Produkttest

Andes 3 im Test: Crosstrainer, Hometrainer oder doch lieber joggen?

Mein Hometrainer ist mir verleidet: Zu wenig Abwechslung und nicht intensiv genug. Also hab ich mir den Crosstrainer Horizon Fitness Andes 3 besorgt. Sinnvolle Investition oder hätten es auch ein paar neue Joggingschuhe getan?

Ich mag Joggen. Das war eigentlich schon immer so. Es hilft mir beim Abschalten und ich bin gerne im Wald. Besonders in den grauen Wintermonaten fehlt mir aber manchmal etwas die Motivation. Darum habe ich mir vor etlichen Jahren einen Hometrainer besorgt. Mit dem Kettler Eco waren meine Frau und ich eigentlich sehr zufrieden, aber mit der Zeit wurde uns das Strampeln etwas zu eintönig. Die körperliche Belastung ist auch sehr einseitig. Kurzerhand entschieden wir uns, einen Crosstrainer zu kaufen – genauer gesagt, einen Ellipsentrainer.

Der Hauptunterschied zwischen Hometrainer und Crosstrainer liegt einerseits in der Beinarbeit, die beim Crosstrainer mehr Joggen als Velofahren entspricht. Hinzukommt das zusätzliche Oberkörpertraining durch die beweglichen Griffe (Holme). Oft wird allerdings fälschlicherweise von einem Crosstrainer geredet, wenn eigentlich ein Ellipsentrainer gemeint ist. Sie unterscheiden sich durch die Position des Schwungrads. Beim Ellipsentrainer ist sie vorne, was eine längere Schrittlänge und eine schonendere Bewegung ermöglicht. Man spricht hier von niedrigeren Q-Faktor. Die fast natürliche Geh- und Joggingbewegung ist nur bei Ellipsentrainern möglich. Dadurch sind sie auch etwas teurer.

Und wie siehts mit Joggen aus?

«Sowohl der Home- als auch der Crosstrainer sind im Vergleich zum Joggen gelenkschonender», sagt Peter Matti, Universitätssportlehrer in Bern. Das bedeute aber nicht, dass Indoor-Sport per se besser sei. «Da vergleicht man Äpfel mit Birnen», meint Matti. «Normalfitness-Personen gehen halt nicht raus, wenn es grusig ist. Daher sind Cross- und Hometrainer ein guter Einstieg, wenn man etwas weniger Disziplin hat.» Man muss auch nicht extra irgendwo hin, um zu joggen. Man kann sofort loslegen ohne vorher den Wetterbericht zu konsultieren und die richtigen Kleider zu wählen. Und für Menschen mit Allergien spricht auch einiges für Indoor-Sport. «Wer für einen Lauf trainiert, ist mit Joggen draussen natürlich besser beraten», so Matti. Damit lassen beispielsweise die unterschiedlichen Geländebegebenheiten gezielt ins Training integrieren.

Hometrainer oder Ellipsentrainer? Das ist die Frage.

Vergleicht man Cross- mit Hometrainer fällt das Urteil hingegen klarer aus: «Der Crosstrainer ist auf jeden Fall besser, wenn man die Bewegung betrachtet», ist Matti überzeugt. Da ist zusätzlich die Arm- und Schultermuskulatur im Einsatz. Crosstrainer lassen sich mit ihren Widerstandsstufen spezifischer einsetzen und bieten viele Möglichkeiten, um Kraft und Ausdauer zu trainieren. Hometrainer eignen sich dafür gut, wenn man es nach einer (Knie-)Reha ruhiger angehen soll. Somit kann der Umfang und die Intensität gezielt und gelenkschonend gesteigert werden. «Grundsätzlich zählt einfach, dass man sich möglichst viel bewegt», sagt Matti abschliessend.

Aufbau, Bedienung, Funktionen

Der Andes 3 ist schnell und einfach zusammengebaut. Inklusive Auspacken benötigte ich dafür etwa eine halbe Stunde. Alles nötige Werkzeug ist enthalten. Das Gerät ist zwar deutlich massiger als mein alter Hometrainer, lässt sich dafür mit einem Griff bequem zusammenfalten. Danach ist er sogar etwas kürzer als der Kettler. Das Ein- und Ausfahren geht super einfach und benötigt nicht viel Kraft. Zum Bewegen kippt man den Andes 3 etwas nach hinten und fährt ihn anschliessend auf den zwei Rädchen herum. Meine Frau traute dem massigen Konstrukt (77kg) anfangs nicht, aber auch sie kommt mittlerweile gut damit zurecht. Sehr gut gefällt mir, dass die Pedale beim Ausklappen gebremst werden. Sie knallen nicht mit Wucht auf den Boden, wenn du den Griff loslässt.

Der Ellipsentrainer lässt sich bequem mit einem Griff auf- und zusammenklappen.

