

Abkühlung auf Balkon und Terrasse: Das schaffen Ultraschall-Vernebler und Sprühnebel-Systeme

Ventilatoren mit Sprühnebel oder Schläuche mit Düsen versprechen Abkühlung an heissen Tagen. Aber lösen sie ihr Versprechen ein? Ein Vergleichstest der beiden Systeme mit drei Geräten.
Der Sommer hat auch seine Schattenseiten: unerträgliche Hitze. Ich bin eher der Typ, der sich bei 26 Grad wohlfühlt, Luft- wie auch Wassertemperatur. Die erste Hitzewelle des Jahres hat mich daran erinnert, dass es auf dem Sitzplatz unseres Hauses schnell mal deutlich wärmer wird. Am Boden verlegte, dunkle WPC-Terassendielen und ein Glasdach über dem Kopf schaffen vielleicht für subtropische Pflanzen ein angenehmes Wachstumsklima. Aber nicht für mich. Der Sitzplatz muss kühler werden.
Mir fallen Sommerabende in Restaurants und Bars im Tessin oder am Mittelmeer ein. Die Gastronomen dort versprühen eine Art kühlendem Wassernebel, um die Gäste bei Laune und Konsum-freudiger Temperatur zu halten. Klar, das sind teure Gastro-Lösungen mit Kompressoren und Hochdruck, die Strom brauchen. Etwas überdimensioniert für den Privatgebrauch.
Im Shop finde ich Alternativen, die nicht gleich tausende Franken kosten und trotzdem Kühlung versprechen. Die Produkte arbeiten mit Ultraschallverneblung und Wassertank, oder liefern einen Sprühnebel und brauchen nur einen Wasseranschluss vom Gartenschlauch.
Tisch-Ventilator von Sichler: die Nebelmaschine
Kandidat Nummer eins verspricht kühle und feuchte Luft zugleich. Die «Nebel-Funktion» bedeutet, dass das Gerät einen Wassertank im Fuss hat. Per Schlauch wird daraus Wasser gesaugt, per Ultraschall zerstäubt und über die Rotorblätter im Raum verteilt.

Im Praxistest bewegt der Standventilator mit seinen 80 Watt Leistung in drei Stufen die Luft ganz ordentlich. Nach Drücken der «Spraying»-Taste greift das Gerät auf den Wassertank mit fast anderthalb Litern Inhalt zu und erzeugt mittels Schwingungen im Ultraschallbereich einen Nebel aus sehr feinen Wassertropfen. Es ist das gleiche Prinzip, das bei Inhalationsgeräten zum Einsatz kommt. Der Nebel ist so fein, dass nichts tropft oder nass wird. Die Wasserteile sind nur etwa 5 Mikrometer gross, ein Mikrometer ist der millionste Teil eines Meters. So entsteht tatsächlich eine angenehme Frische. Spürbar ist diese bis zu einer Entfernung von etwa zwei Metern, bei Windstille. Wenn du weiter weg sitzt, spürst du nur noch den Wind.

Vor dem Einsatz steht allerdings der Aufbau. Und der ist kein Spass. Die Anleitung muss direkt einer Bachelorarbeit aus dem Ingenieurstudium entsprungen sein. Der Text zu den neun Schritte der Anleitung klingt wie das Betriebshandbuch für eine Cesna. Jedenfalls stelle ich mir das so vor. Das verwaschen gedruckte Schema der Konstruktion des Ventilators daneben hilft auch nur bedingt weiter. Vor allem nervt, dass die Lüfterkappe – das ist eben so ein zauberhaftes Wort – nicht einfach abgedreht werden kann, weil sich die Achse ja mit dreht. Hier brauche ich eine Zange. Und die Sprühnebel-Abdeckung wird verschraubt. Also nochmal in den Werkzeugkeller, um auch den Kreuzschlitzschraubenzieher zu holen. Welches Werkzeug ich brauche, wüsste ich immer gerne vor dem Aufbau. Das schont meine Nerven.

Der Sichler-Ventilator ist qualitativ kein Highlight und auch optisch kein Hingucker. Günstiges Plastik dominiert. Das vordere und hintere Schutzgitter ist dünn und wirkt instabil, zusammengehalten werden die beiden Elemente von einem Plastikstreifen, der per Schraubenmutter festgezogen werden muss. Der Schlauch vom Wassertank zum Vernebler gibt dem Ganzen den Look einer missratenen Interpretation von Darth Vader durch HR Giger. Schön ist das alles nicht.

Im Fuss des Geräts sind die Knöpfe zur Steuerung platziert. Die glänzende und damit Fingerabdruck-anziehende Abdeckung gibt nach, wenn man darauf drückt. Das fühlt sich einfach nur billig an. Die Fernbedienung – zwei nötige AA-Batterien sind natürlich nicht im Lieferumfang enthalten – ist mir da lieber. Die Reichweite der Fernbedienung ist jedoch eher kurz, weiter als drei Meter vom Gerät entfernt solltest du nicht sein. Den Aktionsradius des Sichler-Standventilators schränkt zusätzlich das kurze Netzkabel ein. Nur knapp 1,80 Meter ist es lang, und am Ende hängt: ein deutscher Schuko-Stecker. Im Normalfall liefern unsere Logistik-Leute dir den passenden Adapter mit. In meinem Fall hat das leider nicht geklappt.

