Die Form «Smart 2» Goggles im Test: Mit Augmented Reality zu besserer Schwimmtechnik
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Die Form «Smart 2» Goggles im Test: Mit Augmented Reality zu besserer Schwimmtechnik

Siri Schubert
29.4.2024

Beim Schwimmen ist Technik das A und O, das werden Triathletinnen und Triathleten sowie ambitionierte Freizeitschwimmer bestätigen. Die Form «Smart 2» Goggles helfen, effizienter zu schwimmen. Sie verwandeln deine Schwimm-Session in ein personalisiertes Training.

Viele, die sich auf einen Triathlon vorbereiten, aber nicht im Verein schwimmen, werden ihn kennen: Den Frust, dass sich die Zeiten beim Schwimmen nicht proportional zur gesteigerten Fitness beim Laufen und Radfahren entwickeln.

Denn: Schwimmen ist anders. Die beste Fitness nützt wenig, wenn die Wasserlage nicht stimmt, die Atmung zu hektisch und die Gleitphase zu kurz ist. Da hilft nur gutes Coaching, denn beim Schwimmen spielt, wie bei allen Wassersportarten, die richtige Technik eine grosse Rolle.

Deshalb habe ich in der Vergangenheit immer wieder Technik-Coachings gebucht, um meinen Stil zu verbessern. Als ich mich auf eine Schwimm-Challenge vorbereitete, erstellte meine Trainerin einen Trainingsplan, den ich auf gelbe Post-It-Zettelchen übertrug und an meine Trinkflasche klebte. Spätestens nach dem dritten Set verwischten meine nassen Hände die Schrift und verwandelten den Plan in ein Rätsel.

Wenn du das kennst, wirst du verstehen, warum ich von der Form Smart 2 Schwimmbrille so begeistert bin. Sie ermöglicht es, so zu trainieren, als hättest du deinen persönlichen Coach dabei. Und zwar nicht nur am Beckenrand, sondern direkt im Wasser, vor deinen Augen. Zudem misst die Brille deine Herzfrequenz, Distanz und Zeit. So weisst du jederzeit, wie stark du dich belastest und wie viele Bahnen du noch vor oder schon hinter dir hast.

Vielleicht kennst du das Vorgängermodell ja schon, die Form Smart. Eine wichtige Neuerung bei der zweiten Generation der smarten AR-Brille ist die Herzfrequenzmessung an der Schläfe und der integrierte Kompass, der dir beim Geradeaus-Schwimmen hilft. Wie sich die Form Smart 2 ausserdem vom Vorgängermodell unterscheidet, erfährst du hier.

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    Neue Schwimmbrille bietet Training mit noch intelligenteren Funktionen

    von Siri Schubert

Eine Brille mit smarter Elektronik

Die Schwimmbrille mit einem Augmented-Reality-(AR)-Display ist mit Sensoren ausgestattet, die deine Bewegungen und den Neigungswinkel deines Kopfes messen. Insgesamt werden eine ganze Reihe von Daten aufgezeichnet, darunter:

  • deine Zwischenzeiten
  • deine Pace pro 50 oder 100 Meter
  • die Zugfrequenz und Strecke pro Zug
  • die Distanz oder verbleibende Distanz
  • die Pausenzeiten
  • die Trainingzeit
  • deine Herzfrequenz

Wenn du im Freiwasser schwimmst, kannst du die Brille an deine Garmin oder Apple Watch koppeln und so über das GPS deiner Uhr die geschwommene Strecke nachverfolgen.

Ein erster Eindruck

Für einen ersten kurzen Test nahm ich die Brille in den Ferien mit in den Hotelpool. Mindestens 15 Meter muss ein Pool lang sein, um die Poollänge auf der Brille einstellen zu können. Mit 16 Metern passte das und es konnte losgehen.

Beim Test im Pool hält die Brille dicht, beschlägt nicht und das Augmented-Reality-Display ist gut lesbar.
Beim Test im Pool hält die Brille dicht, beschlägt nicht und das Augmented-Reality-Display ist gut lesbar.
Quelle: Siri Schubert

Dank der weichen und grosszügig bemessenen Silikon-Augendichtung lief beim Abstossen vom Beckenrand, beim Wenden und beim Schwimmen kein Wasser in die Goggles. Mir passte die Brille mit dem vorinstallierten Nasensteg. Falls das bei dir nicht so ist, sind im Lieferumfang noch vier weitere Nasenstege vorhanden, die du einfach austauschen kannst.

