Produkttest

Pyjama von Dagsmejan – der Stoff für heisse Nächte

Der Pyjama aus einem Wunderstoff verspricht «kühlenden Schlafkomfort». Perfekt für heisse Sommernächte also? Ich habe ausprobiert, ob der «Stay-Cool»-Pyjama von Dagsmejan wirklich eine erfrischende Erfahrung ist.

So schön der Sommer ist mit Glacé, Baden in Flüssen und Seen und Party im Freien bis spät in die Nacht. Wenn in jener Nacht die Temperaturen nicht so richtig sinken wollen, zeigt uns der Sommer seine Schattenseite. Dein Schlaf ist weniger erholsam, wenn du nachts schwitzt. Ein besonderer Gruss an alle, die im Altbau im Dachgeschoss wohnen.

Ob die Gründer von «Dagsmejan», einem Schweizer Produzenten von Nachtwäsche, Tropennacht-Erfahrungen in Dachgeschosswohnungen inspiriert haben, weiss ich nicht. Aber als mir Andreas Lenzhofer, einer der Gründer und CEO, die Gelegenheit gegeben hat, einen kühlenden Pyjama zu testen, habe ich gerne zugesagt. Denn in Sachen Schlafbekleidung bin ich wenig fortschrittlich. Wie die Generation meines Vaters geht es eben mit irgendeiner Art von Baumwollstoff ins Bett. Im Sommer mit Shorts und Kurzarmshirt, im Winter in der längeren Variante. Trotzdem schwitze ich – gerade im Sommer. Muss eben so sein, dachte ich bisher und behalf mir mit der dünnen Daunendecke oder auch einmal nur mit dem Bettanzug ohne Decke drin.

Und ja, ich weiss, dass man auch nackt schlafen könnte. Die Diskussion über Vor- und Nachteile des Nacktschlafs gegenüber der Pyjama-Variante hat sogar schon einmal für richtig gute Unterhaltung bei einem Abendessen in grösserer Runde gesorgt.

Sleeper typology

How do you sleep?

  • Nude. Adam and Eve style.
    22%
  • Pajamas, sometimes even with a sleeping cap.
    10%
  • With shorts and shirt.
    64%
  • In a nightgown.
    4%

The competition has ended.

Der Stoff, aus dem der Hightech-Pyjama gemacht ist

Was ist das überhaupt für ein Markenname – Dagsmejan? Das hat mit Schweden zu tun. «Dag» bedeutet «Tag», und «Meja» heisst «Stärke» und «Kraft». Und in Kombination bezieht sich das schwedische Wort auf die letzten Tage des Winters, in denen die Sonne den Schnee zum Schmelzen bringt. Die Trägerinnen und Träger von Dagsmejan sollen das Gefühl dieser Zeit erleben, in der die Natur nach Dunkelheit und Kälte wieder aufwacht, so heisst es in der Erklärung.

Für mein Erlebnis habe ich ein Shirt und Shorts aus der Stay-Cool-Serie zum Testen erhalten. Sie sind wie alle Modelle Ergebnis einer Produktentwicklung, die «von Anfang an Science-based» sei, erklärt mir der CEO. Kooperationspartner sind zum Beispiel die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) und die Hochschule für Kunst und Design in Luzern, die Expertise in den Bereichen Textile Engineering und Ergonomisches Design beisteuert. Im Beirat von Dagsmejan sitzt auch ein medizinischer Experte: Lutz Graumann, Facharzt für Sportmedizin.Er sagt, dass Thermoregulation der Schlüssel für eine hohe Schlafqualität ist. Im Klartext: Um einschlafen zu können und erholsam zu schlafen, müssen wir Menschen unsere Körperkerntemperatur senken. Aber nicht zu weit. Was jeder weiss, der schon einmal kalte Füsse hatte im Bett.

Luft zirkuliert, Feuchtigkeit darf raus. So funktioniert der Nattcool-Wunderstoff.
Luft zirkuliert, Feuchtigkeit darf raus. So funktioniert der Nattcool-Wunderstoff.
Source: Dagsmejan

Mein Test-Pyjama bestehen aus Microlyocell, der aus Eukalyptus hergestellt wird. Grundsätzlich ist Lyocell eine sogenannte Regeneratfaser. Sie wird durch ein chemisches Verfahren aus der Cellulose von Pflanzenfasern hergestellt. Der Rohstoff wächst also nach, das Verfahren gilt als vergleichsweise umweltverträglich. Dagsmejan gibt an, dass der Produktionsprozess eine Ökotex-Zertifizierung hat (mehr über diese Zertifizierung hier). Lyocell wird etwa seit Beginn der 1990-er-Jahre in der Textilindustrie eingesetzt, unter anderem für Sportfunktionskleidung.

