TikTok: EU ermittelt wegen Suchtgefahr und könnte Lite-Funktion abschalten lassen
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TikTok: EU ermittelt wegen Suchtgefahr und könnte Lite-Funktion abschalten lassen

Der TikTok-Besitzerfirma ByteDance droht eine hohe Busse. Die Lite-Version von TikTok, die es bereits in Frankreich und Spanien gibt, ist womöglich suchtgefährdend. Trotz verlängerter Frist hat ByteDance die notwendige Risikobewertung nicht eingereicht.

Die Europäische Kommission hat mitgeteilt, dass sie ein Untersuchungsverfahren gegen TikTok eröffnet. Sie befürchtet, dass die Online-Plattform mit ihrer «Lite»-Version gegen verschiedene Paragraphen des Digital Services Act (DSA) verstösst. Konkret wird untersucht, ob die App suchtgefährdend ist.

In Frankreich und Spanien gibts die App bereits für Android.
In Frankreich und Spanien gibts die App bereits für Android.
Quelle: blogdumoderateur.com

Insbesondere problematisch sei das Task- und Reward-Programm von TikTok Lite. Wenn du dort viele Likes für Videos vergibst, erfolgreich andere Kontakte zu TikTok Lite einlädst oder besonders viele Videos ansiehst, kannst du digitale Punkte bekommen. Diese können dann gegen Gutscheine und Geschenkkarten getauscht werden. Der Algorithmus merkt sich zudem, welche Videos du dir länger ansiehst und zeigt dir weitere ähnliche Inhalte an. Das soll dich länger auf der Plattform halten.

Suchtgefahr und fehlender Alterscheck

Nebst der Suchtgefahr gebe es zudem einen erkennbaren Mechanismus, um das Alter der Nutzer und Nutzerinnen zuverlässig feststellen zu können. Die Kommission bemängelt, dass die App in Frankreich und Spanien bereits erhältlich sei, ohne dass TikTok einen entsprechenden Risikobericht eingereicht habe. Dazu wäre TikTok als sogenannte VLOP (very large online platform) gemäss Artikel 28 des DSA (Seite 60) verpflichtet gewesen. Den Bericht hätte ByteDance bis zum 18. April einreichen sollen.

Es drohen massive Bussen

Bis am 23. April hat TikTok nun Zeit, diesen Bericht nachzureichen. Ab Mittwoch, 24. April drohen dann erhebliche Geldstrafen – bis zu einem Prozent der Jahreseinnahmen oder des weltweiten Umsatzes. Zudem könnte es regelmässige Geldstrafen von bis zu fünf Prozent des Tagesumsatzes der Firma geben. Danach könnte die EU TikTok sogar anweisen, die neuen Funktionen vorerst abzuschalten.

Es ist bereits die zweite Untersuchung gegen TikTok in Europa. Im Februar hat die EU-Kommission ein Verfahren eröffnet. Dabei wird geprüft, ob TikTok genügend Vorkehrungen gegen die Verbreitung illegaler Inhalte trifft und die Anforderung an die Werbetransparenz einhält. Dieses Verfahren ist noch hängig – genau wie jenes gegen Elon Musks Plattform X, gegen das ein Verfahren wegen der Fake-News-Problematik und ähnlicher Vorwürfe läuft.

Auch weitere Plattformen sehen sich vor ähnliche Probleme gestellt. Die Videoportale für Erwachsenenunterhaltung – konkret PornHub, StripChat und Xvideos – müssen ab sofort ebenfalls Massnahmen zur Sicherstellung des Alters ergreifen. Das teilte die EU-Kommission am Wochenende mit. Ansonsten drohen ähnliche Sanktionen. Wie das genau bewerkstelligt wird, ist aber noch nicht klar – die Diskussion um eine behördlich ausgestellte E-ID dürfte lauter werden.

Titelbild: Shutterstock

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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