Pro
- Der Tank reicht für mindestens fünf Stunden Betrieb im Verneblungsmodus, drehst du die Wassermenge herunter, sogar länger.
- Die vielen Betriebsmodi ermöglichen vielfältige Einsatzmöglichkeiten, dank Timer kannst du den Venitlator nachts zum Einschlafen im Schlafzimmer aufstellen.
- Der Ventilator erzeugt einen sehr feinen Sprühnebel, ohne zu tropfen. Leichte Kühlwirkung durch den Nebel, mehr durch den Ventilator mit ordentlich Power.
Contra
- Das Design … obwohl es eine Geschmacksfrage ist – mir gefällt es nicht.
- Die Verarbeitungsqualität lässt zu wünschen übrig.
- Bei der Aufbauanleitung besteht akute Gefahr, die Nerven zu verlieren.
- «Dank» Fernbedienung und kurzem Netzkabel eher eingeschränkter Aktionsradius.
Gesamturteil
Anschaffung
💰💰💰💰
Montage und Bedienung
🔧🔧
Kühlleistung
❄❄
Royal Gardineer Wasserzerstäuber: die Sprühschlange
War der Sichler-Tischentilator noch ein Aufbau-Albtraum, ist der Wasserzerstäuber von Royal Gardineer genau das Gegenteil davon. Im Prinzip handelt es sich um ein Stück Gartenschlauch, das mit Drahtgeflecht so verstärkt ist, dass du es in die von dir gewünschte Form biegen kannst.
Die Sprühlschlange von Gardineer ist zum Zeitpunkt des Erscheinens des Beitrags als «nicht verfügbar» im Sortiment angegeben. Die Kolleginnen und Kollegen vom Einkauf arbeiten aber daran, dass sich das in Kürze ändert.Mich inspiriert die Art, wie der Schlauch aus der Verpackung kommt, zu einem Versuch, das Teil wie die Viper eines indischen Schlangenbeschwörers zum Ersteinsatz zu bringen. Ich biege lediglich den solid aus Kunststoff und Metall gemachten Sprühnebelaufsatz mit seinen drei Düsen zurecht.

Auf der anderen Seite des Schlauches schliesse ich den Gartenschlauch an, drehe den Wasserhahn auf, und wenige Sekunden später werde ich besprüht. Die Erfahrung unterscheidet sich deutlich von der mit dem Ultraschall-Vernebler. Die Sprühschlange macht mich nämlich nass, wenn ich ihr zu nahe komme. Mindestens aber produziert sie eine Wasserpfütze dort, wo ihr Sprühnebel niedergeht. Was auch nicht weiter verwundert, denn in meinem Test sprühen bei voll aufgedrehtem Wasserhahn 140 Milliliter Wasser pro Minute aus den Düsen. Die Menge ist übrigens abhängig vom Wasserdruck deiner Leitungen, kann also bei dir im Einsatz auch höher oder niedriger sein.
Rein technisch kann ein System, das nur mit Wasserdruck arbeitet, übrigens keine Wasserteilchen herstellen, die klein genug sind, um nicht direkt nässend zu sein. Die Grenze liegt hier bei 45 Mikrometern.
Der «Schwanenhals-Wasserzerstäuber-Schlauch für Verdunstungs-Kühlung» – so lautet die offizielle Bezeichnung – ist also weniger geeignet für die dezente Erfrischung bei Tisch oder auf der Gartenlounge, sondern eher etwas für den Nachwuchs, der beim wiederholten Springen durch den Sprühnebel Freude hat.

Pro
- Die Anwendung ist sehr einfach, Anschluss an alle gängigen Gartenschläuche mit Klick-System.
- Der flexible Schlauch lässt sich auch gut um Pfosten, Bäume oder Ähnliches biegen und erzeugt dort seinen Sprühnebel, wo du ihn haben willst.
Contra
- Eher hoher Wasserverbrauch und Pfützenbildung.
- Der Schlauch ist nur knapp zwei Meter lang, du brauchst je nach Einsatzort im Garten also einen entsprechend langen eigenen Gartenschlauch als Zuleitung.
Gesamturteil
Anschaffung
💰
Montage und Bedienung
🔧🔧🔧🔧🔧
Kühlleistung
❄❄❄
Gardena Sprühnebel-Set: der Intervall-Befeuchter
Statt den knapp 30 Franken für die Tröpfchen sprühende Viper von Royal Gardineer kannst du bei Gardena auch das Zweieinhalb-fache ausgeben für ein Outdoor-Sprühnebel-Set inklusive Steuerung. Für den höheren Preis bekommst du sieben Nebeldüsen, zehn Meter Schlauch, ein Regulierventil plus eine Steuerungseinheit für eine Intervallschaltung der Befeuchtung. Auch dieses System arbeitet rein mit Wasserdruck.
Das Set ist nicht sofort einsatzbereit, du musst es erst zusammenbauen. Je nach Einsatzort montierst du alle 90 Zentimeter eine Düse im Schlauch. Den trennst du mit einer soliden Schere oder einem scharfen Messer jeweils ab, steckst das Schlauchende auf und drehst es fest. Ich habe alle sieben Düsen montiert, um den Sitzplatz mit knapp sieben Meter Breite gut besprühen zu können.