Nach dem ersten Versuch im Pool testete ich die Brille im Freiwasser und im 50-Meter-Pool. Und war von der Leistung und vom Komfort beim Schwimmen sehr angetan. Durch das elektronische Gehirn mit Beschleunigungsmesser und Gyrometer ist die Brille zwar nicht sehr schlank, aber beim Schwimmen habe ich das nicht als störend empfunden. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist die Steuerungseinheit um 15 Prozent kleiner.

Das Wichtigste: das Display. Ob im Pool, Schwimmbad oder im Meer, die Anzeige war durchgehend scharf und gut zu sehen – auch wenn sie im Schwimmbad mit nassen Händen und einer Action Cam nicht einfach zu fotografieren ist. Ich habe mir die Daten auf dem Brillenglas vor dem rechten Auge einspielen lassen. Wenn du sie lieber links siehst, kannst du das in den Einstellungen ändern.

Auf dem AR-Display im Brillenglas hast du deine Leistungsdaten immer vor Augen.
Auf dem AR-Display im Brillenglas hast du deine Leistungsdaten immer vor Augen.
Quelle: Siri Schubert

Auch die Antibeschlag-Beschichtung funktioniert: Ich hatte zu keinem Zeitpunkt einen vernebelten Blick. Allerdings erfordert die Beschichtung etwas Achtsamkeit. Sie darf nicht mit dem Handtuch geschrubbt oder mit Reinigungsmitteln poliert werden.

Die seitliche Wahrnehmung ist mit der Brille allerdings eingeschränkt. Wenn das Schwimmbad relativ leer ist, spielt das keine Rolle. Wenn du oft überholen musst und dir Schwimmerinnen und Schwimmer auf deiner Bahn entgegenkommen, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Dann musst du wahrscheinlich stärker nach vorne schauen und deine schöne Wasserlage ist dahin.

Die Anzeige lässt sich einfach personalisieren

Du kannst das Display so konfigurieren, dass du die Messdaten, die dir am wichtigsten sind, immer im Blick hast. Ich wählte die Distanz und die Herzfrequenz und war positiv überrascht, wie konsistent mir meine Pulsrate über die Messung an der Schläfe angezeigt wurde.

Da die Pulsfrequenz sich im Laufe des Trainings proportional zur gefühlten Anstrengung erhöht hat, gehe ich davon aus, dass sie einigermassen genau ist. Einen Vergleichswert hatte ich nur von der Messung einer Sportuhr am Handgelenk, die ohnehin schon recht ungenau und im Wasser nahezu unbrauchbar ist.

Die Steuerung und Auswahl von Trainingseinheiten, Poolgrösse und anderen Variablen in der Uhr geht einfach über zwei Tasten an der Steuerungseinheit. Sie sind auch mit nassen Händen und sogar während des Schwimmens gut zu bedienen.

Die beiden Steuerungsknöpfe lassen sich auch mit nassen Händen gut bedienen.
Die beiden Steuerungsknöpfe lassen sich auch mit nassen Händen gut bedienen.
Quelle: Siri Schubert

Die Trainingseinheit mit dem Headcoach

Nachdem die Brille auf den ersten 1000 Metern Daten gesammelt hatte, konnte das richtige Training beginnen. Jetzt wollte ich nicht mehr alleine nach Gutdünken schwimmen, sondern auf die Hilfe des professionellen, elektronischen Coaches in der AR-Brille zugreifen. Dazu ist ein monatlich kündbares Abo für 15 Euro im Monat nötig. Das Jahresabo kostet 99 Euro. Ob das nun teuer oder ein unglaubliches Schnäppchen ist, muss jeder selbst entscheiden.

Für mich als Freizeitschwimmerin, die hin und wieder an Schwimmevents und ganz vereinzelt an Triathlons teilnimmt, ist so ein elektronischer Coach eine gute Lösung, um meine Technik zu verbessern und hoffentlich auch effizienter und schneller zu werden.