Wegen seiner Induktionsbremse benötigt der Andes 3 eine separate Stromversorgung. Mein alter Hometrainer funktionierte autark und generierte selbständig Energie durchs Strampeln. Beim Andes 3 musst du eine Steckdose in der Nähe haben, wenn du von den verschiedenen Funktionen Gebrauch machen willst. Und trotz Stromversorgung besitzt das Display des Trainingscomputers keine Hintergrundbeleuchtung. In schlecht beleuchteten Räumen wie unserem Wohnzimmer wird damit das Ablesen schwierig.

Ohne Hintergrundbeleuchtung ist das Display in dunklen Räumen nur mässig ablesbar.

Abgesehen davon ist der Trainingscomputer recht übersichtlich und einfach zu bedienen – wahlweise auf Deutsch, Französisch, Englisch oder Niederländisch. Es lassen sich bis zu vier verschiedene Benutzer einrichten und zahlreiche Trainingsarten auswählen. Auf dem Display werden Geschwindigkeit, Puls, Kalorienverbrauch, Zeit etc. angezeigt. Am unteren Ende des Displays ist eine leicht hervorstehende Fläche, auf die du dein Handy oder Tablet stellen kannst. Ein Getränkehalter ist auch vorhanden.

Praktisch ist das HR-Wheel. Der runde Kreis links auf dem Display zeigt den Puls an und ordnet die Herzfrequenz in fünf Zonen: Warm Up, Weight Loss, Improve Fitness, Improve Performance und Maximum Performance. So siehst du auf einen Blick in welchem Level du dich bewegst und kannst die Intensität anpassen. Das HR-Wheel macht aber nur Sinn, wenn du dein persönliches Profil (Alter, Gewicht, Grösse) vorher eingerichtet hast. Ansonsten stimmen die Zonen nicht.

Das HR-Wheel zeigt an, in welcher Zone sich die Herzfrequenz gerade befindet.

Das praktische HR-Wheel wird etwas beeinträchtigt durch fehlende Pulsmesser in den Holmen. Lediglich der starre Griff in der Mitte des Ellipsentrainers misst den Puls. Dabei ist das Gerät primär dazu da mit den beweglichen Handgriffen benutzt zu werden, wieso kann man nicht dort Pulsmesser einbauen? Gelöst habe ich das Problem mit einem Polar-Brustgurt, den ich noch rumliegen hatte. Erst stöberte ich eine halbe Stunde lang im Internet, um herauszufinden, wie man die beiden Geräte miteinander verbindet. Die Lösung: Einfach umschnallen und auf den Ellipsentrainer stehen, fertig. Der Brustgurt verbindet sich automatisch. Sehr nice kann ich da nur sagen. Auch mit Garmin-Modellen sollte es laut Hersteller funktionieren.

Die Holme besitzen keinen integrierten Pulsmesser.

Wie ist das Training?

Das Training gefällt mir wesentlich besser als beim Hometrainer. Es ist einiges intensiver und nach 45 Minuten trampen und hebeln, spüre ich es deutlich in Armen, Beinen und im Oberkörper. Der Ellipsentrainer ist zudem abwechslungsreicher als das monotone Velofahren – auf echten Bikes bin ich eigentlich sehr gerne unterwegs. Die zehn enthaltenen Trainingsprogramme sorgen für zusätzliche Variation. So kannst du beispielsweise zwischen watt- und pulsgesteuerten Programmen wählen.

Die Schrittlänge sollte einem breiten Spektrum an Körpergrössen genügen.

Die Schrittweite kann leider nicht verstellt werden, bietet mit rund 50 Zentimetern aber ein gutes Mittelmass. Für meine Frau (165cm) und mich (175cm) passt die Länge relativ gut. Wenn ich könnte, würde ich allerdings die Pedale ein klein wenig nach vorne rücken. Die Körperhaltung ist dennoch angenehmer als beim Hometrainer. Der Kettler liess sich für meine Frau nicht optimal einstellen, so dass sie regelmässig über Rückenschmerzen klagte.

Fazit

Zusammengeklappt braucht der Andes 3 gar nicht so viel Platz.

Der Horizon Andes 3 ist ein wirklich tolles Gerät. Er lässt sich erstaunlich kompakt zusammenklappen und relativ leicht bewegen. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen und zusammengebaut ist er auch im Nu. Hauptkritikpunkte sind für mich die fehlenden Pulsmesser in den Holmen (Griffen), das zu dunkle Display sowie die notwendige Stromversorgung. Begrüsst hätte ich zudem eine Verbindung zu Sport-Apps wie Strava. Das gibt es leider erst bei den neueren Viewfit-kompatiblen Modellen. Abgesehen davon bereuen meine Frau und ich es keine Sekunde, den Hometrainer gegen diesen Ellipsentrainer getauscht zu haben. Das Training ist effizienter und gleichzeitig abwechslungsreicher. Und optisch macht der Andes 3 auch keine schlechte Falle – ein nicht zu verachtender Aspekt, wenn das Teil wie bei uns mitten im Wohnzimmer steht.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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