Um den Schlauch samt montierten Düsen zu befestigen, liefert Gardena Befestigungsklemmen mit. Die Klammern passen bei mir glücklicherweise ans Metall der Sitzplatzüberdachung. Nach ein paar Minuten hängt der Schlauch am Einsatzort. Nicht schön, aber ausreichend für den ersten Funktionstest. Ich könnte für einen Dauereinsatz die Befestigungsklemmen mit den mitgelieferten Schrauben auch fix installieren.


Den Anfang des Schlauchs mit den eingesetzten Nebeldüsen schliesse ich direkt an den Wasserhahn an, oder, falls der zu weit weg ist, mit der ebenfalls im Set enthaltenen Kupplung an den Gartenschlauch. Dann heisst es wieder «Wasser marsch!», und der Befeuchtungsnebel geht auf mich nieder. Die sieben horizontal verstellbaren Düsen versprühen ordentlich Wasser – jede 80 Milliliter pro Minute, was bei sieben Düsen einen guten halben Liter Flüssigkeit bedeutet. Im Ergebnis sind Sitzpolster der Lounge angefeuchtet, die Lehnen der Gartenstühle nass und am Boden unter den Düsen habe ich kleine Pfützen. Das Gardena-Set tropft deutlich nach.

Das Steuerungsteil von Gardena verhindert zwar nicht das Nachtropfen, aber ermöglicht sinnvolle Intervalle der Befeuchtung. Zehn oder 20 Sekunden sind für einen Sitzplatz aus meiner Sicht völlig ausreichend. Längere Feuchtnebel-Phasen sind dort sinnvoll, wo die zu kühlenden Personen nicht zu nah an den Düsen stehen oder sitzen.

Pro
- Schlauch und Düsen können für den individuellen Einsatz passend montiert werden.
- Praktische Befestigungslösung mit Klemmen.
- Die sinnvolle Steuerung für Intervall-Schaltungen ist im Set enthalten.
Contra
- Die Düsen tropfen nach und produzieren Pfützen.
- Schlauch und Düsen müssen vor dem Einsatz erst zugeschnitten und verschraubt werden.
Gesamturteil
Anschaffung
💰💰💰
Montage und Bedienung
🔧🔧🔧
Kühlleistung
❄❄❄❄
Fazit: Ultraschall-Nebel ist zu dezent, Düsen machen nass
Ist es richtig heiss, liefern Schlauchsysteme, die mittels Wasserdruck von in der Regel maximal vier Bar und Düsen einen Sprühnebel herstellen, schnelle und effektive Kühlung um ein paar Grad, aber zu welchem Preis? Wenn der Wassernebel so feucht und üppig ist, dass aus dem Weisswein am Tisch ein Gespritzter wird, ist das System zu viel des Guten. Einziger Trost: Insekten werden zuverlässig abgehalten. Die Sprühnebel-Systeme sind eher etwas für Garten als für Balkon oder Sitzplatz und dort sinnvoll, wo weder Essen am Tisch noch Make-up der Gäste eingenässt werden sollten.
Der von mir getestete Ventilator mit Ultraschallverneblung ist da dezenter, fast schon zu dezent. Hier kühlt eher die durch den Propeller bewegte Luft als der feine Nebel. Geht auch nur etwas Wind, trägt dieser die feinen Wasserpartikel leicht davon. Richtig empfehlen kann ich daher keines der Geräte. Kein Wunder, kommen in der Gastronomie andere Systeme zum Einsatz, die angenehmer, aber viel teurer sind.
Die sogenannte adiabatische Kühlung oder Verdunstungskühlung funktioniert mit Hochdruck. Dabei werden Wasserteilchen über Düsen in die Umgebung abgegeben, die zwischen 15 und 20 Mikrometer gross sind, und deshalb als «nicht nässend» empfunden werden, aber dennoch einen guten Kühleffekt bringen – von bis zu zehn Grad Celsius. Diese Lösungen brauchen Druck von 50 bar und mehr. Sie kosten deshalb schnell mehrere hundert oder tausende Franken, benötigen einen Stromanschluss und kommen eher für die Gastronomie, bei Events, in Unternehmen oder für städtische Bereiche infrage. So hat die Stadt Zürich für den Turbinenplatz, eine ziemliche Beton- und Asphaltwüste, ein auf drei Jahre angelegtes Projekt initiiert, bei dem der Kühleffekt durch einen künstlichen Wolkennebel getestet werden soll. Anfang Juli wurde die Installation abgeschlossen und ist in Betrieb genommen worden. Sie vollbringe aber auch dort keine Wunder, wie das SRF berichtet.


Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.