Bei meiner Schwimmtechnik gibt es Verbesserungspotenzial.
Bei meiner Schwimmtechnik gibt es Verbesserungspotenzial.
Quelle: Form App

Basierend auf den vorhergehenden Messungen entschied der Headcoach, dass meine Kopfhaltung und Drehung beim Atmen die erste Priorität fürs Training sind, um schneller zu werden. Da stimme ich zu. Denn das merke ich nicht nur selbst, sondern habe es auch schon früher von meiner Trainerin als Feedback erhalten. Um zu schauen, was genau verbesserungswürdig ist, gibt es in der App Videos, die – bisher nur auf Englisch – erklären, was gute Technik im jeweiligen Bereich ausmacht.

Das sind die Prioritäten: Als erstes soll ich am Neigungswinkel meines Kopfes beim Schwimmen arbeiten.
Das sind die Prioritäten: Als erstes soll ich am Neigungswinkel meines Kopfes beim Schwimmen arbeiten.
Quelle: Form App

Der Headcoach schlug mir mehrere Trainingseinheiten vor, die ich einfach von meinem iPhone auf die Brille übertragen konnte. Bis zu fünf Trainings lassen sich auf der Brille speichern. Insgesamt kannst du dir entweder Schwimm-Sessions vom Coach vorschlagen lassen, eines aus 1500 Trainings auswählen oder dir selbst ein Training zusammenstellen. Maximale Flexibilität also.

Ich wählte aus den vom Coach vorgeschlagenen Trainings als Erstes eines mit einem Umfang von 2000 Metern auf der 50-Meter-Bahn. Los ging es mit dem Aufwärmen und mit Drills. Zuvor hatte mir die App angezeigt, dass ein Kickboard, Flossen und ein Schnorchel benötigt werden. Die hatte ich dabei. Wenn du diese Gegenstände nicht besitzt, kannst du das Training auch ohne sie absolvieren.

Nach den Drills mit Kickboard & Co., bei denen ich speziell an meiner Technik arbeitete, ging es weiter mit dem Pre-Set. Auf Kommando der Uhr legte ich, wie im Plan vorgegeben, lockere 50 und 100 Meter-Intervalle zurück. Was ich besonders schätzte: den Sekunden-Countdown auf dem Display in den Pausen zwischen den Intervallen sowie die Anzeige, wie viele Bahnen ich noch vor mir hatte. So konnte ich punktgenau starten und mir die Kräfte einteilen.

Beim eigentlichen Set sollte ich dann mit moderater Intensität schwimmen. Dank der Herzfrequenzanzeige konnte ich sicherstellen, dass ich im richtigen Bereich trainierte. Für mich ein echtes Plus.

Da ich die Herzfrequenz im Blick hatte, konnte ich den Hauptteil des Trainings wie gewünscht in Zone 2 absolvieren.
Da ich die Herzfrequenz im Blick hatte, konnte ich den Hauptteil des Trainings wie gewünscht in Zone 2 absolvieren.
Quelle: Form App

Tatsächlich hätte ich ohne die Brille nicht so ein konzentriertes und strukturiertes Training absolviert, sondern wäre wahrscheinlich wieder, wie so oft, in den alten Trott verfallen. Dabei wäre ich einfach 30 bis 40 Bahnen geschwommen, ohne die Intensität gross zu variieren oder auf die Technik zu achten. Schneller werde ich so nicht und mein Schwimmstil wird dadurch auch nicht effizienter. Deshalb hat das Schwimmen mit der Form Smart 2 für mich ganz eindeutige Vorteile. Spass macht das abwechslungsreiche Training zudem. Nur mit dem Kickboard kann ich mich noch nicht ganz anfreunden.

Die Schwimmparameter lassen sich sich in der App leicht ablesen. Zusammenfassungen gibt es pro Intervall oder für das gesamte Training.
Die Schwimmparameter lassen sich sich in der App leicht ablesen. Zusammenfassungen gibt es pro Intervall oder für das gesamte Training.
Quelle: Form App

Deine Schwimm-Session kannst du per Bluetooth mit der Form App synchronisieren, so dass dir weitere Trainingseinheiten vorgeschlagen und deine Schwimm-Scores aktualisiert werden. Die App lässt sich ausserdem mit Strava, Training Peaks, TriDiot, Apple Health und Endsurge synchronisieren. Ausprobiert habe ich die Verbindung mit Training Peaks, die problemlos funktionierte.