Und was kann Funktionskleidung beim Sport ziemlich gut? Genau, sie ist leicht und trocknet schnell, weshalb das Shirt auch nicht sofort schweissnass an deiner Haut klebt. Diese Eigenschaften soll auch der Dagsmejan Stay-Cool-Pyjama haben. Die Technologie, die die Gründer ertüftelt haben, heisst «Nattcool». Der Stoff ist achtmal atmungsaktiver als Baumwolle, setzt Wasserdampf 60 Prozent besser frei als Baumwolle und trocknet in nur einem Drittel der Zeit, die Baumwolle braucht. So steht es im Prospekt, der im schwarzen Karton zusammen mit meinem Test-Pyjama lag. Auch wenn ich kein Labor im Keller habe, um die Sache mit der Atmungsaktivität und Trocknungszeit genau nachzumessen. Die Alltagserfahrung beim Trocknen liefert mir immerhin Hinweise. Ja, das könnte stimmen. Auf der Wäscheleine ist der Hightech-Pyjama schneller trocken, als ich wieder Lust habe, die Wäsche abzunehmen, zusammenzulegen und in den Schrank zu räumen.

Mein Gefühl entscheidet

Ich habe den Dagsmejan in den vergangenen Wochen fast jede Nacht getragen – mit Ausnahme der Waschpausen. Den versprochenen kühlenden Effekt konnte ich jenen Nächten testen, in denen sich die Raumtemperatur des Schlafzimmers trotz diverser Bemühungen meinerseits nicht deutlich senken liess. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, schneller einzuschlafen und am Morgen erholter aufzuwachen. Natürlich ist so ein Urteil immer subjektiv, und womöglich ist meine Einschätzung auch ein wenig die berühmte sich selbsterfüllende Prophezeiung. Mit meinen bisherigen Pyjamas, wahlweise Aktionsware des Kaffeerösters oder auch von Schiesser, ISA oder Calida, den deutschen respektive Schweizer Platzhirschen der Schlafbekleidung, ist das nicht immer der Fall. Manchmal fühlte sich der Stoff bei den klassischen Baumwoll-Pyjamas am Morgen ein wenig klamm an, weil zu viel Feuchtigkeit nicht den Weg von meinem Körper an die Luft fand, sondern vom Stoff aufgehalten wurde.

Den Funktionstest hat Dagsmejan also bestanden. Und bei Design erfreue ich mich an der klaren und einfachen Form. Ich mag den körpernahen Schnitt der Teile, ohne dass ich mich dadurch eingeengt fühle. Verantwortlich dafür ist übrigens Catarina Dahlin, Partnerin und Mitgründerin des Pyjama-Startups. Sie wurde im Land von Elch und Volvo geboren und ist verantwortlich für die schwedische Design-Sprache der Kleidungsstücke.

Zum nordischen Design gesellt sich zeitgemässe Nachhaltigkeit. Dagsmejan setzt auf eine Slow-Fashion-Philosophie, der auf der Website ein sehr langer detaillierter Beitrag gewidmet wird. Zusammengefasst:

  • Naturfasern verringern den Wasserbedarf bei der Herstellung
  • möglichst wenig Stoff soll im Abfall landen
  • eine Produktion in Europa verkleinert den CO2-Fussabdruck
  • zusammengenäht werden die Pyjamas von erfahrenen Konfektionären unter fairen Arbeitsbedingungen.

Konkret wird das Garn in Deutschland hergestellt, in der Schweiz verstrickt und gefärbt und der Stoff zum Schluss in Rumänien zugeschnitten und vernäht.

Fazit: teuer, aber das Geld wert

Mein Fazit nach einigen Wochen mit dem Pyjama fällt sehr positiv aus. Ich mag es, den Stoff auf meiner Haut zu spüren. Da reibt nichts und ich spüre keine Nähte. Irgendwie fühlt er sich sehr leicht an, obwohl der Dagsmejan-Pyjama fast aufs Gramm so viel wiegt wie die anderer Hersteller. Und ja, ich habe es nachgewogen.

Die wissenschaftlichen Fakten zur Atmungsaktivität des Stoffs und dem Feuchtigkeitsabtransport kann ich nicht überprüfen. Schlafe ich mit der neuen Nachtwäsche schneller ein und wache erholter auf? Nach vier Wochen lautet die Antwort darauf: ja. Jedoch steht der Härtetest mit mehreren Tropennächten in Folge noch aus. Genauso die Auswertung der Daten meiner Frau zu meinem Schnarchverhalten.

Dagsmejan Stay Cool T Shirt
Sleepwear
CHF97.90

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Dagsmejan Balance Pants Cuffs
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CHF102.–

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Oben habe ich dir hier eine kleine Auswahl aus unserem Sortiment verlinkt. Womöglich geht es dir jetzt wie mir als ich die Preise zum ersten Mal gesehen habe. Es sind definitiv keine Schnäppchen. Ich habe mir allerdings überlegt, dass ich bei Pyjamas bisher an der falschen Stelle gespart haben könnte. Denn etwa ein Drittel meines 24-Stunden-Tags verbringe ich im Bett oder zumindest im Pyjama. Vielleicht ist das «günstig» nicht das wichtigste Entscheidungskriterium. Und den Slow-Fashion-Ansatz von Dagsmejan gibt’s eben auch nicht gratis.

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Journalist since 1997. Stopovers in Franconia (or the Franken region), Lake Constance, Obwalden, Nidwalden and Zurich. Father since 2014. Expert in editorial organisation and motivation. Focus on sustainability, home office tools, beautiful things for the home, creative toys and sports equipment. 


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