für unsere gemeinsamen Abenteuer. Nur… In der Praxis kristallisiert sich schnell heraus: Immer, wenn ich es am dringendsten brauche, liegt mein Cape dort, wo es mir am wenigsten nützt: zu Hause. Das haben Superman und Harry Potter irgendwie besser im Griff. Während der eine seins permanent drunter zu tragen scheint (wird layering-technisch schwierig), kann der andere seins bei Bedarf einfach herzaubern (da sehe ich schwarz). Und ich? Werde wieder nass. Schei..e. Wenn das Patrick erfährt. Lieber nicht erzählen, ich halte dicht. Meine Jacken nicht. Immer wieder stehe ich buchstäblich im Regen.

Scheitere ich tatsächlich an Challenge Nummer zwei? Dem schlichten Ans-Cape-Denken? Es sieht ganz danach aus. Und das, obwohl es mir immerhin gelingt, das Cape für meinen Dezember-Aufenthalt in Berlin in meinem Koffer zu verstauen. Aber da liegt es nun. Vom Regen in die Traufe, quasi. Vom Zürcher Kleiderschrank in den Berliner Koffer. Nicht einmal mehr aus seiner handlichen Tragetasche gezupft.

Mein Cape fristet ein Leben im Schrank.
Mein Cape fristet ein Leben im Schrank.
Auch sinnvoll platziert: das Cape im Koffer.
Auch sinnvoll platziert: das Cape im Koffer.

Schande (und Regen) auf mein Haupt

Patrick, du hast es versucht. Mehrfach. Danke. An meiner flachen Lernkurve werde ich arbeiten. Versprochen. Vielleicht gelingt dem Cape und mir spätestens zur nächsten Festival-Saison ein gemeinsamer Ausflug. Oder ich spende es an Harry. Ich glaube, da wäre es in guten Händen.

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