Der Test im Freiwasser: Dank Kompass keine krummen Touren

Wer schneller werden will, kommt um strukturiertes Training im Schwimmbad wahrscheinlich nicht herum. Und gerade für die Wintermonate ist es auch eine tolle Möglichkeit, um an Kondition und Technik zu arbeiten. Aber sobald es warm wird, gehört mein Herz dem Freiwasserschwimmen. Ohne Chlorgeruch und Gedränge auf der Bahn schwimme ich am liebsten in Seen oder im Meer.

Deshalb war ich auf die «Swim Straight»-Funktion der Form Smart 2 besonders gespannt. Sie hilft mit einem integrierten Kompass dabei, den gewählten Kurs zu halten und unnötige Zick-Zack-Linien zu vermeiden. Nach dem Kalibrieren des Kompasses durch Kopfdrehen und Neigen probierte ich das Feature vor der Küste Mallorcas aus. Ich hatte eine Boje ausgesucht, von der ich in gerader Linie rund 300 Meter wegschwamm und sie dann mit dem Umkehrkurs versuchte, zu erreichen.

Im Freiwasser hält mich die Brille auf Kurs.
Im Freiwasser hält mich die Brille auf Kurs.
Quelle: Siri Schubert

Tatsächlich funktionierte das kompassgesteuerte Geradeaus-Schwimmen sehr gut. So gut, dass ich die Boje beim letzten Schwimmzug berührte und mir durch die dort angewachsenen Seepocken die Fingerknöchel leicht aufschürfte. Das lag aber nicht an der Brille. Sie forderte mich zur Sicherheit immer wieder auf, ein Sighting, also einen visuellen Check meiner Umgebung, vorzunehmen. Erst wenn die Brille über den Bewegungsmesser registrierte, dass ich den Kopf aus dem Wasser genommen und kurz umher geschaut hatte, zeigte sie den Kompass wieder an.

Für mich bringt die Brille durch die vielen Funktionen und das Coaching einen echten Mehrwert im Schwimmbad und im Freiwasser. Durch sie bin ich motiviert, mich wieder ernsthafter um die Verbesserung von Tempo und Technik zu bemühen.

Fazit

Für ambitionierte Freizeitschwimmerinnen und Triathleten

Wenn du in einem Verein schwimmst und einen Coach hast, der dir Trainingspläne schreibt und deine Technik vom Beckenrand aus korrigiert, brauchst du die Form Smart 2 wahrscheinlich nicht. Wenn du gerne im See oder Schwimmbad deine Bahnen ziehst, ohne dich für dein Tempo oder deine Effizienz zu interessieren, auch nicht.

Wenn du dich aber auf einen Triathlon vorbereitest, ohne in einem Team zu sein, oder dein Schwimmen selbständig verbessern möchtest, könnte die Brille eine gute Lösung für dich sein. Sie zeigt dir auf dem hellen Display eine Vielzahl von Daten in Echtzeit an, sodass du nicht umständlich auf die Uhr oder auf Trainingspläne am Beckenrand schielen musst. Durch die Überwachung und Steuerung deines Trainings hast du einen Personal Trainer direkt vor deinem Auge, wenn du dich für das Abo-Modell entscheidest. So bringt sie das, was bei anderen Sportarten durch Sportuhren mittlerweile Standard ist, auch in den Schwimmsport.

Punktabzug gibt es für die eingeschränkte seitliche Sicht und das Abo-Modell. Die Brille ist zwar auch ohne Abo nutzbar, aber die entscheidenen Coaching-Funktionen fallen dann weg. Wäre es möglich gewesen, hätte ich aber 4,5 Sternchen vergeben, denn das Abo bringt zumindest mir einen grossen Mehrwert im Vergleich zu den Kosten. Für alle, die gerne datenbasiert trainieren und ihren Fortschritt messen wollen, ist die Form Smart 2 eine clevere Lösung, die fürs Schwimmen besser geeignet ist und mehr bietet als eine Sportuhr und dein Training voranbringen kann.

Pro

  • Kompass erleichtert das Freiwasserschwimmen
  • grosse Auswahl an Trainingsplänen
  • zielgerichtete Trainingssteuerung und Auswertung
  • nützliche Daten wie Herzfrequenz und Distanz
  • gut lesbares Display direkt vor dem Auge

Contra

  • kostenpflichtiges Abo nötig, um alle Funktionen zu nutzen
  • seitliches Sehen eingeschränkt
Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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