Produkttest

Abschminken, ohne Abfall zu produzieren

Nach meinem Besuch bei «Zero Waste»-Verfechterin Carla Opetnik habe ich einen Entschluss gefasst: Ich möchte meine Pflegeroutine (umwelt-)bewusster gestalten. Mein heutiger Versuch: abfallfrei abschminken.

Ich benötige durchschnittlich fünf Wattepads, um mich abends gründlich abzuschminken. Über die Woche gerechnet sind das 35 Stück. 35 zu viel, wenn du mich fragst. Hinzu kommen noch die Ohrstäbchen, die ich dazu verwende, um hartnäckige Mascarareste von meinem Wimpernkranz zu entfernen. Den Miniatur-Abfalleimer in meinem Bad habe ich längst in den Keller verfrachtet, da ich ihn bei dieser Menge an Unrat täglich leeren musste.

Noch vor ein paar Wochen kümmerte es mich nicht, wie viele Wattepads während meiner Abendroutine ihr Leben lassen mussten. Hauptsache, mein Gesicht war hinterher sauber. Dann kam der Tag, an dem ich Carla Opetnik besuchte. Ihre Lebensphilosophie: Weniger Abfall produzieren und wo immer möglich, natürliche Alternativen verwenden. Deshalb bin ich nun auf der Suche nach einer nachhaltigen Lösung. Mit meinem gehypten Face-Halo, einem Mehrweg-Pad, klappt das Abschminken nur mit Wasser zwar ganz gut, jedoch ist das Teil in der Schweiz leider noch nicht erhältlich.

In unserem Shop bin ich auf dieses Produkt gestossen:

Einfach in der Theorie

Beim «Easy Démaq'» von Elite handelt es sich um ein Mikrofasertuch, das mein Make-up angeblich bloss mit Wasser zu 100 Prozent entfernen soll und das auch noch schneller als sonst. Im Klartext: Ich spare Wattepads, Abschminkmittel und Zeit, wodurch ich wiederum Geld spare. Das Tuch besitzt zwei Seiten, die ich weder optisch noch haptisch voneinander unterscheiden kann. Diese dienen unterschiedlichen Zwecken: Die eine ist zum Abschminken und mit einem Etikett gekennzeichnet, die andere soll wie ein Peeling wirken, um in einem zweiten Schritt zurückgebliebene Verschmutzungen zu entfernen.

Frau Holle wäre neidisch: Gleich beim Auspacken schneit es kleine Fasern.
Frau Holle wäre neidisch: Gleich beim Auspacken schneit es kleine Fasern.

Wisch und weg?

Kaum ausgepackt, fliegen mir viele kleine Fussel um die Ohren. Ich schüttel das 20cm × 25cm grosse Stück Stoff nochmals aus und lasse es prompt schneien. Das finde ich jetzt nicht so toll, zumal ich gerade staubgesaugt habe. Für den Test trage ich ein «Full Face of Make-up» inklusive wasserfester Mascara und Eyeliner, von denen ich bezweifle, sie damit loszuwerden. Ich halte das Tuch unter warmes Wasser und warte, bis es sich vollgesogen hat. Das dauert etwas. Anschliessend drücke ich es leicht aus. Mit der Abschminkseite fahre ich über mein Gesicht und merke, dass es bereits bei der Foundation hapert und das Tuch trotz genügend Feuchtigkeit ins Stocken gerät. Ich muss richtig fest reiben und bekomme dennoch kaum was von meiner Kriegsbemalung ab.

Auch meine Lippen lassen sich damit nicht abschminken. Rote Pigmente sind bereits für herkömmliche Make-up-Entferner eine Herausforderung, da sie besonders hartnäckig sind. Mein Mikrofasertuch ist daher masslos überfordert. Genauso wie mit meiner Mascara und dem Eyeliner. Zu allem Überfluss ist mein Gesicht mit vielen kleinen Fäserchen übersät, die sich auch in meinen Wimpern verfangen. Das schreit nach Hilfe. Also greife ich zu meinem Mizellenwasser und gebe es auf das Tuch. Damit klappt es schon besser. Zufriedenstellend sieht aber anders aus. Alles in allem werde ich damit etwa 40 Prozent meiner Schminke los. Auch mit der anderen Seite des Tuchs ändert sich an meiner Situation nichts.

Ich beim Versteckspielen.
Ich beim Versteckspielen.
So sieht das Tuch nach der einmaligen Anwendung aus.
So sieht das Tuch nach der einmaligen Anwendung aus.

Nach der Anwendung sieht das Tuch unappetitlich aus. Essen möchte ich es zwar nicht, es aber in einer dunklen Farbe produzieren zu lassen, wäre eine Überlegung wert. Auf der Verpackung steht, dass ich es nach dem Gebrauch von Hand oder in der Maschine waschen kann. Von Hand mit Seife habe ich die Flecken leider nicht rausbekommen. Und in die Waschmaschine möchte ich das Ding mit so viel Schminke drauf ungern geben, weil ich Angst habe, meine helle Wäsche damit zu ruinieren. Daher ekle ich mich davor, das Tuch erneut zu verwenden.

Fazit

Umweltfreundlich ist das Mikrofasertuch von Elite definitiv nicht. Aus ihm lösen sich etliche Polyester-Fasern, die in den Abfluss geraten und sich nicht mehr aus dem Wasser filtern lassen, Stichwort Mikroplastik. Zeitsparend? Weit davon entfernt. Mit dem Mikrofasertuch benötigte ich dreimal so viel Zeit wie sonst, um lediglich einen Bruchteil meiner Schminke zu entfernen. Die Fasern sind meinem Gefühl nach zu weich dafür. Auch wenn ich es nachvollziehen kann, dass sich wasserfeste Produkte mit dieser Methode vermutlich nie effizient entfernen lassen, so erwarte ich zumindest, dass ich meine Haut damit sauber bekomme. Für mich geht die Suche nach einer nachhaltigen Alternative daher weiter.

16 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


Beauty
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Gesundheit
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Best of Beauty: Das sind meine Lieblinge im Januar

    von Natalie Hemengül

  • Produkttest

    Best of Beauty: Bärenstarkes Gesichtspflege-Tool und was mich sonst noch überzeugt hat

    von Natalie Hemengül

  • Produkttest

    Meine Beauty-Lieblinge im Juli

    von Natalie Hemengül

18 Kommentare

Avatar
later